Der Liebe Folterbett, der öden Stunden Last, Die herrschen nicht so stark im Schaub, als im Palast. Haller, 112 S.
Wer wird sich lange bey der Hütte auf halten? Man muß hineingehen; der Bauerfrau den Schaub, oder die Schaube nehmen und der Liebe Folterbett hineinstecken. Es ist wahr, man dähnet sich auf dem Folterbette der Liebe auch et- was aus: ob es aber so fürchterlich, als eine Fol- ter, ist, das fragen wir alle Verliebte? Wir be- wundern auch hier einen Flammenstrom, einen Strom von Flammen; wie auch einen tiefen Dorn. Denn so kann man sagen a. St. er sprü- het Flammen aus; er strömet Flammen aus; und einen Degen, der einem tief in den Leib ge- stoßen worden, können wir einen tiefen Degen nennen. Allein hier ist noch einen gräßlichere Furcht; und so siehet des Herrn M. N. Furcht aus.
Seine Furcht war so närrisch, als die Kunst der Prophetin, Die eine häßliche Vettel und ein vorwitzig Weib war: Runzlicht, hökrig und zahnlos, mit bleichen begeiferten Lefzen, Mit triefend gelbem Gesicht, und dünnen gräulichen Haaren, Wobey sie einäugig, lahm war; und einen En- tenfuß hatte. Nimr. 407 S.
Einen Entenfuß, oder einen Entensteiß! Jst das nicht eine närrische Furcht?
Fuß-
Fu
Der Liebe Folterbett, der oͤden Stunden Laſt, Die herrſchen nicht ſo ſtark im Schaub, als im Palaſt. Haller, 112 S.
Wer wird ſich lange bey der Huͤtte auf halten? Man muß hineingehen; der Bauerfrau den Schaub, oder die Schaube nehmen und der Liebe Folterbett hineinſtecken. Es iſt wahr, man daͤhnet ſich auf dem Folterbette der Liebe auch et- was aus: ob es aber ſo fuͤrchterlich, als eine Fol- ter, iſt, das fragen wir alle Verliebte? Wir be- wundern auch hier einen Flammenſtrom, einen Strom von Flammen; wie auch einen tiefen Dorn. Denn ſo kann man ſagen a. St. er ſpruͤ- het Flammen aus; er ſtroͤmet Flammen aus; und einen Degen, der einem tief in den Leib ge- ſtoßen worden, koͤnnen wir einen tiefen Degen nennen. Allein hier iſt noch einen graͤßlichere Furcht; und ſo ſiehet des Herrn M. N. Furcht aus.
Seine Furcht war ſo naͤrriſch, als die Kunſt der Prophetin, Die eine haͤßliche Vettel und ein vorwitzig Weib war: Runzlicht, hoͤkrig und zahnlos, mit bleichen begeiferten Lefzen, Mit triefend gelbem Geſicht, und duͤnnen graͤulichen Haaren, Wobey ſie einaͤugig, lahm war; und einen En- tenfuß hatte. Nimr. 407 S.
Einen Entenfuß, oder einen Entenſteiß! Jſt das nicht eine naͤrriſche Furcht?
Fuß-
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Der Liebe Folterbett, der oͤden Stunden Laſt,
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Palaſt. Haller, 112 S.
Wer wird ſich lange bey der Huͤtte auf halten?
Man muß hineingehen; der Bauerfrau den
Schaub, oder die Schaube nehmen und der
Liebe Folterbett hineinſtecken. Es iſt wahr, man
daͤhnet ſich auf dem Folterbette der Liebe auch et-
was aus: ob es aber ſo fuͤrchterlich, als eine Fol-
ter, iſt, das fragen wir alle Verliebte? Wir be-
wundern auch hier einen Flammenſtrom, einen
Strom von Flammen; wie auch einen tiefen
Dorn. Denn ſo kann man ſagen a. St. er ſpruͤ-
het Flammen aus; er ſtroͤmet Flammen aus;
und einen Degen, der einem tief in den Leib ge-
ſtoßen worden, koͤnnen wir einen tiefen Degen
nennen. Allein hier iſt noch einen graͤßlichere
Furcht; und ſo ſiehet des Herrn M. N.
Furcht aus.
Seine Furcht war ſo naͤrriſch, als die Kunſt der
Prophetin,
Die eine haͤßliche Vettel und ein vorwitzig Weib
war:
Runzlicht, hoͤkrig und zahnlos, mit bleichen
begeiferten Lefzen,
Mit triefend gelbem Geſicht, und duͤnnen
graͤulichen Haaren,
Wobey ſie einaͤugig, lahm war; und einen En-
tenfuß hatte. Nimr. 407 S.
Einen Entenfuß, oder einen Entenſteiß! Jſt
das nicht eine naͤrriſche Furcht?
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/181>, abgerufen am 23.11.2024.
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