statt in Unordnung kommen, und sich nicht helffen kan, so reicht der Minister naturae alsobald derselben diejenige Artzeney, womit sie sonst gleichfalls ihre krancken Patienten zu curiren pfleget. Dadurch wird der Archaeus auf einmal gestärcket, daß er her- nach schon selbst im Stande ist, seinen Patienten zu Hülffe zu kommen. Aber ich muß hertzlich lachen über die Medicos mechanicos, die, ob gleich GOtt spricht: Jch bin der Herr dein Artzt, den- noch par tout selbst der Artzt seyn wollen. Und weil sie der Natur ihre Art zu curiren nicht wissen, son- dern meynen, der Archaeus treibe das Böse hinaus per Mechanismum, wie man mit dem Besem eine Stube auskehrt. Da mag man denn billig fragen, wie wird sie sich aber dieser bösen Schein-Ideen ent- ledigen, die sie sich per Impression gemacht? Was braucht man da für einen Besem dazu? Eine Ma- gen-Bürste ist gewiß hierzu zu grob, und allzu me- chanisch. Ach! in der Natur treiben keine mecha- nische Gewichte von grosser Schwere die Kranckheit aus; sondern in der Natur bewegt nur eine kleine subtile Lichtes-Krafft das wiederwärtige Böse viel stärcker, als das schwerste Pondus in der Mathe- matique. Jch habe vorhin gesagt, die Sonne strahle lauter solche Lichts-Kräffte aus. Und weil sie sich denn circa centrum ab occidente versus orientem bewegt, so bewegen sich denn auch alle ihre Lichts-Kräffte mit dahin. Weil nun alle schwe- ren Cörper, als unsere Erde und andere Planeten in diesen solarischen Lichts-Kräfften gleichsam
schwim-
ſtatt in Unordnung kommen, und ſich nicht helffen kan, ſo reicht der Miniſter naturæ alſobald derſelben diejenige Artzeney, womit ſie ſonſt gleichfalls ihre krancken Patienten zu curiren pfleget. Dadurch wird der Archæus auf einmal geſtaͤrcket, daß er her- nach ſchon ſelbſt im Stande iſt, ſeinen Patienten zu Huͤlffe zu kommen. Aber ich muß hertzlich lachen uͤber die Medicos mechanicos, die, ob gleich GOtt ſpricht: Jch bin der Herr dein Artzt, den- noch par tout ſelbſt der Artzt ſeyn wollen. Und weil ſie der Natur ihre Art zu curiren nicht wiſſen, ſon- dern meynen, der Archæus treibe das Boͤſe hinaus per Mechaniſmum, wie man mit dem Beſem eine Stube auskehrt. Da mag man denn billig fragen, wie wird ſie ſich aber dieſer boͤſen Schein-Ideen ent- ledigen, die ſie ſich per Impreſſion gemacht? Was braucht man da fuͤr einen Beſem dazu? Eine Ma- gen-Buͤrſte iſt gewiß hierzu zu grob, und allzu me- chaniſch. Ach! in der Natur treiben keine mecha- niſche Gewichte von groſſer Schwere die Kranckheit aus; ſondern in der Natur bewegt nur eine kleine ſubtile Lichtes-Krafft das wiederwaͤrtige Boͤſe viel ſtaͤrcker, als das ſchwerſte Pondus in der Mathe- matique. Jch habe vorhin geſagt, die Sonne ſtrahle lauter ſolche Lichts-Kraͤffte aus. Und weil ſie ſich denn circa centrum ab occidente verſus orientem bewegt, ſo bewegen ſich denn auch alle ihre Lichts-Kraͤffte mit dahin. Weil nun alle ſchwe- ren Coͤrper, als unſere Erde und andere Planeten in dieſen ſolariſchen Lichts-Kraͤfften gleichſam
ſchwim-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0574"n="564"/>ſtatt in Unordnung kommen, und ſich nicht helffen<lb/>
kan, ſo reicht der <hirendition="#aq">Miniſter naturæ</hi> alſobald derſelben<lb/>
diejenige Artzeney, womit ſie ſonſt gleichfalls ihre<lb/>
krancken Patienten zu <hirendition="#aq">curi</hi>ren pfleget. Dadurch<lb/>
wird der <hirendition="#aq">Archæus</hi> auf einmal geſtaͤrcket, daß er her-<lb/>
