Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Tr
haben aber doch noch ein bequemer Mittel gut
zu träumen: Lies die Epopöendichter und unser
Wörterbuch!

Trenscheen.

Diese eröffnet der Herr Magister
im Nimrod, 403 S.

"Laufgraben macht' ich gedoppelt; Tren-
scheen von innen und aussen.
Tresore, oder Schenktische.
-- "vorm Speisesaal stunden Thresore,
"Credenztische,
Tafelgeräthe --
Nimrod, 103 S.

Credenztische zu Nimrods Zeiten! Ha! Ha! Ha!
Jn der lächerlichen Schreibart sind der Herr Ma-
gister
sehr stark. Der Herr Hofnarr, Haba-
cuc,
purzelt auch hier. Und wir wundern uns,
daß die Narren aus Nimrods Zeiten mit un-
sern so viel Aehnlichkeit haben. Auch Porcellan
ist hier, und Nimrod speiset, wie Ludwig der
XIV. Unsere Hauptsorge muß demnach seyn, auch
die Hofnarren unserer Helden zu beschreiben; kein
Zotchen zu vergessen; ja durch dergleichen Male-
reyen eine löbliche Weitläuftigkeit zu erhalten.
Wir müssen nicht allein das Gesicht einer Schö-
nen; sondern auch ihren Steiß malen; d. i. alle
mögliche Bilder von allen möglichen Seiten zu zei-
gen. Denn die Wahl, und eine ängstliche Unter-
scheidung ist pedantisch; sie martern nicht allein
den Witz; sie schränken nicht allein die poetische
Wuth ein, wodurch so manche schöne Beschreibung
verlohren gehet; sondern machen auch noch die Bü-
cher kleiner, welches für einen Dichter oft von ge-

fährli-
D d 4

Tr
haben aber doch noch ein bequemer Mittel gut
zu traͤumen: Lies die Epopoͤendichter und unſer
Woͤrterbuch!

Trenſcheen.

Dieſe eroͤffnet der Herr Magiſter
im Nimrod, 403 S.

“Laufgraben macht’ ich gedoppelt; Tren-
ſcheen von innen und auſſen.
Treſore, oder Schenktiſche.
— “vorm Speiſeſaal ſtunden Threſore,
“Credenztiſche,
Tafelgeraͤthe —
Nimrod, 103 S.

Credenztiſche zu Nimrods Zeiten! Ha! Ha! Ha!
Jn der laͤcherlichen Schreibart ſind der Herr Ma-
giſter
ſehr ſtark. Der Herr Hofnarr, Haba-
cuc,
purzelt auch hier. Und wir wundern uns,
daß die Narren aus Nimrods Zeiten mit un-
ſern ſo viel Aehnlichkeit haben. Auch Porcellan
iſt hier, und Nimrod ſpeiſet, wie Ludwig der
XIV. Unſere Hauptſorge muß demnach ſeyn, auch
die Hofnarren unſerer Helden zu beſchreiben; kein
Zotchen zu vergeſſen; ja durch dergleichen Male-
reyen eine loͤbliche Weitlaͤuftigkeit zu erhalten.
Wir muͤſſen nicht allein das Geſicht einer Schoͤ-
nen; ſondern auch ihren Steiß malen; d. i. alle
moͤgliche Bilder von allen moͤglichen Seiten zu zei-
gen. Denn die Wahl, und eine aͤngſtliche Unter-
ſcheidung iſt pedantiſch; ſie martern nicht allein
den Witz; ſie ſchraͤnken nicht allein die poetiſche
Wuth ein, wodurch ſo manche ſchoͤne Beſchreibung
verlohren gehet; ſondern machen auch noch die Buͤ-
cher kleiner, welches fuͤr einen Dichter oft von ge-

