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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Fe
diesem poetischen Propheten, oder prophetischen
Poeten
zur Erstaunung hersetzen. Der liebe Gott
verspricht den Seelen einen Festtag; deutsch zu re-
den: ein Maybier.

Alsdann sollen sie hier, im Schooße des Friedens
getröstet,
Feste des Lichts u. der ewigen Ruh triumphie-
rend begehen. Off. St. Klopst. 19. u. a. O.

Der Sänger, der aus den Alpen Accente hervor-
donnert oder stammelt, hatte nach seiner wunder-
samen Geschmeidigkeit in Nachahmung des Erlog-
nen
und Wunderbaren am Begehen eines Fe-
stes
noch lange nicht genug. Denn wer in die Tie-
fe will, der muß bey keinem Berge stehen bleiben.
Darum ließ er gar Feste umarmen. Es gehet
unserm Dichter, wie jenem Könige, der alles zu
Golde machte, was er berührete: nur umgekehrt!
Unser allgemeine Geist, oder Genie universel,
darf nur etwas berühren: so wird es zu Bley.

Noah beging mit Milca schon im Gemüthe die
Feste,

Die in den Armen Siphas, u. seiner holdseeli-
gen Töchter
Auf sie warteten, u. nicht lange verzögern konn-
ten. Noah, 105 S.

Jene lieblichen Feste, die er im Geiste gefeyret,
Wichen aus seinem Gesicht; er sah dafür
Fluth u. Verwüstung. Noah, 108 S.

Wir zweifeln nicht im geringsten, diese Fluth und
Verwüstung werde auch auf seinem Gesichte zu
sehen gewesen seyn: wo nämlich so viel liebliche

Feste

Fe
dieſem poetiſchen Propheten, oder prophetiſchen
Poeten
zur Erſtaunung herſetzen. Der liebe Gott
verſpricht den Seelen einen Feſttag; deutſch zu re-
den: ein Maybier.

Alsdann ſollen ſie hier, im Schooße des Friedens
getroͤſtet,
Feſte des Lichts u. der ewigen Ruh triumphie-
rend begehen. Off. St. Klopſt. 19. u. a. O.

Der Saͤnger, der aus den Alpen Accente hervor-
donnert oder ſtammelt, hatte nach ſeiner wunder-
ſamen Geſchmeidigkeit in Nachahmung des Erlog-
nen
und Wunderbaren am Begehen eines Fe-
ſtes
noch lange nicht genug. Denn wer in die Tie-
fe will, der muß bey keinem Berge ſtehen bleiben.
Darum ließ er gar Feſte umarmen. Es gehet
unſerm Dichter, wie jenem Koͤnige, der alles zu
Golde machte, was er beruͤhrete: nur umgekehrt!
Unſer allgemeine Geiſt, oder Genie univerſel,
darf nur etwas beruͤhren: ſo wird es zu Bley.

Noah beging mit Milca ſchon im Gemuͤthe die
Feſte,

Die in den Armen Siphas, u. ſeiner holdſeeli-
gen Toͤchter
Auf ſie warteten, u. nicht lange verzoͤgern konn-
ten. Noah, 105 S.

Jene lieblichen Feſte, die er im Geiſte gefeyret,
Wichen aus ſeinem Geſicht; er ſah dafuͤr
Fluth u. Verwuͤſtung. Noah, 108 S.

Wir zweifeln nicht im geringſten, dieſe Fluth und
Verwuͤſtung werde auch auf ſeinem Geſichte zu
ſehen geweſen ſeyn: wo naͤmlich ſo viel liebliche

Feſte
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[138/0164] Fe dieſem poetiſchen Propheten, oder prophetiſchen Poeten zur Erſtaunung herſetzen. Der liebe Gott verſpricht den Seelen einen Feſttag; deutſch zu re- den: ein Maybier. Alsdann ſollen ſie hier, im Schooße des Friedens getroͤſtet, Feſte des Lichts u. der ewigen Ruh triumphie- rend begehen. Off. St. Klopſt. 19. u. a. O. Der Saͤnger, der aus den Alpen Accente hervor- donnert oder ſtammelt, hatte nach ſeiner wunder- ſamen Geſchmeidigkeit in Nachahmung des Erlog- nen und Wunderbaren am Begehen eines Fe- ſtes noch lange nicht genug. Denn wer in die Tie- fe will, der muß bey keinem Berge ſtehen bleiben. Darum ließ er gar Feſte umarmen. Es gehet unſerm Dichter, wie jenem Koͤnige, der alles zu Golde machte, was er beruͤhrete: nur umgekehrt! Unſer allgemeine Geiſt, oder Genie univerſel, darf nur etwas beruͤhren: ſo wird es zu Bley. Noah beging mit Milca ſchon im Gemuͤthe die Feſte, Die in den Armen Siphas, u. ſeiner holdſeeli- gen Toͤchter Auf ſie warteten, u. nicht lange verzoͤgern konn- ten. Noah, 105 S. Jene lieblichen Feſte, die er im Geiſte gefeyret, Wichen aus ſeinem Geſicht; er ſah dafuͤr Fluth u. Verwuͤſtung. Noah, 108 S. Wir zweifeln nicht im geringſten, dieſe Fluth und Verwuͤſtung werde auch auf ſeinem Geſichte zu ſehen geweſen ſeyn: wo naͤmlich ſo viel liebliche Feſte

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/164>, abgerufen am 21.11.2024.