lasse ich auch ihre seichten Gründe nackt und bloß stehen, und übergebe sie dem Ge- spötte der Schüler. Jch weis also nicht recht, ob mein Wörterbuch eine Poe- sie, oder meine Poesie ein Wörterbuch ist.
Das Lob, was mein Versuch in den ge- lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern des Witzes, und Ausspendern der Un- sterblichkeit einerndten wird, setzte mich zwar in Versuchung, meinen Namen davor zu setzen. Da aber Klopstocks Name doch ist verrathen worden, ob er ihn gleich nicht vor sein treffliches Gesinge gesetzet: so traue ich auch meinen Lesern den Verstand zu; sie werden so neugierig seyn, und sich etwas Mühe darum geben. Denn ich beichte eben nicht alles, et mon Nom n'est pas un Peche.
Der angehängte Lebenslauf ist nur ein Fragment. Der Versuch ist nicht fertig, wird man sagen. Sind doch aber manche
Gedich-
Vorrede.
laſſe ich auch ihre ſeichten Gruͤnde nackt und bloß ſtehen, und uͤbergebe ſie dem Ge- ſpoͤtte der Schuͤler. Jch weis alſo nicht recht, ob mein Woͤrterbuch eine Poe- ſie, oder meine Poeſie ein Woͤrterbuch iſt.
Das Lob, was mein Verſuch in den ge- lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern des Witzes, und Ausſpendern der Un- ſterblichkeit einerndten wird, ſetzte mich zwar in Verſuchung, meinen Namen davor zu ſetzen. Da aber Klopſtocks Name doch iſt verrathen worden, ob er ihn gleich nicht vor ſein treffliches Geſinge geſetzet: ſo traue ich auch meinen Leſern den Verſtand zu; ſie werden ſo neugierig ſeyn, und ſich etwas Muͤhe darum geben. Denn ich beichte eben nicht alles, et mon Nom n’eſt pas un Peché.
Der angehaͤngte Lebenslauf iſt nur ein Fragment. Der Verſuch iſt nicht fertig, wird man ſagen. Sind doch aber manche
Gedich-
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0024"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
laſſe ich auch ihre ſeichten Gruͤnde nackt<lb/>
und bloß ſtehen, und uͤbergebe ſie dem Ge-<lb/>ſpoͤtte der Schuͤler. Jch weis alſo nicht<lb/>
recht, <hirendition="#fr">ob mein Woͤrterbuch eine Poe-<lb/>ſie, oder meine Poeſie ein Woͤrterbuch<lb/>
iſt.</hi></p><lb/><p>Das Lob, was mein Verſuch in den <hirendition="#fr">ge-<lb/>
lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern<lb/>
des Witzes, und Ausſpendern der Un-<lb/>ſterblichkeit</hi> einerndten wird, ſetzte mich<lb/>
zwar in Verſuchung, meinen Namen davor<lb/>
zu ſetzen. Da aber <hirendition="#fr">Klopſtocks</hi> Name doch<lb/>
iſt verrathen worden, ob er ihn gleich nicht<lb/>
vor ſein treffliches Geſinge geſetzet: ſo<lb/>
traue ich auch meinen Leſern den Verſtand<lb/>
zu; ſie werden ſo neugierig ſeyn, und ſich<lb/>
etwas Muͤhe darum geben. Denn ich<lb/>
beichte eben nicht alles, <hirendition="#aq">et mon Nom n’eſt<lb/>
pas un Peché.</hi></p><lb/><p>Der angehaͤngte Lebenslauf iſt nur ein<lb/>
Fragment. Der Verſuch iſt nicht fertig,<lb/>
wird man ſagen. Sind doch aber manche<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gedich-</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0024]
Vorrede.
laſſe ich auch ihre ſeichten Gruͤnde nackt
und bloß ſtehen, und uͤbergebe ſie dem Ge-
ſpoͤtte der Schuͤler. Jch weis alſo nicht
recht, ob mein Woͤrterbuch eine Poe-
ſie, oder meine Poeſie ein Woͤrterbuch
iſt.
Das Lob, was mein Verſuch in den ge-
lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern
des Witzes, und Ausſpendern der Un-
ſterblichkeit einerndten wird, ſetzte mich
zwar in Verſuchung, meinen Namen davor
zu ſetzen. Da aber Klopſtocks Name doch
iſt verrathen worden, ob er ihn gleich nicht
vor ſein treffliches Geſinge geſetzet: ſo
traue ich auch meinen Leſern den Verſtand
zu; ſie werden ſo neugierig ſeyn, und ſich
etwas Muͤhe darum geben. Denn ich
beichte eben nicht alles, et mon Nom n’eſt
pas un Peché.
Der angehaͤngte Lebenslauf iſt nur ein
Fragment. Der Verſuch iſt nicht fertig,
wird man ſagen. Sind doch aber manche
Gedich-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/24>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.