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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Vorrede.
mehren gedenke. Es ist doch nichts so
schön, als Verstand haben; und nichts so
sicher, in itzigen Zeiten dazu zu gelangen,
als keine gesunde Vernunft zu haben.
Wie wären sonst die göttlichen Männer,
ein B = = ein Br = = ein Kl = = und
andere dieser Größe zu dem Ruhme gelan-
get, den sie doch unwidersprechlich besitzen?
Ein Blick in die Schriften dieser heili-
gen Männer ist mir wie ein Blick in
die goldenen Zeiten,
* wo noch ein Vers
etwas galt, der nach Bisem und Ambra
roch. Jch ärgere mich recht, und ich sage
es hiemit zur Schande meines Vaterlan-
des: ich gräme mich recht, daß man auf
dem Lande noch so spricht, als man vor je-
nen zehen Jahren in den Städten sprach;
und so dichtet, wie unsere lieben Alten dich-
teten. Die lieben Alten! Sie waren nur
die Zwerge, auf denen wir, Riesen, stehen.
Kein Wunder, daß wir sie zu Grunde ge-

treten
* Siehe den 55sten der critischen Briefe.

Vorrede.
mehren gedenke. Es iſt doch nichts ſo
ſchoͤn, als Verſtand haben; und nichts ſo
ſicher, in itzigen Zeiten dazu zu gelangen,
als keine geſunde Vernunft zu haben.
Wie waͤren ſonſt die goͤttlichen Maͤnner,
ein B = = ein Br = = ein Kl = = und
andere dieſer Groͤße zu dem Ruhme gelan-
get, den ſie doch unwiderſprechlich beſitzen?
Ein Blick in die Schriften dieſer heili-
gen Maͤnner iſt mir wie ein Blick in
die goldenen Zeiten,
* wo noch ein Vers
etwas galt, der nach Biſem und Ambra
roch. Jch aͤrgere mich recht, und ich ſage
es hiemit zur Schande meines Vaterlan-
des: ich graͤme mich recht, daß man auf
dem Lande noch ſo ſpricht, als man vor je-
nen zehen Jahren in den Staͤdten ſprach;
und ſo dichtet, wie unſere lieben Alten dich-
teten. Die lieben Alten! Sie waren nur
die Zwerge, auf denen wir, Rieſen, ſtehen.
Kein Wunder, daß wir ſie zu Grunde ge-

treten
* Siehe den 55ſten der critiſchen Briefe.
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[0008] Vorrede. mehren gedenke. Es iſt doch nichts ſo ſchoͤn, als Verſtand haben; und nichts ſo ſicher, in itzigen Zeiten dazu zu gelangen, als keine geſunde Vernunft zu haben. Wie waͤren ſonſt die goͤttlichen Maͤnner, ein B = = ein Br = = ein Kl = = und andere dieſer Groͤße zu dem Ruhme gelan- get, den ſie doch unwiderſprechlich beſitzen? Ein Blick in die Schriften dieſer heili- gen Maͤnner iſt mir wie ein Blick in die goldenen Zeiten, * wo noch ein Vers etwas galt, der nach Biſem und Ambra roch. Jch aͤrgere mich recht, und ich ſage es hiemit zur Schande meines Vaterlan- des: ich graͤme mich recht, daß man auf dem Lande noch ſo ſpricht, als man vor je- nen zehen Jahren in den Staͤdten ſprach; und ſo dichtet, wie unſere lieben Alten dich- teten. Die lieben Alten! Sie waren nur die Zwerge, auf denen wir, Rieſen, ſtehen. Kein Wunder, daß wir ſie zu Grunde ge- treten * Siehe den 55ſten der critiſchen Briefe.

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/8>, abgerufen am 23.11.2024.