Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Vorrede.
treten haben! Jn Städten, dem Himmel
sey Dank! herrschet eine ganz andere
Dichtkunst. Bezeugen es nicht so manche
Gedichte junger Gelehrten; gelehrter Jüng-
linge, die so gleich durch ihr Schiboleth
verrathen, wes Geistes Kinder sie sind?
Auf den Kanzeln ertönet das Lob eines
göttlichen Klopstocks; * in den Schu-
len, in den Baumschulen der künftigen
Stützen des Landes, ** lernet man die Al-
ten verachten; so, daß es ein Wunder ist,
wie es noch Wahnwitzige geben kann, die
sich einem so öffentlichen Ausspruche wider-
setzen. Aber die Schaalen! die Seich-
ten! *** sie haben ihren Lohn dahin. Sie
sollen aus dem Buche der Dichter ausge-
kratzet, und in die kalten Gründe der Rei-
mer verbannet werden.

Jch,
* Siehe Cramers Fortsetzung Bossuets.
** Zu Gotha und Wolfenbüttel, imgleichen zu Altenburg.
*** Leibschimpfwörter der Herren Zürcher.
a 4

Vorrede.
treten haben! Jn Staͤdten, dem Himmel
ſey Dank! herrſchet eine ganz andere
Dichtkunſt. Bezeugen es nicht ſo manche
Gedichte junger Gelehrten; gelehrter Juͤng-
linge, die ſo gleich durch ihr Schiboleth
verrathen, wes Geiſtes Kinder ſie ſind?
Auf den Kanzeln ertoͤnet das Lob eines
goͤttlichen Klopſtocks; * in den Schu-
len, in den Baumſchulen der kuͤnftigen
Stuͤtzen des Landes, ** lernet man die Al-
ten verachten; ſo, daß es ein Wunder iſt,
wie es noch Wahnwitzige geben kann, die
ſich einem ſo oͤffentlichen Ausſpruche wider-
ſetzen. Aber die Schaalen! die Seich-
ten! *** ſie haben ihren Lohn dahin. Sie
ſollen aus dem Buche der Dichter ausge-
kratzet, und in die kalten Gruͤnde der Rei-
mer verbannet werden.

Jch,
* Siehe Cramers Fortſetzung Boſſuets.
** Zu Gotha und Wolfenbuͤttel, imgleichen zu Altenburg.
*** Leibſchimpfwoͤrter der Herren Zuͤrcher.
a 4
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0009"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
treten haben! Jn Sta&#x0364;dten, dem Himmel<lb/>
&#x017F;ey Dank! herr&#x017F;chet eine ganz andere<lb/>
Dichtkun&#x017F;t. Bezeugen es nicht &#x017F;o manche<lb/>
Gedichte junger Gelehrten; gelehrter Ju&#x0364;ng-<lb/>
linge, die &#x017F;o gleich durch ihr <hi rendition="#fr">Schiboleth</hi><lb/>
verrathen, wes Gei&#x017F;tes Kinder &#x017F;ie &#x017F;ind?<lb/>
Auf den Kanzeln erto&#x0364;net das Lob eines<lb/><hi rendition="#fr">go&#x0364;ttlichen Klop&#x017F;tocks;</hi> <note place="foot" n="*">Siehe Cramers Fort&#x017F;etzung Bo&#x017F;&#x017F;uets.</note> in den Schu-<lb/>
len, in den Baum&#x017F;chulen der ku&#x0364;nftigen<lb/>
Stu&#x0364;tzen des Landes, <note place="foot" n="**">Zu Gotha und Wolfenbu&#x0364;ttel, imgleichen zu Altenburg.</note> lernet man die Al-<lb/>
ten verachten; &#x017F;o, daß es ein Wunder i&#x017F;t,<lb/>
wie es noch Wahnwitzige geben kann, die<lb/>
&#x017F;ich einem &#x017F;o o&#x0364;ffentlichen Aus&#x017F;pruche wider-<lb/>
&#x017F;etzen. Aber die <hi rendition="#fr">Schaalen!</hi> die <hi rendition="#fr">Seich-<lb/>
ten!</hi> <note place="foot" n="***">Leib&#x017F;chimpfwo&#x0364;rter der Herren Zu&#x0364;rcher.</note> &#x017F;ie haben ihren Lohn dahin. Sie<lb/>
&#x017F;ollen aus dem Buche der Dichter ausge-<lb/>
kratzet, und in die kalten Gru&#x0364;nde der Rei-<lb/>
mer verbannet werden.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">a 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Jch,</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0009] Vorrede. treten haben! Jn Staͤdten, dem Himmel ſey Dank! herrſchet eine ganz andere Dichtkunſt. Bezeugen es nicht ſo manche Gedichte junger Gelehrten; gelehrter Juͤng- linge, die ſo gleich durch ihr Schiboleth verrathen, wes Geiſtes Kinder ſie ſind? Auf den Kanzeln ertoͤnet das Lob eines goͤttlichen Klopſtocks; * in den Schu- len, in den Baumſchulen der kuͤnftigen Stuͤtzen des Landes, ** lernet man die Al- ten verachten; ſo, daß es ein Wunder iſt, wie es noch Wahnwitzige geben kann, die ſich einem ſo oͤffentlichen Ausſpruche wider- ſetzen. Aber die Schaalen! die Seich- ten! *** ſie haben ihren Lohn dahin. Sie ſollen aus dem Buche der Dichter ausge- kratzet, und in die kalten Gruͤnde der Rei- mer verbannet werden. Jch, * Siehe Cramers Fortſetzung Boſſuets. ** Zu Gotha und Wolfenbuͤttel, imgleichen zu Altenburg. *** Leibſchimpfwoͤrter der Herren Zuͤrcher. a 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/9
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/9>, abgerufen am 27.11.2024.