Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite
Es wird einem warm und zufrieden bei ihr ... Wenn ich
ihr ein Veilchenbouquet bringe, steht ihr eine Thräne im
Augenwinkel ...
Max. Versuchs einmal mit einem Bracelet!
Anatol. ... Oh, mein Lieber -- das geht in dem
Fall nicht -- Du irrst Dich -- glaub' mir ... Mit der
möcht ich auch hier nicht soupiren ... Für die ist das
Vorstadtbeisel, das gemütliche -- mit den geschmacklosen
Tapeten und den kleinen Beamten am Nebentisch! --
Ich war die letzten Abende immer in solchen Localen mit ihr!
Max. Wie? -- Du sagtest doch eben, daß Du mit
Annie --
Anatol. Ja so ist's auch. Ich mußte die letzte
Woche jeden Abend zweimal soupiren: mit der einen,
die ich gewinnen -- und mit der Andern, die ich loswerden
wollte ... Es ist mir leider noch keines von Beiden ge-
lungen ...
Max. Weißt Du was? -- Führe einmal die Annie in
so ein Vorstadtbeisel -- und die Neue mit dem blonden
Köpferl zum Sacher ... dann wird's vielleicht gehen!
Anatol. Dein Verständniß für die Sache leidet darunter,
daß Du die Neue noch nicht kennst. Die ist die Anspruchs-
losigkeit selbst! -- Oh, ich sage Dir -- ein Mädel -- Du
solltest sehen, wenn ich eine etwas bessere Sorte Wein bestellen
will, ... was die treibt!
Max. Thräne im Augenwinkel -- wie?
Anatol. Sie giebt es nicht zu -- unter gar keiner
Bedingung; unter gar keiner Bedingung! ...
Es wird einem warm und zufrieden bei ihr … Wenn ich
ihr ein Veilchenbouquet bringe, ſteht ihr eine Thräne im
Augenwinkel …
Max. Verſuchs einmal mit einem Braçelet!
Anatol. … Oh, mein Lieber — das geht in dem
Fall nicht — Du irrſt Dich — glaub’ mir … Mit der
möcht ich auch hier nicht ſoupiren … Für die iſt das
Vorſtadtbeiſel, das gemütliche — mit den geſchmackloſen
Tapeten und den kleinen Beamten am Nebentiſch! —
Ich war die letzten Abende immer in ſolchen Localen mit ihr!
Max. Wie? — Du ſagteſt doch eben, daß Du mit
Annie —
Anatol. Ja ſo iſt’s auch. Ich mußte die letzte
Woche jeden Abend zweimal ſoupiren: mit der einen,
die ich gewinnen — und mit der Andern, die ich loswerden
wollte … Es iſt mir leider noch keines von Beiden ge-
lungen …
Max. Weißt Du was? — Führe einmal die Annie in
ſo ein Vorſtadtbeiſel — und die Neue mit dem blonden
Köpferl zum Sacher … dann wird’s vielleicht gehen!
Anatol. Dein Verſtändniß für die Sache leidet darunter,
daß Du die Neue noch nicht kennſt. Die iſt die Anſpruchs-
loſigkeit ſelbſt! — Oh, ich ſage Dir — ein Mädel — Du
ſollteſt ſehen, wenn ich eine etwas beſſere Sorte Wein beſtellen
will, … was die treibt!
Max. Thräne im Augenwinkel — wie?
