mit grünen Blumen, ein Stoff, den Hemling vor- zugsweise oft wählte.
Das Gegenstück zu dieser Tafel, welches zugleich als Deckel dient sie zu verschließen, zeigt uns den frommen Stifter dieses Bildes in knieender Anbetung, einen Juncker von Neuenhoven, der hier, wie eine Jnschrift auf dem Bilde uns sagt, im Jahr 1487 in seinem drei und zwanzigsten Jahre abgebildet ward. Obgleich man diese bleiche jugend- liche Gestalt durchaus nicht schön nennen kann, so ist es doch unmöglich, sie ohne die innigste Theil- nahme zu betrachten. Alles an ihr spricht zum Herzen, diese stille Trauer in Haltung und Ge- berde, dieses erbleichende sichtbare Hinschwinden in eben erblühter Jugend. Die unaussprechliche Milde eines frommen Gemüths leuchtet aus den braunen frommen Augen, aus Haltung und Geberde; man möchte ihm helfen, ihn trösten, aber man fühlt zugleich, daß diesem in Sehnsucht und Glauben vergehenden Jünglinge der Trost nur aus höhern Regionen zufließen konnte.
Das lezte der Meisterwerke Hans Hemlings,
mit grünen Blumen, ein Stoff, den Hemling vor- zugsweiſe oft wählte.
Das Gegenſtück zu dieſer Tafel, welches zugleich als Deckel dient ſie zu verſchließen, zeigt uns den frommen Stifter dieſes Bildes in knieender Anbetung, einen Juncker von Neuenhoven, der hier, wie eine Jnſchrift auf dem Bilde uns ſagt, im Jahr 1487 in ſeinem drei und zwanzigſten Jahre abgebildet ward. Obgleich man dieſe bleiche jugend- liche Geſtalt durchaus nicht ſchön nennen kann, ſo iſt es doch unmöglich, ſie ohne die innigſte Theil- nahme zu betrachten. Alles an ihr ſpricht zum Herzen, dieſe ſtille Trauer in Haltung und Ge- berde, dieſes erbleichende ſichtbare Hinſchwinden in eben erblühter Jugend. Die unausſprechliche Milde eines frommen Gemüths leuchtet aus den braunen frommen Augen, aus Haltung und Geberde; man möchte ihm helfen, ihn tröſten, aber man fühlt zugleich, daß dieſem in Sehnſucht und Glauben vergehenden Jünglinge der Troſt nur aus höhern Regionen zufließen konnte.
Das lezte der Meiſterwerke Hans Hemlings,
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[154/0166]
mit grünen Blumen, ein Stoff, den Hemling vor-
zugsweiſe oft wählte.
Das Gegenſtück zu dieſer Tafel, welches
zugleich als Deckel dient ſie zu verſchließen, zeigt
uns den frommen Stifter dieſes Bildes in knieender
Anbetung, einen Juncker von Neuenhoven, der
hier, wie eine Jnſchrift auf dem Bilde uns ſagt,
im Jahr 1487 in ſeinem drei und zwanzigſten Jahre
abgebildet ward. Obgleich man dieſe bleiche jugend-
liche Geſtalt durchaus nicht ſchön nennen kann, ſo
iſt es doch unmöglich, ſie ohne die innigſte Theil-
nahme zu betrachten. Alles an ihr ſpricht zum
Herzen, dieſe ſtille Trauer in Haltung und Ge-
berde, dieſes erbleichende ſichtbare Hinſchwinden
in eben erblühter Jugend. Die unausſprechliche
Milde eines frommen Gemüths leuchtet aus den
braunen frommen Augen, aus Haltung und Geberde;
man möchte ihm helfen, ihn tröſten, aber man
fühlt zugleich, daß dieſem in Sehnſucht und
Glauben vergehenden Jünglinge der Troſt nur aus
höhern Regionen zufließen konnte.
Das lezte der Meiſterwerke Hans Hemlings,
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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