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Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893.

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Anatol. (Zur Thüre des Nebenzimmers).
Ilona (steckt den Kopf heraus, tritt, in einen eleganten Domino gehüllt,
heraus).
Es ist ja nur Max!
Max (sich verbeugend). Nur Max.
Ilona (zu Anatol). Und Du sagst mir gar nichts. -- Ich
dachte, es sei ein Fremder, sonst wäre ich schon längst bei
Euch gewesen. Wie geht es Ihnen, Max? Was sagen Sie
zu diesem Schlingel?
Max. Ja, das ist er.
Ilona. Sechs Wochen weine ich um ihn ... Er
war ... wo warst Du nur?
Anatol (mit einer großen H[a]ndbewegung). Dort wo -- -- --
Ilona. Hat er Ihnen auch nicht geschrieben? Aber
jetzt hab' ich ihn wieder. (Seinen Arm nehmend) ... jetzt giebt es
keine Abreise mehr ... keine Trennung. Gieb mir einen
Kuß!
Anatol. Aber ...
Ilona. Ach, Max gilt nichts (küßt Anatol). Aber Du
machst ja ein Gesicht! ... Nun werde ich Euch den Thee
einschenken und mir auch, wenn's erlaubt ist.
Anatol. Bitte ...
Max. Liebe Ilona, ich kann leider die Einladung, mit
Ihnen zu frühstücken, nicht annehmen ... und ich begreife
auch nicht ...
Ilona (macht sich mit dem Samowar zu schaffen). Was begreifen
Sie nicht?
Max. Anatol sollte eigentlich auch ...
Ilona. Was sollte Anatol --?
Anatol. (Zur Thüre des Nebenzimmers).
Ilona (ſteckt den Kopf heraus, tritt, in einen eleganten Domino gehüllt,
heraus).
Es iſt ja nur Max!
Max (ſich verbeugend). Nur Max.
Ilona (zu Anatol). Und Du ſagſt mir gar nichts. — Ich
dachte, es ſei ein Fremder, ſonſt wäre ich ſchon längſt bei
Euch geweſen. Wie geht es Ihnen, Max? Was ſagen Sie
zu dieſem Schlingel?
Max. Ja, das iſt er.
Ilona. Sechs Wochen weine ich um ihn … Er
war … wo warſt Du nur?
Anatol (mit einer großen H[a]ndbewegung). Dort wo — — —
Ilona. Hat er Ihnen auch nicht geſchrieben? Aber
jetzt hab’ ich ihn wieder. (Seinen Arm nehmend) … jetzt giebt es
keine Abreiſe mehr … keine Trennung. Gieb mir einen
Kuß!
Anatol. Aber …
Ilona. Ach, Max gilt nichts (küßt Anatol). Aber Du
machſt ja ein Geſicht! … Nun werde ich Euch den Thee
einſchenken und mir auch, wenn’s erlaubt iſt.
Anatol. Bitte …
Max. Liebe Ilona, ich kann leider die Einladung, mit
Ihnen zu frühſtücken, nicht annehmen … und ich begreife
auch nicht …
Ilona (macht ſich mit dem Samowar zu ſchaffen). Was begreifen
Sie nicht?
Max. Anatol ſollte eigentlich auch …
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[123/0133] Anatol. (Zur Thüre des Nebenzimmers). Ilona (ſteckt den Kopf heraus, tritt, in einen eleganten Domino gehüllt, heraus). Es iſt ja nur Max! Max (ſich verbeugend). Nur Max. Ilona (zu Anatol). Und Du ſagſt mir gar nichts. — Ich dachte, es ſei ein Fremder, ſonſt wäre ich ſchon längſt bei Euch geweſen. Wie geht es Ihnen, Max? Was ſagen Sie zu dieſem Schlingel? Max. Ja, das iſt er. Ilona. Sechs Wochen weine ich um ihn … Er war … wo warſt Du nur? Anatol (mit einer großen Handbewegung). Dort wo — — — Ilona. Hat er Ihnen auch nicht geſchrieben? Aber jetzt hab’ ich ihn wieder.(Seinen Arm nehmend) … jetzt giebt es keine Abreiſe mehr … keine Trennung. Gieb mir einen Kuß! Anatol. Aber … Ilona. Ach, Max gilt nichts(küßt Anatol). Aber Du machſt ja ein Geſicht! … Nun werde ich Euch den Thee einſchenken und mir auch, wenn’s erlaubt iſt. Anatol. Bitte … Max. Liebe Ilona, ich kann leider die Einladung, mit Ihnen zu frühſtücken, nicht annehmen … und ich begreife auch nicht … Ilona (macht ſich mit dem Samowar zu ſchaffen). Was begreifen Sie nicht? Max. Anatol ſollte eigentlich auch … Ilona. Was ſollte Anatol —?

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/133>, abgerufen am 03.05.2024.