Anatol. Sie giebt es nicht zu — unter gar keiner
Bedingung; unter gar keiner Bedingung! …
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp who="#ANA">
            <p><pb facs="#f0090" n="80"/>
Es wird einem warm und zufrieden bei ihr &#x2026; Wenn ich<lb/>
ihr ein Veilchenbouquet bringe, &#x017F;teht ihr eine Thräne im<lb/>
Augenwinkel &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAX">
            <speaker> <hi rendition="#b">Max.</hi> </speaker>
            <p>Ver&#x017F;uchs einmal mit einem Bra<hi rendition="#aq">ç</hi>elet!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>&#x2026; Oh, mein Lieber &#x2014; das geht in dem<lb/>
Fall nicht &#x2014; Du irr&#x017F;t Dich &#x2014; glaub&#x2019; mir &#x2026; Mit der<lb/>
möcht ich auch <hi rendition="#g">hier</hi> nicht &#x017F;oupiren &#x2026; Für die i&#x017F;t das<lb/>
Vor&#x017F;tadtbei&#x017F;el, das gemütliche &#x2014; mit den ge&#x017F;chmacklo&#x017F;en<lb/>
Tapeten und den kleinen Beamten am Nebenti&#x017F;ch! &#x2014;<lb/>
Ich war die letzten Abende immer in &#x017F;olchen Localen mit ihr!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAX">
            <speaker> <hi rendition="#b">Max.</hi> </speaker>
            <p>Wie? &#x2014; Du &#x017F;agte&#x017F;t doch eben, daß Du mit<lb/>
Annie &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Ja &#x017F;o i&#x017F;t&#x2019;s auch. Ich mußte die letzte<lb/>
Woche jeden Abend zweimal &#x017F;oupiren: mit der einen,<lb/>
die ich gewinnen &#x2014; und mit der Andern, die ich loswerden<lb/>
wollte &#x2026; Es i&#x017F;t mir leider noch keines von Beiden ge-<lb/>
lungen &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAX">
            <speaker> <hi rendition="#b">Max.</hi> </speaker>
            <p>Weißt Du was? &#x2014; Führe einmal die Annie in<lb/>
&#x017F;o ein Vor&#x017F;tadtbei&#x017F;el &#x2014; und die Neue mit dem blonden<lb/>
Köpferl zum Sacher &#x2026; dann wird&#x2019;s vielleicht gehen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Dein Ver&#x017F;tändniß für die Sache leidet darunter,<lb/>
daß Du die Neue noch nicht kenn&#x017F;t. Die i&#x017F;t die An&#x017F;pruchs-<lb/>
lo&#x017F;igkeit &#x017F;elb&#x017F;t! &#x2014; Oh, ich &#x017F;age Dir &#x2014; ein Mädel &#x2014; Du<lb/>
&#x017F;ollte&#x017F;t &#x017F;ehen, wenn ich eine etwas be&#x017F;&#x017F;ere Sorte Wein be&#x017F;tellen<lb/>
will, &#x2026; was die treibt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAX">
            <speaker> <hi rendition="#b">Max.</hi> </speaker>
            <p>Thräne im Augenwinkel &#x2014; wie?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ANA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Anatol.</hi> </speaker>
            <p>Sie giebt es nicht zu &#x2014; unter gar keiner<lb/>
Bedingung; unter gar keiner Bedingung! &#x2026;</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0090] Es wird einem warm und zufrieden bei ihr … Wenn ich ihr ein Veilchenbouquet bringe, ſteht ihr eine Thräne im Augenwinkel … Max. Verſuchs einmal mit einem Braçelet! Anatol. … Oh, mein Lieber — das geht in dem Fall nicht — Du irrſt Dich — glaub’ mir … Mit der möcht ich auch hier nicht ſoupiren … Für die iſt das Vorſtadtbeiſel, das gemütliche — mit den geſchmackloſen Tapeten und den kleinen Beamten am Nebentiſch! — Ich war die letzten Abende immer in ſolchen Localen mit ihr! Max. Wie? — Du ſagteſt doch eben, daß Du mit Annie — Anatol. Ja ſo iſt’s auch. Ich mußte die letzte Woche jeden Abend zweimal ſoupiren: mit der einen, die ich gewinnen — und mit der Andern, die ich loswerden wollte … Es iſt mir leider noch keines von Beiden ge- lungen … Max. Weißt Du was? — Führe einmal die Annie in ſo ein Vorſtadtbeiſel — und die Neue mit dem blonden Köpferl zum Sacher … dann wird’s vielleicht gehen! Anatol. Dein Verſtändniß für die Sache leidet darunter, daß Du die Neue noch nicht kennſt. Die iſt die Anſpruchs- loſigkeit ſelbſt! — Oh, ich ſage Dir — ein Mädel — Du ſollteſt ſehen, wenn ich eine etwas beſſere Sorte Wein beſtellen will, … was die treibt! Max. Thräne im Augenwinkel — wie? Anatol. Sie giebt es nicht zu — unter gar keiner Bedingung; unter gar keiner Bedingung! …

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/90
Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/90>, abgerufen am 02.05.2024.