faͤhrli-
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0449" n="423"/><fw place="top" type="header">Tr</fw><lb/>
haben aber doch noch ein bequemer Mittel gut<lb/>
zu <hi rendition="#fr">tra&#x0364;umen:</hi> Lies die <hi rendition="#fr">Epopo&#x0364;endichter</hi> und un&#x017F;er<lb/><hi rendition="#fr">Wo&#x0364;rterbuch!</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Tren&#x017F;cheen.</head>
            <p>Die&#x017F;e ero&#x0364;ffnet <hi rendition="#fr">der Herr Magi&#x017F;ter</hi><lb/>
im <hi rendition="#fr">Nimrod, 403 S.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Laufgraben macht&#x2019; ich gedoppelt; <hi rendition="#fr">Tren-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">&#x017F;cheen</hi> von innen und au&#x017F;&#x017F;en.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Tre&#x017F;ore, oder Schenkti&#x017F;che.</head><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;vorm Spei&#x017F;e&#x017F;aal &#x017F;tunden <hi rendition="#fr">Thre&#x017F;ore,<lb/>
&#x201C;Credenzti&#x017F;che,</hi> Tafelgera&#x0364;the &#x2014;<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Nimrod, 103 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Credenzti&#x017F;che zu Nimrods Zeiten!</hi> Ha! Ha! Ha!<lb/>
Jn der la&#x0364;cherlichen Schreibart &#x017F;ind der Herr <hi rendition="#fr">Ma-<lb/>
gi&#x017F;ter</hi> &#x017F;ehr &#x017F;tark. Der Herr <hi rendition="#fr">Hofnarr, Haba-<lb/>
cuc,</hi> purzelt auch hier. Und wir wundern uns,<lb/>
daß die <hi rendition="#fr">Narren</hi> aus <hi rendition="#fr">Nimrods</hi> Zeiten mit un-<lb/>
&#x017F;ern &#x017F;o viel Aehnlichkeit haben. Auch <hi rendition="#fr">Porcellan</hi><lb/>
i&#x017F;t hier, und <hi rendition="#fr">Nimrod</hi> &#x017F;pei&#x017F;et, wie <hi rendition="#fr">Ludwig der</hi><lb/><hi rendition="#aq">XIV.</hi> Un&#x017F;ere Haupt&#x017F;orge muß demnach &#x017F;eyn, auch<lb/>
die Hofnarren un&#x017F;erer Helden zu be&#x017F;chreiben; kein<lb/>
Zotchen zu verge&#x017F;&#x017F;en; ja durch dergleichen Male-<lb/>
reyen eine lo&#x0364;bliche Weitla&#x0364;uftigkeit zu erhalten.<lb/>
Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht allein das <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;icht</hi> einer Scho&#x0364;-<lb/>
nen; &#x017F;ondern auch ihren <hi rendition="#fr">Steiß</hi> malen; d. i. alle<lb/>
mo&#x0364;gliche Bilder von allen mo&#x0364;glichen Seiten zu zei-<lb/>
gen. Denn die Wahl, und eine a&#x0364;ng&#x017F;tliche Unter-<lb/>
&#x017F;cheidung i&#x017F;t pedanti&#x017F;ch; &#x017F;ie martern nicht allein<lb/>
den Witz; &#x017F;ie &#x017F;chra&#x0364;nken nicht allein die poeti&#x017F;che<lb/>
Wuth ein, wodurch &#x017F;o manche &#x017F;cho&#x0364;ne Be&#x017F;chreibung<lb/>
verlohren gehet; &#x017F;ondern machen auch noch die Bu&#x0364;-<lb/>
cher kleiner, welches fu&#x0364;r einen Dichter oft von ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">fa&#x0364;hrli-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0449] Tr haben aber doch noch ein bequemer Mittel gut zu traͤumen: Lies die Epopoͤendichter und unſer Woͤrterbuch! Trenſcheen. Dieſe eroͤffnet der Herr Magiſter im Nimrod, 403 S. “Laufgraben macht’ ich gedoppelt; Tren- ſcheen von innen und auſſen. Treſore, oder Schenktiſche. — “vorm Speiſeſaal ſtunden Threſore, “Credenztiſche, Tafelgeraͤthe — Nimrod, 103 S. Credenztiſche zu Nimrods Zeiten! Ha! Ha! Ha! Jn der laͤcherlichen Schreibart ſind der Herr Ma- giſter ſehr ſtark. Der Herr Hofnarr, Haba- cuc, purzelt auch hier. Und wir wundern uns, daß die Narren aus Nimrods Zeiten mit un- ſern ſo viel Aehnlichkeit haben. Auch Porcellan iſt hier, und Nimrod ſpeiſet, wie Ludwig der XIV. Unſere Hauptſorge muß demnach ſeyn, auch die Hofnarren unſerer Helden zu beſchreiben; kein Zotchen zu vergeſſen; ja durch dergleichen Male- reyen eine loͤbliche Weitlaͤuftigkeit zu erhalten. Wir muͤſſen nicht allein das Geſicht einer Schoͤ- nen; ſondern auch ihren Steiß malen; d. i. alle moͤgliche Bilder von allen moͤglichen Seiten zu zei- gen. Denn die Wahl, und eine aͤngſtliche Unter- ſcheidung iſt pedantiſch; ſie martern nicht allein den Witz; ſie ſchraͤnken nicht allein die poetiſche Wuth ein, wodurch ſo manche ſchoͤne Beſchreibung verlohren gehet; ſondern machen auch noch die Buͤ- cher kleiner, welches fuͤr einen Dichter oft von ge- faͤhrli- D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/449
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/449>, abgerufen am 25.05.2024.