Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Goldes biethen wolte, um nur die Bestien loß zu
werden, da aber dieses etliche meiner Leute hö-
reten, fiengen sie gleich an zu murmeln, und der
Lerm auf meinem Schiffe wurde immer grösser,
weßwegen ich fragte: was das zu bedeuten hätte?
Hierauf traten etliche verwegene Matrosen und
Schiffs-Soldaten mir gantz dreuste unter die
Augen, und sagte einer von ihnen ohngefähr die-
se Worte: Ey! mit Permission, Herr Capitain,
was ist das vor Manier? meynet ihr, daß ihr
feige Memmen unter eurem
Commando
habt, lasset der Bestien etliche 100. seyn, wir
wollen, ob unserer gleich nicht halb, oder des
4. Theils so viel wären, uns dennoch, ehe wir
einen
Deut geben, wehren biß auf den letz-
ten Mann.

Kinder! (gab ich zur Antwort,) was
bekümmere ich mich um eine Tonne Goldes,
die will ich gern aus meiner eigenen Kiste
geben, ohne daß einer von euch mir Zubusse
thun, oder ihm etwas an seiner
Gage de-
courtirt
werden soll, denn was wäre es,
wenn ich mich mit ihnen in ein Gefechte
einliesse? Jhr sehet ja, daß sie uns überlegen
sind, und solte ich nur einen eintzigen Mann
von euch verlieren, wenn es auch der
schwächste und geringste unter euch wäre, so
solte mich doch dieser weit mehr dauern, als
eine Tonne Goldes, denn ich weiß, daß mir
GOtt gute und lauter auserlesene Leute un-
ter mein
Commando beschehret hat, darum
folget mir, und last mich dißmahl walten.

Mit
(d) 2

Goldes biethen wolte, um nur die Beſtien loß zu
werden, da aber dieſes etliche meiner Leute hoͤ-
reten, fiengen ſie gleich an zu murmeln, und der
Lerm auf meinem Schiffe wurde immer groͤſſer,
weßwegen ich fragte: was das zu bedeuten haͤtte?
Hierauf traten etliche verwegene Matroſen und
Schiffs-Soldaten mir gantz dreuſte unter die
Augen, und ſagte einer von ihnen ohngefaͤhr die-
ſe Worte: Ey! mit Permiſſion, Herr Capitain,
was iſt das vor Manier? meynet ihr, daß ihr
feige Memmen unter eurem
Commando
habt, laſſet der Beſtien etliche 100. ſeyn, wir
wollen, ob unſerer gleich nicht halb, oder des
4. Theils ſo viel waͤren, uns dennoch, ehe wir
einen
Deut geben, wehren biß auf den letz-
ten Mann.

Kinder! (gab ich zur Antwort,) was
bekuͤmmere ich mich um eine Tonne Goldes,
die will ich gern aus meiner eigenen Kiſte
geben, ohne daß einer von euch mir Zubuſſe
thun, oder ihm etwas an ſeiner
Gage de-
courtirt
werden ſoll, denn was waͤre es,
wenn ich mich mit ihnen in ein Gefechte
einlieſſe? Jhr ſehet ja, daß ſie uns uͤberlegen
ſind, und ſolte ich nur einen eintzigen Mañ
von euch verlieren, wenn es auch der
ſchwaͤchſte und geringſte unter euch waͤre, ſo
ſolte mich doch dieſer weit mehr dauern, als
eine Tonne Goldes, denn ich weiß, daß mir
GOtt gute und lauter auserleſene Leute un-
ter mein
Commando beſchehret hat, darum
folget mir, und laſt mich dißmahl walten.

