Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

aber oben an der Taffel genommen, setzte sich der
Capitain Horn vor der Taffel dem Regenten ge-
gen über, und fieng diese Rede zu halten an:

Meine Herren!
Auch allerseits wertheste Freunde und ge-
neigte Gönner!

Wenn ich sage, daß das Glück mit uns Men-
schen wie mit Bällen spielet, so wird mich hoffent-
lich niemand Lügen straffen können. Jch vor mei-
ne Person, habe dieses leyder! von meiner Jugend
an mehr als allzu empfindlich erfahren, und es wer-
den sich auf dieser Jnsul unter unsern werthen Freun-
den nicht wenige finden, welche dieserwegen mit mir
einstimmig sind. Jch will aber diesen Satz, um die
Zeit nicht zu verderben, vorjetzo eben nicht weit-
läufftig ausführen, sondern nur in aller möglich-
sten Kürtze, biß auf eine andere Zeit rapportiren,
wie das Glück mit mir gespielet hat, seit dem ich
die letztere Reise von hier nach Europa angetreten
habe. Uber die Fatalitaeten auf der Hinreise will
ich mich eben nicht beklagen, denn dieselben vor ei-
nen unerschrocknen und unverzagten Mann, vor
dem ich mich ohne eitlen Ruhm mit Recht ausge-
ben kan, viel zu geringschätzig, zumahlen da keine
besondere Todes-Gefahren vor Augen geschwebt,
sondern mir Wind und Wetter ziemlicher Maassen
favorisirt hat. Jch muß demnach sagen, daß
ich zu gesetzter Zeit glücklich in Amsterdam an-
gelanget, auch die mir, von hier aus aufgetrage-
ne Commissiones vermittelst göttlicher Hülffe
und unermüdeten Fleiß, meines selbst eigenen

so

aber oben an der Taffel genommen, ſetzte ſich der
Capitain Horn vor der Taffel dem Regenten ge-
gen uͤber, und fieng dieſe Rede zu halten an:

Meine Herren!
Auch allerſeits wertheſte Freunde und ge-
neigte Goͤnner!

Wenn ich ſage, daß das Gluͤck mit uns Men-
ſchen wie mit Baͤllen ſpielet, ſo wird mich hoffent-
lich niemand Luͤgen ſtraffen koͤnnen. Jch vor mei-
ne Perſon, habe dieſes leyder! von meiner Jugend
an mehr als allzu empfindlich erfahren, und es wer-
dẽ ſich auf dieſer Jnſul unter unſern werthen Freun-
den nicht wenige finden, welche dieſerwegen mit mir
einſtimmig ſind. Jch will aber dieſen Satz, um die
Zeit nicht zu verderben, vorjetzo eben nicht weit-
laͤufftig ausfuͤhren, ſondern nur in aller moͤglich-
ſten Kuͤrtze, biß auf eine andere Zeit rapportiren,
wie das Gluͤck mit mir geſpielet hat, ſeit dem ich
die letztere Reiſe von hier nach Europa angetreten
habe. Uber die Fatalitæten auf der Hinreiſe will
ich mich eben nicht beklagen, denn dieſelben vor ei-
nen unerſchrocknen und unverzagten Mann, vor
dem ich mich ohne eitlen Ruhm mit Recht ausge-
ben kan, viel zu geringſchaͤtzig, zumahlen da keine
beſondere Todes-Gefahren vor Augen geſchwebt,
ſondern mir Wind und Wetter ziemlicher Maaſſen
favoriſirt hat. Jch muß demnach ſagen, daß
ich zu geſetzter Zeit gluͤcklich in Amſterdam an-
gelanget, auch die mir, von hier aus aufgetrage-
ne Commiſſiones vermittelſt goͤttlicher Huͤlffe
und unermuͤdeten Fleiß, meines ſelbſt eigenen

