Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Feld-Arbeit in denen abgebrochenen Stunden vieles
zu Wege bringen können, eben als wenn sie sich
gemüßiget sähen, mit ihren Waaren, so wie die
Handwercks-Leute in Deutschland und anderer Or-
ten, zu Marckte zu ziehen. Jedoch dieser Vor-
rath ist sehr gut, indem wir gesonnen sind, von je-
der Art unsern Europaeischen Freunden und Brü-
der etwas zuzuschicken, welche sich aus diesen Klei-
nigkeiten doch wohl eine Rarität machen, und eini-
ges Vergnügen darüber empfinden werden.

Der Capitain Horn sagte also: Jch habe vor
dieses mahl genung gehöret, mein werthester Bru-
der und Freund! allein ich werde mir ausbitten,
gleich morgendes Tages, und zwar gewisser Ursachen
wegen, in Begleitung meines Bruders, die Pflantz-
städte zu durchstreichen, und sonderlich die Künst-
ler und Handwercker zu besuchen.

Wie ihm nun dieses sogleich von dem Regenten
frey gestellet wurde, liessen wir der Bequemlichkeit
wegen alsobald etliche mit Hirschen bespannete
leichte Wagen herbey rücken, und fiengen in Al-
berts-Raum an, Herrn Cramern zu besuchen, den
wir in gutem Vergnügen antraffen, und ihn derowe-
gen vollends recht lustig machten. Er bewirthete uns,
obgleich unsere Compagnie ziemlich starck war,
recht herrlich, bewegte uns auch dahin, über Nacht
bey ihm zu bleiben, und Morgens früh seine ange-
legte Pferde-und Esels-Stuterey benebst seinen an-
dern Anstalten wegen der Vieh-Zucht, in Augen-
schein zu nehmen. Wir fanden deßfalls alles sol-
cher Gestalt klug und künstlich eingerichtet, daß sich
die beyden Capitains Horn nicht gnugsam darüber

verwun-
IV. Theil. (l l)

Feld-Arbeit in denen abgebrochenen Stunden vieles
zu Wege bringen koͤnnen, eben als wenn ſie ſich
gemuͤßiget ſaͤhen, mit ihren Waaren, ſo wie die
Handwercks-Leute in Deutſchland und anderer Or-
ten, zu Marckte zu ziehen. Jedoch dieſer Vor-
rath iſt ſehr gut, indem wir geſonnen ſind, von je-
der Art unſern Europæiſchen Freunden und Bruͤ-
der etwas zuzuſchicken, welche ſich aus dieſen Klei-
nigkeiten doch wohl eine Raritaͤt machen, und eini-
ges Vergnuͤgen daruͤber empfinden werden.

Der Capitain Horn ſagte alſo: Jch habe vor
dieſes mahl genung gehoͤret, mein wertheſter Bru-
der und Freund! allein ich werde mir ausbitten,
gleich morgendes Tages, und zwar gewiſſer Urſachen
wegen, in Begleitung meines Bruders, die Pflantz-
ſtaͤdte zu durchſtreichen, und ſonderlich die Kuͤnſt-
ler und Handwercker zu beſuchen.

Wie ihm nun dieſes ſogleich von dem Regenten
frey geſtellet wurde, lieſſen wir der Bequemlichkeit
wegen alſobald etliche mit Hirſchen beſpannete
leichte Wagen herbey ruͤcken, und fiengen in Al-
berts-Raum an, Herrn Cramern zu beſuchen, den
wir in gutem Vergnuͤgen antraffen, und ihn derowe-
gen vollends recht luſtig machten. Er bewirthete uns,
obgleich unſere Compagnie ziemlich ſtarck war,
recht herrlich, bewegte uns auch dahin, uͤber Nacht
bey ihm zu bleiben, und Morgens fruͤh ſeine ange-
legte Pferde-und Eſels-Stuterey benebſt ſeinen an-
dern Anſtalten wegen der Vieh-Zucht, in Augen-
ſchein zu nehmen. Wir fanden deßfalls alles ſol-
cher Geſtalt klug und kuͤnſtlich eingerichtet, daß ſich
die beyden Capitains Horn nicht gnugſam daruͤber

