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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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aufstützig, ich aber ließ den Abgeschickten in Gegen-
wart aller meiner Leute durch einen Dollmetscher
so viel sagen: Höret! ihr habet euch aufgeführet
gegen uns als See-Räuber und Bettler, wider
alle Billigkeit und Verträglichkeit, die zwi-
schen der Republic Holland und den Barbari-
schen Republiquen ist. Wir begehren keinen
Stillstand, sondern weil das Spiel doch ein-
mahl angefangen ist, so wollen wir uns wehren
biß auf den letzten Mann. Vielleicht läst GOtt
noch einen oder wohl mehr übrig und lebendig von
uns nach Holland kommen, so soll die Untreue
der räuberischen Nationen schon urgirt und ge-
rochen werden, es treffe auch, wen es treffe. Jch
habe nur einen Todten und 2. Blessirte auf mei-
nem Schiffe, welches mir sehr schmertzlich fällt,
rechnet aber nach, wie viel ihr habt, und zwar bin-
nen so wenig Stunden, rechnet auch nach, wie viel
Pulver ihr vergeblich verschossen habt, und glaubt
sicherlich, daß wir vielleicht noch einen guten Theil
mehr Pulver und Kugeln im Vorrath haben, als
ihr, und euch zur Noth vor baar Geld noch etwas
zu Kauffe geben könten. An eures Commandeurs
Paß wollen wir alle, biß auf den geringsten Mann,
den Podex wischen, und uns gegen Diebe und
Räuber mit göttlicher Hülffe doch wohl durch-
fechten. Wir wollen abseegeln, wenn es uns be-
liebt, und so ihr ferner einen Schuß auf uns thut,
sollen 10. dargegen folgen. Das ist euer Bescheid.

Meine Leute waren über diesen Bescheid der-
massen erfreuet, daß sie um mich herum sprungen,
wie die Tantz-Meisters, da aber einige unter den-

selben

aufſtuͤtzig, ich aber ließ den Abgeſchickten in Gegen-
wart aller meiner Leute durch einen Dollmetſcher
ſo viel ſagen: Hoͤret! ihr habet euch aufgefuͤhret
gegen uns als See-Raͤuber und Bettler, wider
alle Billigkeit und Vertraͤglichkeit, die zwi-
ſchen der Republic Holland und den Barbari-
ſchen Republiquen iſt. Wir begehren keinen
Stillſtand, ſondern weil das Spiel doch ein-
mahl angefangen iſt, ſo wollen wir uns wehren
biß auf den letzten Mann. Vielleicht laͤſt GOtt
noch einen oder wohl mehr uͤbrig und lebendig von
uns nach Holland kommen, ſo ſoll die Untreue
der raͤuberiſchen Nationen ſchon urgirt und ge-
rochen werden, es treffe auch, wen es treffe. Jch
habe nur einen Todten und 2. Bleſſirte auf mei-
nem Schiffe, welches mir ſehr ſchmertzlich faͤllt,
rechnet aber nach, wie viel ihr habt, und zwar bin-
nen ſo wenig Stunden, rechnet auch nach, wie viel
Pulver ihr vergeblich verſchoſſen habt, und glaubt
ſicherlich, daß wir vielleicht noch einen guten Theil
mehr Pulver und Kugeln im Vorrath haben, als
ihr, und euch zur Noth vor baar Geld noch etwas
zu Kauffe geben koͤnten. An eures Commandeurs
Paß wollen wir alle, biß auf den geringſten Mann,
den Podex wiſchen, und uns gegen Diebe und
Raͤuber mit goͤttlicher Huͤlffe doch wohl durch-
fechten. Wir wollen abſeegeln, wenn es uns be-
liebt, und ſo ihr ferner einen Schuß auf uns thut,
ſollen 10. dargegen folgen. Das iſt euer Beſcheid.

Meine Leute waren uͤber dieſen Beſcheid der-
maſſen erfreuet, daß ſie um mich herum ſprungen,
wie die Tantz-Meiſters, da aber einige unter den-

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[64/0074] aufſtuͤtzig, ich aber ließ den Abgeſchickten in Gegen- wart aller meiner Leute durch einen Dollmetſcher ſo viel ſagen: Hoͤret! ihr habet euch aufgefuͤhret gegen uns als See-Raͤuber und Bettler, wider alle Billigkeit und Vertraͤglichkeit, die zwi- ſchen der Republic Holland und den Barbari- ſchen Republiquen iſt. Wir begehren keinen Stillſtand, ſondern weil das Spiel doch ein- mahl angefangen iſt, ſo wollen wir uns wehren biß auf den letzten Mann. Vielleicht laͤſt GOtt noch einen oder wohl mehr uͤbrig und lebendig von uns nach Holland kommen, ſo ſoll die Untreue der raͤuberiſchen Nationen ſchon urgirt und ge- rochen werden, es treffe auch, wen es treffe. Jch habe nur einen Todten und 2. Bleſſirte auf mei- nem Schiffe, welches mir ſehr ſchmertzlich faͤllt, rechnet aber nach, wie viel ihr habt, und zwar bin- nen ſo wenig Stunden, rechnet auch nach, wie viel Pulver ihr vergeblich verſchoſſen habt, und glaubt ſicherlich, daß wir vielleicht noch einen guten Theil mehr Pulver und Kugeln im Vorrath haben, als ihr, und euch zur Noth vor baar Geld noch etwas zu Kauffe geben koͤnten. An eures Commandeurs Paß wollen wir alle, biß auf den geringſten Mann, den Podex wiſchen, und uns gegen Diebe und Raͤuber mit goͤttlicher Huͤlffe doch wohl durch- fechten. Wir wollen abſeegeln, wenn es uns be- liebt, und ſo ihr ferner einen Schuß auf uns thut, ſollen 10. dargegen folgen. Das iſt euer Beſcheid. Meine Leute waren uͤber dieſen Beſcheid der- maſſen erfreuet, daß ſie um mich herum ſprungen, wie die Tantz-Meiſters, da aber einige unter den- ſelben

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/74>, abgerufen am 24.11.2024.