Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658. Amandus. Der Sack mit dem Gelde ist mir lieber als zehen Brieffe. Aber hier findet sich noch eine Jnlage/ Floretto sie stehet an Euch/ (übergibt ihn/ list den Brieff heimlich) sagt daß sie bey- de Geld zum Absolvir-Schmauße bekommen/ sonsten wehrs nichts sonderliches (Floretto list die Vberschrifft) Meinem liebsten Floretto, und treuestem Schatze in geheim zu übergeben. Floretto lächelnd. Jch höre den Vogel schon an seinem Gesan- ge der Brieff rühret von einer vornehmen Da- moiselle Jungfer Emerenzen her. Jch vermei- nete/ es solt ihr fast vergangen seyn. Es ver- dreust mich nur die Mühe zu lesen; Doch wil ich ihn nur für die lange Weile erbrechen/ und wil doch sehen/ was ihr etwan neues getreumet/ (er- bricht den Brieff und fähet folgens also an zu le- sen.) Allerliebster getreuesier Schatz! Nach dem es nicht genung ist/ was die Glückseeligkeit ei- ner treuen Liebhaberin belanget/ ihren Liebsten noch am Leben zu wissen/ sie wisse denn auch/ ob auch sie noch in dessen Gedächtnüß lebe; Dahe- ro ich die Feder ergriffen/ meinen Liebsten zu ver- sichern/ daß/ leb'ich in dessen Gewogenheit/ so leb' ich in solcher Zufriedenheit/ darinnen ich nichts mehr wündschen könte/ als die Beharrligkeit in so vergnüglichem Zustande. Jch wil nicht ver- meinen/
Amandus. Der Sack mit dem Gelde iſt mir lieber als zehen Brieffe. Aber hier findet ſich noch eine Jnlage/ Floretto ſie ſtehet an Euch/ (uͤbergibt ihn/ liſt den Brieff heimlich) ſagt daß ſie bey- de Geld zum Abſolvir-Schmauße bekommen/ ſonſten wehrs nichts ſonderliches (Floretto liſt die Vberſchrifft) Meinem liebſten Floretto, und treueſtem Schatze in geheim zu uͤbergeben. Floretto laͤchelnd. Jch hoͤre den Vogel ſchon an ſeinem Geſan- ge der Brieff ruͤhret von einer vornehmen Da- moiſelle Jungfer Emerenzen her. Jch vermei- nete/ es ſolt ihr faſt vergangen ſeyn. Es ver- dreuſt mich nur die Muͤhe zu leſen; Doch wil ich ihn nur fuͤr die lange Weile erbrechen/ und wil doch ſehen/ was ihr etwan neues getreumet/ (er- bricht den Brieff und faͤhet folgens alſo an zu le- ſen.) Allerliebſter getreueſier Schatz! Nach dem es nicht genung iſt/ was die Gluͤckſeeligkeit ei- ner treuen Liebhaberin belanget/ ihren Liebſten noch am Leben zu wiſſen/ ſie wiſſe denn auch/ ob auch ſie noch in deſſen Gedaͤchtnuͤß lebe; Dahe- ro ich die Feder ergriffen/ meinen Liebſten zu ver- ſichern/ daß/ leb’ich in deſſen Gewogenheit/ ſo leb’ ich in ſolcher Zufriedenheit/ dariñen ich nichts mehr wuͤndſchen koͤnte/ als die Beharrligkeit in ſo vergnuͤglichem Zuſtande. Jch wil nicht ver- meinen/
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Amandus.
Der Sack mit dem Gelde iſt mir lieber als
zehen Brieffe. Aber hier findet ſich noch eine
Jnlage/ Floretto ſie ſtehet an Euch/ (uͤbergibt
ihn/ liſt den Brieff heimlich) ſagt daß ſie bey-
de Geld zum Abſolvir-Schmauße bekommen/
ſonſten wehrs nichts ſonderliches (Floretto liſt
die Vberſchrifft) Meinem liebſten Floretto, und
treueſtem Schatze in geheim zu uͤbergeben.
Floretto laͤchelnd.
Jch hoͤre den Vogel ſchon an ſeinem Geſan-
ge der Brieff ruͤhret von einer vornehmen Da-
moiſelle Jungfer Emerenzen her. Jch vermei-
nete/ es ſolt ihr faſt vergangen ſeyn. Es ver-
dreuſt mich nur die Muͤhe zu leſen; Doch wil ich
ihn nur fuͤr die lange Weile erbrechen/ und wil
doch ſehen/ was ihr etwan neues getreumet/ (er-
bricht den Brieff und faͤhet folgens alſo an zu le-
ſen.) Allerliebſter getreueſier Schatz! Nach
dem es nicht genung iſt/ was die Gluͤckſeeligkeit ei-
ner treuen Liebhaberin belanget/ ihren Liebſten
noch am Leben zu wiſſen/ ſie wiſſe denn auch/ ob
auch ſie noch in deſſen Gedaͤchtnuͤß lebe; Dahe-
ro ich die Feder ergriffen/ meinen Liebſten zu ver-
ſichern/ daß/ leb’ich in deſſen Gewogenheit/ ſo
leb’ ich in ſolcher Zufriedenheit/ dariñen ich nichts
mehr wuͤndſchen koͤnte/ als die Beharrligkeit in
ſo vergnuͤglichem Zuſtande. Jch wil nicht ver-
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Zitationshilfe: | Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/114>, abgerufen am 28.07.2024. |