Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.

Bild:
<< vorherige Seite
nechst den Göttern habe ich es einig zuzuschrei-
ben/ daß ihr mich also erzogen/ daß ich euch für ei-
nen rechten Vater halten/ und euch allen kindli-
chen Gehorsamb leisten kan/ das blosse Leben habe
ich nur von euch/ aber meine Geschickligkeiten/
Sprachen und Tugenden von euerer Aufferziehung/
die Härtigkeit in solcher Zucht ist mir zu meinem
besten ausgeschlagen/ und dancke es euch anletzo/
daß ihr mir nicht zu viel Freyheit und mit allzu ü-
brigem Gelde mich zu verderben gestattet.
Gerson der Kauffmann weinend.
O wolte Gott daß ich dergleichen gethan/ so
stende es auch vieleicht antetzo besser umb meine
und meines Sohns Wolfarth/ ihr habt nun Ehre
und Trost an euerm Sohn erlebet/ ich Hertzeleidt
und Schande/ er ist gar eines elenden Todes ge-
storben/ und hat im Kriege darein er sich begeben/
sein Leben an einem runden Bley auffgeben müssen.
O Petralto hette ich euerm Rath gefolget/ dz Geld
genauer zu Rath gehalten/ und es ihn nicht so un-
nützlich verschwenden lassen/ so stende es vieleicht
noch wohl umb ihn/ und ich were gleichfals nicht
den Schuldnern in die Hände gerathen/ O wenn
es doch alle Väter bedächten/ und an mir ein E-
xempel nehmen/ wie sie ihre Kinder auff Universi-
täten halten und für dem Vnglück bewahren sol-
len. O ich armer verlassener Mann/ ich werde
nun den Rest meines Lebens mit Weh und Ach
verbrin-
nechſt den Goͤttern habe ich es einig zuzuſchrei-
ben/ daß ihr mich alſo erzogen/ daß ich euch fuͤr ei-
nen rechten Vater halten/ und euch allen kindli-
chen Gehorſamb leiſten kan/ das bloſſe Leben habe
ich nur von euch/ aber meine Geſchickligkeiten/
Sprachẽ und Tugenden võ euerer Aufferziehung/
die Haͤrtigkeit in ſolcher Zucht iſt mir zu meinem
beſten ausgeſchlagen/ und dancke es euch anletzo/
daß ihr mir nicht zu viel Freyheit und mit allzu uͤ-
brigem Gelde mich zu verderben geſtattet.
Gerſon der Kauffmann weinend.
O wolte Gott daß ich dergleichen gethan/ ſo
ſtende es auch vieleicht antetzo beſſer umb meine
und meines Sohns Wolfarth/ ihr habt nun Ehre
und Troſt an euerm Sohn erlebet/ ich Hertzeleidt
und Schande/ er iſt gar eines elenden Todes ge-
ſtorben/ und hat im Kriege darein er ſich begeben/
ſein Leben an einem runden Bley auffgebẽ muͤſſen.
O Petralto hette ich euerm Rath gefolget/ dz Geld
genauer zu Rath gehalten/ und es ihn nicht ſo un-
nuͤtzlich verſchwenden laſſen/ ſo ſtende es vieleicht
noch wohl umb ihn/ und ich were gleichfals nicht
den Schuldnern in die Haͤnde gerathen/ O wenn
es doch alle Vaͤter bedaͤchten/ und an mir ein E-
xempel nehmen/ wie ſie ihre Kinder auff Univerſi-
taͤten halten und fuͤr dem Vngluͤck bewahren ſol-
len. O ich armer verlaſſener Mann/ ich werde
nun den Reſt meines Lebens mit Weh und Ach
verbrin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FLO">
            <p><pb facs="#f0188"/>
nech&#x017F;t den Go&#x0364;ttern habe ich es einig zuzu&#x017F;chrei-<lb/>
ben/ daß ihr mich al&#x017F;o erzogen/ daß ich euch fu&#x0364;r ei-<lb/>
nen rechten Vater halten/ und euch allen kindli-<lb/>
chen Gehor&#x017F;amb lei&#x017F;ten kan/ das blo&#x017F;&#x017F;e Leben habe<lb/>
ich nur von euch/ aber meine Ge&#x017F;chickligkeiten/<lb/>
Sprache&#x0303; und Tugenden vo&#x0303; euerer Aufferziehung/<lb/>
die Ha&#x0364;rtigkeit in &#x017F;olcher Zucht i&#x017F;t mir zu meinem<lb/>
