Feste Raum haben; da können auch Fluth und Verwüstung seyn. Jm Vorbeygehen billigen wir auch die artige Elision, oder Verbeissung von Sünd; indem ein schaaler Kopf das Wort Sündfluth seines Kopfes nicht würde beraubet haben.
Festlich.
Wir müßten die Stärke in Beywörtern nicht kennen; wollten wir diesem unsern Beyfall versagen. Nur wundert uns, warum man noch nicht sonntaglich saget. Doch zur Sache! Wir besitzen viel festliche Dinge; so haben wir uns z. E. mit festlichem Schalle, festlichem Blicke, und andern festlichen Sächelchen mehr versehen. Wir wissen zwar nicht, ob ein Schall am Festta- ge besser klinget, als an einem andern; allein es ist doch festlich, und was festlich ist, das ist festlich. Denn so saget unser Lehrer und Meister:
Er hört auf den Hügeln, Mit dem kurzen Gewand wohlriechender gekleidet, Festlichen Schall u. Stimmen der Harf ein- ander begegnen. Noah, 6 S.
Wir haben hier allerley zu lernen: 1. Höret man einander begegnen; so hoffen wir denn auch bald Gras wachsen, und Flöhe husten zu hö- ren; 2. lernen wir, daß er, Japher nämlich, mit einem kurzen Gewande von wohlriechen- den Kräutern bekleidet gewesen; 3. daß die Harfen Stimmen haben. Alles dieses bewun- dern wir, trotz den allerunbarmherzigsten Kunst- richtern; und wir scheuen uns nicht, folgenden
Satz,
Fe
Feſte Raum haben; da koͤnnen auch Fluth und Verwuͤſtung ſeyn. Jm Vorbeygehen billigen wir auch die artige Eliſion, oder Verbeiſſung von Suͤnd; indem ein ſchaaler Kopf das Wort Suͤndfluth ſeines Kopfes nicht wuͤrde beraubet haben.
Feſtlich.
Wir muͤßten die Staͤrke in Beywoͤrtern nicht kennen; wollten wir dieſem unſern Beyfall verſagen. Nur wundert uns, warum man noch nicht ſonntaglich ſaget. Doch zur Sache! Wir beſitzen viel feſtliche Dinge; ſo haben wir uns z. E. mit feſtlichem Schalle, feſtlichem Blicke, und andern feſtlichen Saͤchelchen mehr verſehen. Wir wiſſen zwar nicht, ob ein Schall am Feſtta- ge beſſer klinget, als an einem andern; allein es iſt doch feſtlich, und was feſtlich iſt, das iſt feſtlich. Denn ſo ſaget unſer Lehrer und Meiſter:
Er hoͤrt auf den Huͤgeln, Mit dem kurzen Gewand wohlriechender gekleidet, Feſtlichen Schall u. Stimmen der Harf ein- ander begegnen. Noah, 6 S.
Wir haben hier allerley zu lernen: 1. Hoͤret man einander begegnen; ſo hoffen wir denn auch bald Gras wachſen, und Floͤhe huſten zu hoͤ- ren; 2. lernen wir, daß er, Japher naͤmlich, mit einem kurzen Gewande von wohlriechen- den Kraͤutern bekleidet geweſen; 3. daß die Harfen Stimmen haben. Alles dieſes bewun- dern wir, trotz den allerunbarmherzigſten Kunſt- richtern; und wir ſcheuen uns nicht, folgenden
Satz,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0165"n="139"/><fwplace="top"type="header">Fe</fw><lb/><hirendition="#fr">Feſte</hi> Raum haben; da koͤnnen auch <hirendition="#fr">Fluth</hi> und<lb/><hirendition="#fr">Verwuͤſtung</hi>ſeyn. Jm Vorbeygehen billigen<lb/>
wir auch die artige <hirendition="#fr">Eliſion,</hi> oder <hirendition="#fr">Verbeiſſung</hi><lb/>
von <hirendition="#fr">Suͤnd;</hi> indem ein ſchaaler Kopf das Wort<lb/><hirendition="#fr">Suͤndfluth</hi>ſeines Kopfes nicht wuͤrde beraubet<lb/>
haben.</p></div><lb/><divn="3"><head>Feſtlich.</head><p>Wir muͤßten die Staͤrke in Beywoͤrtern<lb/>