Mit
(d) 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0061" n="51"/>
Goldes biethen wolte, um nur die Be&#x017F;tien loß zu<lb/>
werden, da aber die&#x017F;es etliche meiner Leute ho&#x0364;-<lb/>
reten, fiengen &#x017F;ie gleich an zu murmeln, und der<lb/>
Lerm auf meinem Schiffe wurde immer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
weßwegen ich fragte: was das zu bedeuten ha&#x0364;tte?<lb/>
Hierauf traten etliche verwegene Matro&#x017F;en und<lb/>
Schiffs-Soldaten mir gantz dreu&#x017F;te unter die<lb/>
Augen, und &#x017F;agte einer von ihnen ohngefa&#x0364;hr die-<lb/>
&#x017F;e Worte: <hi rendition="#fr">Ey! mit</hi> <hi rendition="#aq">Permi&#x017F;&#x017F;ion,</hi> <hi rendition="#fr">Herr</hi> <hi rendition="#aq">Capitain,</hi><lb/><hi rendition="#fr">was i&#x017F;t das vor Manier? meynet ihr, daß ihr<lb/>
feige Memmen unter eurem</hi> <hi rendition="#aq">Commando</hi><lb/><hi rendition="#fr">habt, la&#x017F;&#x017F;et der Be&#x017F;tien etliche 100. &#x017F;eyn, wir<lb/>
wollen, ob un&#x017F;erer gleich nicht halb, oder des<lb/>
4. Theils &#x017F;o viel wa&#x0364;ren, uns dennoch, ehe wir<lb/>
einen</hi> <hi rendition="#aq">Deut</hi> <hi rendition="#fr">geben, wehren biß auf den letz-<lb/>
ten Mann.</hi></p><lb/>
              <p> <hi rendition="#fr">Kinder! (gab ich zur Antwort,) was<lb/>
beku&#x0364;mmere ich mich um eine Tonne Goldes,<lb/>
die will ich gern aus meiner eigenen Ki&#x017F;te<lb/>
geben, ohne daß einer von euch mir Zubu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
thun, oder ihm etwas an &#x017F;einer</hi> <hi rendition="#aq">Gage de-<lb/>
courtirt</hi> <hi rendition="#fr">werden &#x017F;oll, denn was wa&#x0364;re es,<lb/>
wenn ich mich mit ihnen in ein Gefechte<lb/>
einlie&#x017F;&#x017F;e? Jhr &#x017F;ehet ja, daß &#x017F;ie uns u&#x0364;berlegen<lb/>
&#x017F;ind, und &#x017F;olte ich nur einen eintzigen Man&#x0303;<lb/>
von euch verlieren, wenn es auch der<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;ch&#x017F;te und gering&#x017F;te unter euch wa&#x0364;re, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;olte mich doch die&#x017F;er weit mehr dauern, als<lb/>
eine Tonne Goldes, denn ich weiß, daß mir<lb/>
GOtt gute und lauter auserle&#x017F;ene Leute un-<lb/>
ter mein</hi> <hi rendition="#aq">Commando</hi> <hi rendition="#fr">be&#x017F;chehret hat, darum<lb/>
folget mir, und la&#x017F;t mich dißmahl walten.</hi> </p>
            </div>
          </body>
        </floatingText><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">(d) 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0061] Goldes biethen wolte, um nur die Beſtien loß zu werden, da aber dieſes etliche meiner Leute hoͤ- reten, fiengen ſie gleich an zu murmeln, und der Lerm auf meinem Schiffe wurde immer groͤſſer, weßwegen ich fragte: was das zu bedeuten haͤtte? Hierauf traten etliche verwegene Matroſen und Schiffs-Soldaten mir gantz dreuſte unter die Augen, und ſagte einer von ihnen ohngefaͤhr die- ſe Worte: Ey! mit Permiſſion, Herr Capitain, was iſt das vor Manier? meynet ihr, daß ihr feige Memmen unter eurem Commando habt, laſſet der Beſtien etliche 100. ſeyn, wir wollen, ob unſerer gleich nicht halb, oder des 4. Theils ſo viel waͤren, uns dennoch, ehe wir einen Deut geben, wehren biß auf den letz- ten Mann. Kinder! (gab ich zur Antwort,) was bekuͤmmere ich mich um eine Tonne Goldes, die will ich gern aus meiner eigenen Kiſte geben, ohne daß einer von euch mir Zubuſſe thun, oder ihm etwas an ſeiner Gage de- courtirt werden ſoll, denn was waͤre es, wenn ich mich mit ihnen in ein Gefechte einlieſſe? Jhr ſehet ja, daß ſie uns uͤberlegen ſind, und ſolte ich nur einen eintzigen Mañ von euch verlieren, wenn es auch der ſchwaͤchſte und geringſte unter euch waͤre, ſo ſolte mich doch dieſer weit mehr dauern, als eine Tonne Goldes, denn ich weiß, daß mir GOtt gute und lauter auserleſene Leute un- ter mein Commando beſchehret hat, darum folget mir, und laſt mich dißmahl walten. Mit (d) 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/61
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/61>, abgerufen am 06.05.2024.