be&#x017F;ten ausge&#x017F;chlagen/ und dancke es euch anletzo/<lb/>
daß ihr mir nicht zu viel Freyheit und mit allzu u&#x0364;-<lb/>
brigem Gelde mich zu verderben ge&#x017F;tattet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GER">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Ger&#x017F;on</hi> </speaker>
            <stage>der Kauffmann weinend.</stage><lb/>
            <p>O wolte Gott daß ich dergleichen gethan/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tende es auch vieleicht antetzo be&#x017F;&#x017F;er umb meine<lb/>
und meines Sohns Wolfarth/ ihr habt nun Ehre<lb/>
und Tro&#x017F;t an euerm Sohn erlebet/ ich Hertzeleidt<lb/>
und Schande/ er i&#x017F;t gar eines elenden Todes ge-<lb/>
&#x017F;torben/ und hat im Kriege darein er &#x017F;ich begeben/<lb/>
&#x017F;ein Leben an einem runden Bley auffgebe&#x0303; mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
O <hi rendition="#aq">Petralto</hi> hette ich euerm Rath gefolget/ dz Geld<lb/>
genauer zu Rath gehalten/ und es ihn nicht &#x017F;o un-<lb/>
nu&#x0364;tzlich ver&#x017F;chwenden la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o &#x017F;tende es vieleicht<lb/>
noch wohl umb ihn/ und ich were gleichfals nicht<lb/>
den Schuldnern in die Ha&#x0364;nde gerathen/ O wenn<lb/>
es doch alle Va&#x0364;ter beda&#x0364;chten/ und an mir ein E-<lb/>
xempel nehmen/ wie &#x017F;ie ihre Kinder auff <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i-</hi><lb/>
ta&#x0364;ten halten und fu&#x0364;r dem Vnglu&#x0364;ck bewahren &#x017F;ol-<lb/>
len. O ich armer verla&#x017F;&#x017F;ener Mann/ ich werde<lb/>
nun den Re&#x017F;t meines Lebens mit Weh und Ach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">verbrin-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0188] nechſt den Goͤttern habe ich es einig zuzuſchrei- ben/ daß ihr mich alſo erzogen/ daß ich euch fuͤr ei- nen rechten Vater halten/ und euch allen kindli- chen Gehorſamb leiſten kan/ das bloſſe Leben habe ich nur von euch/ aber meine Geſchickligkeiten/ Sprachẽ und Tugenden võ euerer Aufferziehung/ die Haͤrtigkeit in ſolcher Zucht iſt mir zu meinem beſten ausgeſchlagen/ und dancke es euch anletzo/ daß ihr mir nicht zu viel Freyheit und mit allzu uͤ- brigem Gelde mich zu verderben geſtattet. Gerſon der Kauffmann weinend. O wolte Gott daß ich dergleichen gethan/ ſo ſtende es auch vieleicht antetzo beſſer umb meine und meines Sohns Wolfarth/ ihr habt nun Ehre und Troſt an euerm Sohn erlebet/ ich Hertzeleidt und Schande/ er iſt gar eines elenden Todes ge- ſtorben/ und hat im Kriege darein er ſich begeben/ ſein Leben an einem runden Bley auffgebẽ muͤſſen. O Petralto hette ich euerm Rath gefolget/ dz Geld genauer zu Rath gehalten/ und es ihn nicht ſo un- nuͤtzlich verſchwenden laſſen/ ſo ſtende es vieleicht noch wohl umb ihn/ und ich were gleichfals nicht den Schuldnern in die Haͤnde gerathen/ O wenn es doch alle Vaͤter bedaͤchten/ und an mir ein E- xempel nehmen/ wie ſie ihre Kinder auff Univerſi- taͤten halten und fuͤr dem Vngluͤck bewahren ſol- len. O ich armer verlaſſener Mann/ ich werde nun den Reſt meines Lebens mit Weh und Ach verbrin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Ausgabe von 1658 stellt einen unveränderten N… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/188
Zitationshilfe: Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/188>, abgerufen am 13.05.2024.