nach ſchon ſelbſt im Stande iſt, ſeinen Patienten zu<lb/>
Huͤlffe zu kommen. Aber ich muß hertzlich lachen<lb/>
uͤber die <hirendition="#aq">Medicos mechanicos,</hi> die, ob gleich<lb/>
GOtt ſpricht: Jch bin der Herr dein Artzt, den-<lb/>
noch <hirendition="#aq">par tout</hi>ſelbſt der Artzt ſeyn wollen. Und weil<lb/>ſie der Natur ihre Art zu <hirendition="#aq">curir</hi>en nicht wiſſen, ſon-<lb/>
dern meynen, der <hirendition="#aq">Archæus</hi> treibe das Boͤſe hinaus<lb/><hirendition="#aq">per Mechaniſmum,</hi> wie man mit dem Beſem eine<lb/>
Stube auskehrt. Da mag man denn billig fragen,<lb/>
wie wird ſie ſich aber dieſer boͤſen Schein-<hirendition="#aq">Ideen</hi> ent-<lb/>
ledigen, die ſie ſich <hirendition="#aq">per Impreſſio</hi>n gemacht? Was<lb/>
braucht man da fuͤr einen Beſem dazu? Eine Ma-<lb/>
gen-Buͤrſte iſt gewiß hierzu zu grob, und allzu <hirendition="#aq">me-<lb/>
chani</hi>ſch. Ach! in der Natur treiben keine <hirendition="#aq">mecha-<lb/>
ni</hi>ſche Gewichte von groſſer Schwere die Kranckheit<lb/>
aus; ſondern in der Natur bewegt nur eine kleine<lb/><hirendition="#aq">ſubti</hi>le Lichtes-Krafft das wiederwaͤrtige Boͤſe viel<lb/>ſtaͤrcker, als das ſchwerſte <hirendition="#aq">Pondus</hi> in der <hirendition="#aq">Mathe-<lb/>
matique.</hi> Jch habe vorhin geſagt, die Sonne<lb/>ſtrahle lauter ſolche Lichts-Kraͤffte aus. Und weil<lb/>ſie ſich denn <hirendition="#aq">circa centrum ab occidente verſus<lb/>
orientem</hi> bewegt, ſo bewegen ſich denn auch alle<lb/>
ihre Lichts-Kraͤffte mit dahin. Weil nun alle ſchwe-<lb/>
ren Coͤrper, als unſere Erde und andere Planeten<lb/>
in dieſen <hirendition="#aq">ſolari</hi>ſchen Lichts-Kraͤfften gleichſam<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchwim-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[564/0574]
ſtatt in Unordnung kommen, und ſich nicht helffen
kan, ſo reicht der Miniſter naturæ alſobald derſelben
diejenige Artzeney, womit ſie ſonſt gleichfalls ihre
krancken Patienten zu curiren pfleget. Dadurch
wird der Archæus auf einmal geſtaͤrcket, daß er her-
nach ſchon ſelbſt im Stande iſt, ſeinen Patienten zu
Huͤlffe zu kommen. Aber ich muß hertzlich lachen
uͤber die Medicos mechanicos, die, ob gleich
GOtt ſpricht: Jch bin der Herr dein Artzt, den-
noch par tout ſelbſt der Artzt ſeyn wollen. Und weil
ſie der Natur ihre Art zu curiren nicht wiſſen, ſon-
dern meynen, der Archæus treibe das Boͤſe hinaus
per Mechaniſmum, wie man mit dem Beſem eine
Stube auskehrt. Da mag man denn billig fragen,
wie wird ſie ſich aber dieſer boͤſen Schein-Ideen ent-
ledigen, die ſie ſich per Impreſſion gemacht? Was
braucht man da fuͤr einen Beſem dazu? Eine Ma-
gen-Buͤrſte iſt gewiß hierzu zu grob, und allzu me-
chaniſch. Ach! in der Natur treiben keine mecha-
niſche Gewichte von groſſer Schwere die Kranckheit
aus; ſondern in der Natur bewegt nur eine kleine
ſubtile Lichtes-Krafft das wiederwaͤrtige Boͤſe viel
ſtaͤrcker, als das ſchwerſte Pondus in der Mathe-
matique. Jch habe vorhin geſagt, die Sonne
ſtrahle lauter ſolche Lichts-Kraͤffte aus. Und weil
ſie ſich denn circa centrum ab occidente verſus
orientem bewegt, ſo bewegen ſich denn auch alle
ihre Lichts-Kraͤffte mit dahin. Weil nun alle ſchwe-
ren Coͤrper, als unſere Erde und andere Planeten
in dieſen ſolariſchen Lichts-Kraͤfften gleichſam
ſchwim-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/574>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.