nicht kennen; wollten wir dieſem unſern Beyfall<lb/>
verſagen. Nur wundert uns, warum man noch<lb/>
nicht <hirendition="#fr">ſonntaglich</hi>ſaget. Doch zur Sache! Wir<lb/>
beſitzen viel <hirendition="#fr">feſtliche Dinge;</hi>ſo haben wir uns<lb/>
z. E. mit <hirendition="#fr">feſtlichem Schalle, feſtlichem Blicke,</hi><lb/>
und andern <hirendition="#fr">feſtlichen Saͤchelchen mehr</hi> verſehen.<lb/>
Wir wiſſen zwar nicht, ob ein <hirendition="#fr">Schall</hi> am <hirendition="#fr">Feſtta-<lb/>
ge</hi> beſſer klinget, als an einem andern; allein es iſt<lb/>
doch <hirendition="#fr">feſtlich,</hi> und was <hirendition="#fr">feſtlich</hi> iſt, das iſt <hirendition="#fr">feſtlich.</hi><lb/>
Denn ſo ſaget unſer Lehrer und Meiſter:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#et">Er <hirendition="#fr">hoͤrt</hi> auf den Huͤgeln,</hi><lb/><hirendition="#fr">Mit dem kurzen Gewand wohlriechender<lb/><hirendition="#et">gekleidet,</hi><lb/>
Feſtlichen Schall</hi> u. <hirendition="#fr">Stimmen der Harf ein-<lb/><hirendition="#et">ander begegnen. Noah, 6 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Wir haben hier allerley zu lernen: 1. <hirendition="#fr">Hoͤret</hi><lb/>
man <hirendition="#fr">einander begegnen;</hi>ſo hoffen wir denn auch<lb/>
bald <hirendition="#fr">Gras wachſen,</hi> und <hirendition="#fr">Floͤhe huſten zu hoͤ-<lb/>
ren;</hi> 2. lernen wir, daß er, <hirendition="#fr">Japher</hi> naͤmlich,<lb/><hirendition="#fr">mit einem kurzen Gewande von wohlriechen-<lb/>
den Kraͤutern bekleidet</hi> geweſen; 3. <hirendition="#fr">daß die<lb/>
Harfen Stimmen haben.</hi> Alles dieſes bewun-<lb/>
dern wir, trotz den allerunbarmherzigſten Kunſt-<lb/>
richtern; und wir ſcheuen uns nicht, folgenden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Satz,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[139/0165]
Fe
Feſte Raum haben; da koͤnnen auch Fluth und
Verwuͤſtung ſeyn. Jm Vorbeygehen billigen
wir auch die artige Eliſion, oder Verbeiſſung
von Suͤnd; indem ein ſchaaler Kopf das Wort
Suͤndfluth ſeines Kopfes nicht wuͤrde beraubet
haben.
Feſtlich. Wir muͤßten die Staͤrke in Beywoͤrtern
nicht kennen; wollten wir dieſem unſern Beyfall
verſagen. Nur wundert uns, warum man noch
nicht ſonntaglich ſaget. Doch zur Sache! Wir
beſitzen viel feſtliche Dinge; ſo haben wir uns
z. E. mit feſtlichem Schalle, feſtlichem Blicke,
und andern feſtlichen Saͤchelchen mehr verſehen.
Wir wiſſen zwar nicht, ob ein Schall am Feſtta-
ge beſſer klinget, als an einem andern; allein es iſt
doch feſtlich, und was feſtlich iſt, das iſt feſtlich.
Denn ſo ſaget unſer Lehrer und Meiſter:
Er hoͤrt auf den Huͤgeln,
Mit dem kurzen Gewand wohlriechender
gekleidet,
Feſtlichen Schall u. Stimmen der Harf ein-
ander begegnen. Noah, 6 S.
Wir haben hier allerley zu lernen: 1. Hoͤret
man einander begegnen; ſo hoffen wir denn auch
bald Gras wachſen, und Floͤhe huſten zu hoͤ-
ren; 2. lernen wir, daß er, Japher naͤmlich,
mit einem kurzen Gewande von wohlriechen-
den Kraͤutern bekleidet geweſen; 3. daß die
Harfen Stimmen haben. Alles dieſes bewun-
dern wir, trotz den allerunbarmherzigſten Kunſt-
richtern; und wir ſcheuen uns nicht, folgenden
Satz,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/165>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.