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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Vorrede.
lasse ich auch ihre seichten Gründe nackt
und bloß stehen, und übergebe sie dem Ge-
spötte der Schüler. Jch weis also nicht
recht, ob mein Wörterbuch eine Poe-
sie, oder meine Poesie ein Wörterbuch
ist.

Das Lob, was mein Versuch in den ge-
lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern
des Witzes, und Ausspendern der Un-
sterblichkeit
einerndten wird, setzte mich
zwar in Versuchung, meinen Namen davor
zu setzen. Da aber Klopstocks Name doch
ist verrathen worden, ob er ihn gleich nicht
vor sein treffliches Gesinge gesetzet: so
traue ich auch meinen Lesern den Verstand
zu; sie werden so neugierig seyn, und sich
etwas Mühe darum geben. Denn ich
beichte eben nicht alles, et mon Nom n'est
pas un Peche.

Der angehängte Lebenslauf ist nur ein
Fragment. Der Versuch ist nicht fertig,
wird man sagen. Sind doch aber manche

Gedich-

Vorrede.
laſſe ich auch ihre ſeichten Gruͤnde nackt
und bloß ſtehen, und uͤbergebe ſie dem Ge-
ſpoͤtte der Schuͤler. Jch weis alſo nicht
recht, ob mein Woͤrterbuch eine Poe-
ſie, oder meine Poeſie ein Woͤrterbuch
iſt.

Das Lob, was mein Verſuch in den ge-
lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern
des Witzes, und Ausſpendern der Un-
ſterblichkeit
einerndten wird, ſetzte mich
zwar in Verſuchung, meinen Namen davor
zu ſetzen. Da aber Klopſtocks Name doch
iſt verrathen worden, ob er ihn gleich nicht
vor ſein treffliches Geſinge geſetzet: ſo
traue ich auch meinen Leſern den Verſtand
zu; ſie werden ſo neugierig ſeyn, und ſich
etwas Muͤhe darum geben. Denn ich
beichte eben nicht alles, et mon Nom n’eſt
pas un Peché.

Der angehaͤngte Lebenslauf iſt nur ein
Fragment. Der Verſuch iſt nicht fertig,
wird man ſagen. Sind doch aber manche

Gedich-
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[0024] Vorrede. laſſe ich auch ihre ſeichten Gruͤnde nackt und bloß ſtehen, und uͤbergebe ſie dem Ge- ſpoͤtte der Schuͤler. Jch weis alſo nicht recht, ob mein Woͤrterbuch eine Poe- ſie, oder meine Poeſie ein Woͤrterbuch iſt. Das Lob, was mein Verſuch in den ge- lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern des Witzes, und Ausſpendern der Un- ſterblichkeit einerndten wird, ſetzte mich zwar in Verſuchung, meinen Namen davor zu ſetzen. Da aber Klopſtocks Name doch iſt verrathen worden, ob er ihn gleich nicht vor ſein treffliches Geſinge geſetzet: ſo traue ich auch meinen Leſern den Verſtand zu; ſie werden ſo neugierig ſeyn, und ſich etwas Muͤhe darum geben. Denn ich beichte eben nicht alles, et mon Nom n’eſt pas un Peché. Der angehaͤngte Lebenslauf iſt nur ein Fragment. Der Verſuch iſt nicht fertig, wird man ſagen. Sind doch aber manche Gedich-

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/24>, abgerufen am 23.11.2024.