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0057" n="47"/>
aber oben an der Taffel genommen, &#x017F;etzte &#x017F;ich der<lb/><hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn vor der Taffel dem <hi rendition="#aq">Regent</hi>en ge-<lb/>
gen u&#x0364;ber, und fieng die&#x017F;e Rede zu halten an:</p><lb/>
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <opener>
                <salute> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Meine Herren!<lb/>
Auch aller&#x017F;eits werthe&#x017F;te Freunde und ge-<lb/>
neigte Go&#x0364;nner!</hi> </hi> </salute>
              </opener><lb/>
              <p>Wenn ich &#x017F;age, daß das Glu&#x0364;ck mit uns Men-<lb/>
&#x017F;chen wie mit Ba&#x0364;llen &#x017F;pielet, &#x017F;o wird mich hoffent-<lb/>
lich niemand Lu&#x0364;gen &#x017F;traffen ko&#x0364;nnen. Jch vor mei-<lb/>
ne Per&#x017F;on, habe die&#x017F;es leyder! von meiner Jugend<lb/>
an mehr als allzu empfindlich erfahren, und es wer-<lb/>
de&#x0303; &#x017F;ich auf die&#x017F;er Jn&#x017F;ul unter un&#x017F;ern werthen Freun-<lb/>
den nicht wenige finden, welche die&#x017F;erwegen mit mir<lb/>
ein&#x017F;timmig &#x017F;ind. Jch will aber die&#x017F;en Satz, um die<lb/>
Zeit nicht zu verderben, vorjetzo eben nicht weit-<lb/>
la&#x0364;ufftig ausfu&#x0364;hren, &#x017F;ondern nur in aller mo&#x0364;glich-<lb/>
&#x017F;ten Ku&#x0364;rtze, biß auf eine andere Zeit <hi rendition="#aq">rapportir</hi>en,<lb/>
wie das Glu&#x0364;ck mit mir ge&#x017F;pielet hat, &#x017F;eit dem ich<lb/>
die letztere Rei&#x017F;e von hier nach <hi rendition="#aq">Europa</hi> angetreten<lb/>
habe. Uber die <hi rendition="#aq">Fatalitæt</hi>en auf der Hinrei&#x017F;e will<lb/>
ich mich eben nicht beklagen, denn die&#x017F;elben vor ei-<lb/>
nen uner&#x017F;chrocknen und unverzagten Mann, vor<lb/>
dem ich mich ohne eitlen Ruhm mit Recht ausge-<lb/>
ben kan, viel zu gering&#x017F;cha&#x0364;tzig, zumahlen da keine<lb/>
be&#x017F;ondere Todes-Gefahren vor Augen ge&#x017F;chwebt,<lb/>
&#x017F;ondern mir Wind und Wetter ziemlicher Maa&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">favori&#x017F;irt</hi> hat. Jch muß demnach &#x017F;agen, daß<lb/>
ich zu ge&#x017F;etzter Zeit glu&#x0364;cklich in Am&#x017F;terdam an-<lb/>
gelanget, auch die mir, von hier aus aufgetrage-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;iones</hi> vermittel&#x017F;t go&#x0364;ttlicher Hu&#x0364;lffe<lb/>
und unermu&#x0364;deten Fleiß, meines &#x017F;elb&#x017F;t eigenen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0057] aber oben an der Taffel genommen, ſetzte ſich der Capitain Horn vor der Taffel dem Regenten ge- gen uͤber, und fieng dieſe Rede zu halten an: Meine Herren! Auch allerſeits wertheſte Freunde und ge- neigte Goͤnner! Wenn ich ſage, daß das Gluͤck mit uns Men- ſchen wie mit Baͤllen ſpielet, ſo wird mich hoffent- lich niemand Luͤgen ſtraffen koͤnnen. Jch vor mei- ne Perſon, habe dieſes leyder! von meiner Jugend an mehr als allzu empfindlich erfahren, und es wer- dẽ ſich auf dieſer Jnſul unter unſern werthen Freun- den nicht wenige finden, welche dieſerwegen mit mir einſtimmig ſind. Jch will aber dieſen Satz, um die Zeit nicht zu verderben, vorjetzo eben nicht weit- laͤufftig ausfuͤhren, ſondern nur in aller moͤglich- ſten Kuͤrtze, biß auf eine andere Zeit rapportiren, wie das Gluͤck mit mir geſpielet hat, ſeit dem ich die letztere Reiſe von hier nach Europa angetreten habe. Uber die Fatalitæten auf der Hinreiſe will ich mich eben nicht beklagen, denn dieſelben vor ei- nen unerſchrocknen und unverzagten Mann, vor dem ich mich ohne eitlen Ruhm mit Recht ausge- ben kan, viel zu geringſchaͤtzig, zumahlen da keine beſondere Todes-Gefahren vor Augen geſchwebt, ſondern mir Wind und Wetter ziemlicher Maaſſen favoriſirt hat. Jch muß demnach ſagen, daß ich zu geſetzter Zeit gluͤcklich in Amſterdam an- gelanget, auch die mir, von hier aus aufgetrage- ne Commiſſiones vermittelſt goͤttlicher Huͤlffe und unermuͤdeten Fleiß, meines ſelbſt eigenen ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/57
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/57>, abgerufen am 24.11.2024.