verwun-
IV. Theil. (l l)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0539" n="529"/>
Feld-Arbeit in denen abgebrochenen Stunden vieles<lb/>
zu Wege bringen ko&#x0364;nnen, eben als wenn &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
gemu&#x0364;ßiget &#x017F;a&#x0364;hen, mit ihren Waaren, &#x017F;o wie die<lb/>
Handwercks-Leute in Deut&#x017F;chland und anderer Or-<lb/>
ten, zu Marckte zu ziehen. Jedoch die&#x017F;er Vor-<lb/>
rath i&#x017F;t &#x017F;ehr gut, indem wir ge&#x017F;onnen &#x017F;ind, von je-<lb/>
der Art un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Europæi</hi>&#x017F;chen Freunden und Bru&#x0364;-<lb/>
der etwas zuzu&#x017F;chicken, welche &#x017F;ich aus die&#x017F;en Klei-<lb/>
nigkeiten doch wohl eine Rarita&#x0364;t machen, und eini-<lb/>
ges Vergnu&#x0364;gen daru&#x0364;ber empfinden werden.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#aq">Capitain</hi> <hi rendition="#fr">Horn</hi> &#x017F;agte al&#x017F;o: Jch habe vor<lb/>
die&#x017F;es mahl genung geho&#x0364;ret, mein werthe&#x017F;ter Bru-<lb/>
der und Freund! allein ich werde mir ausbitten,<lb/>
gleich morgendes Tages, und zwar gewi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen<lb/>
wegen, in Begleitung meines Bruders, die Pflantz-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;dte zu durch&#x017F;treichen, und &#x017F;onderlich die Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
ler und Handwercker zu be&#x017F;uchen.</p><lb/>
              <p>Wie ihm nun die&#x017F;es &#x017F;ogleich von dem <hi rendition="#aq">Regent</hi>en<lb/>
frey ge&#x017F;tellet wurde, lie&#x017F;&#x017F;en wir der Bequemlichkeit<lb/>
wegen al&#x017F;obald etliche mit Hir&#x017F;chen be&#x017F;pannete<lb/>
leichte Wagen herbey ru&#x0364;cken, und fiengen in Al-<lb/>
berts-Raum an, Herrn Cramern zu be&#x017F;uchen, den<lb/>
wir in gutem Vergnu&#x0364;gen antraffen, und ihn derowe-<lb/>
gen vollends recht lu&#x017F;tig machten. Er bewirthete uns,<lb/>
obgleich un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> ziemlich &#x017F;tarck war,<lb/>
recht herrlich, bewegte uns auch dahin, u&#x0364;ber Nacht<lb/>
bey ihm zu bleiben, und Morgens fru&#x0364;h &#x017F;eine ange-<lb/>
legte Pferde-und E&#x017F;els-Stuterey beneb&#x017F;t &#x017F;einen an-<lb/>
dern An&#x017F;talten wegen der Vieh-Zucht, in Augen-<lb/>
&#x017F;chein zu nehmen. Wir fanden deßfalls alles &#x017F;ol-<lb/>
cher Ge&#x017F;talt klug und ku&#x0364;n&#x017F;tlich eingerichtet, daß &#x017F;ich<lb/>
die beyden <hi rendition="#aq">Capitains</hi> <hi rendition="#fr">Horn</hi> nicht gnug&#x017F;am daru&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">IV.</hi></hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> (l l)</fw><fw place="bottom" type="catch">verwun-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0539] Feld-Arbeit in denen abgebrochenen Stunden vieles zu Wege bringen koͤnnen, eben als wenn ſie ſich gemuͤßiget ſaͤhen, mit ihren Waaren, ſo wie die Handwercks-Leute in Deutſchland und anderer Or- ten, zu Marckte zu ziehen. Jedoch dieſer Vor- rath iſt ſehr gut, indem wir geſonnen ſind, von je- der Art unſern Europæiſchen Freunden und Bruͤ- der etwas zuzuſchicken, welche ſich aus dieſen Klei- nigkeiten doch wohl eine Raritaͤt machen, und eini- ges Vergnuͤgen daruͤber empfinden werden. Der Capitain Horn ſagte alſo: Jch habe vor dieſes mahl genung gehoͤret, mein wertheſter Bru- der und Freund! allein ich werde mir ausbitten, gleich morgendes Tages, und zwar gewiſſer Urſachen wegen, in Begleitung meines Bruders, die Pflantz- ſtaͤdte zu durchſtreichen, und ſonderlich die Kuͤnſt- ler und Handwercker zu beſuchen. Wie ihm nun dieſes ſogleich von dem Regenten frey geſtellet wurde, lieſſen wir der Bequemlichkeit wegen alſobald etliche mit Hirſchen beſpannete leichte Wagen herbey ruͤcken, und fiengen in Al- berts-Raum an, Herrn Cramern zu beſuchen, den wir in gutem Vergnuͤgen antraffen, und ihn derowe- gen vollends recht luſtig machten. Er bewirthete uns, obgleich unſere Compagnie ziemlich ſtarck war, recht herrlich, bewegte uns auch dahin, uͤber Nacht bey ihm zu bleiben, und Morgens fruͤh ſeine ange- legte Pferde-und Eſels-Stuterey benebſt ſeinen an- dern Anſtalten wegen der Vieh-Zucht, in Augen- ſchein zu nehmen. Wir fanden deßfalls alles ſol- cher Geſtalt klug und kuͤnſtlich eingerichtet, daß ſich die beyden Capitains Horn nicht gnugſam daruͤber verwun- IV. Theil. (l l)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/539
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/539>, abgerufen am 22.11.2024.