Gesichte eines gewissen Thieres eine Aehnlichkeit ha- ben; man will gar von derselben auf die Gemüths- art schliessen. Umgekehrt! so wäre es recht! von der Gemüthsart auf die Aehnlichkeit!
Menschenbild.
So kann man sagen, ein Ochsen- bild; denn sagen wir nicht ein Weibesbild, ein Mannsbild?
"Sie will (die Gottheit) ihr göttlich Bild in Menschenbilder hüllen. Samml. Nicol. 88 S.
Hüllet man etwas in Bilder: so reisset man die Bilder erstlich ab. Allein die Gottheit will Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sey. So spricht die Bibel! aber sie irret: und das göttliche Bild, der Geist, ist in Menschenbil- der eingehüllet: natürlich, wie eine Lattwerge; oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn einem Kranken vor ihnen ekelt.
Menschengewebe;
folglich auch ein Göttergespinn.
"Wenn er das Menschengewebe der irdischen Seligkeit fliehet. Off. St. Kl. 28 S.
Menschliche Mahlzeit.
Jst das wohl eine mensch- liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane Menschen verzehren? Und darum nennet sie doch der große Rath eine menschliche Mahlzeit.
"Diese geschlachteten Körper, die Leichen auf Leichen gehäufet; "Die Gefäße mit Blut, den Duft des sieden- den Erztes, "Der aufsteigend den leckern Geruch zu den Satanen wehet.
"Wahr-
T 5
Me
Geſichte eines gewiſſen Thieres eine Aehnlichkeit ha- ben; man will gar von derſelben auf die Gemuͤths- art ſchlieſſen. Umgekehrt! ſo waͤre es recht! von der Gemuͤthsart auf die Aehnlichkeit!
Menſchenbild.
So kann man ſagen, ein Ochſen- bild; denn ſagen wir nicht ein Weibesbild, ein Mannsbild?
“Sie will (die Gottheit) ihr goͤttlich Bild in Menſchenbilder huͤllen. Samml. Nicol. 88 S.
Huͤllet man etwas in Bilder: ſo reiſſet man die Bilder erſtlich ab. Allein die Gottheit will Menſchen machen, ein Bild, das uns gleich ſey. So ſpricht die Bibel! aber ſie irret: und das goͤttliche Bild, der Geiſt, iſt in Menſchenbil- der eingehuͤllet: natuͤrlich, wie eine Lattwerge; oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn einem Kranken vor ihnen ekelt.
Menſchengewebe;
folglich auch ein Goͤttergeſpinn.
“Wenn er das Menſchengewebe der irdiſchen Seligkeit fliehet. Off. St. Kl. 28 S.
Menſchliche Mahlzeit.
Jſt das wohl eine menſch- liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane Menſchen verzehren? Und darum nennet ſie doch der große Rath eine menſchliche Mahlzeit.
“Dieſe geſchlachteten Koͤrper, die Leichen auf Leichen gehaͤufet; “Die Gefaͤße mit Blut, den Duft des ſieden- den Erztes, “Der aufſteigend den leckern Geruch zu den Satanen wehet.
“Wahr-
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“Sie will (die Gottheit) ihr goͤttlich Bild in
Menſchenbilder huͤllen.
Samml. Nicol. 88 S.
Huͤllet man etwas in Bilder: ſo reiſſet man die
Bilder erſtlich ab. Allein die Gottheit will
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ſey. So ſpricht die Bibel! aber ſie irret: und
das goͤttliche Bild, der Geiſt, iſt in Menſchenbil-
der eingehuͤllet: natuͤrlich, wie eine Lattwerge;
oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn
einem Kranken vor ihnen ekelt.
Menſchengewebe; folglich auch ein Goͤttergeſpinn.
“Wenn er das Menſchengewebe der irdiſchen
Seligkeit fliehet. Off. St. Kl. 28 S.
Menſchliche Mahlzeit. Jſt das wohl eine menſch-
liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane
Menſchen verzehren? Und darum nennet ſie doch
der große Rath eine menſchliche Mahlzeit.
“Dieſe geſchlachteten Koͤrper, die Leichen auf
Leichen gehaͤufet;
“Die Gefaͤße mit Blut, den Duft des ſieden-
den Erztes,
“Der aufſteigend den leckern Geruch zu den
Satanen wehet.
“Wahr-
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/323>, abgerufen am 16.02.2025.
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