se zu kommen, und als wir ihm gefolgt, Mirza- manda aber etwas bekümmert und traurig aussahe, sprach er zu derselben: "Jch weiß es, Printzeßin, &q;daß ihr vor ietzo um eures Vaters wegen beküm- &q;mert und traurig seyd; allein sorget vor ihn nicht, &q;denn ich will euch gleich zeigen, daß er noch wohl ge- &q;sund und lustig lebt."
Hierauf stieg er hinunter in einen Keller, und brachte ein grosses, rundes, klar und hell geschliffe- neß-Glas herauf, welches über 2. Spannen hoch, in der Mitte aber über 3. Finger dicke war. Dieses Glas setzte er vor Mirzamanden auf den Tisch nieder, hieng ein weisses Tuch an die gegen über ste- hende Wand, schrieb der Printzeßin Nahmen und etliche Characters mit Kreite vor derselben auf den Tisch, da wir denn mit gröster Verwunderung sa- hen, wie sich auf dem weissen Tuche der Fürst von Candahar mit der offt genannten Fräulein von N. auf einem Jagd-Wagen sitzend, dergestalt or- dentlich zeigten, als ob beyde mit einem Mahler- Pinsel abgeschildert wären. Dergleichen Proben machte er auf Verlangen der Mirzamanda noch ei- nige, that auch weiter nichts mehr bey der gantzen Sache, als daß er dann und wann die Characters und Zeichen mit der Kreite veränderte. Endlich, da wir diese Lust über 2. Stunden gehabt, sprach er: &q;Nun, meine Kinder! will ich euch meinen taub und &q;stumm gebohrnen Aufwärter vorstellen, gebt wohl &q;Achtung darauf, ob derselbe nicht, ehe es Morgen &q;Mittag wird, in eben der Gestalt, als ihr ihn jetzo &q;sehen werdet, vor euren Augen erscheinen soll, denn &q;ich will noch 3. Characters mehr darzu machen, &q;damit er mir nicht über die Mittags-Stunde aussen
bleiben
ſe zu kommen, und als wir ihm gefolgt, Mirza- manda aber etwas bekuͤmmert und traurig ausſahe, ſprach er zu derſelben: „Jch weiß es, Printzeßin, &q;daß ihr vor ietzo um eures Vaters wegen bekuͤm- &q;mert und traurig ſeyd; allein ſorget vor ihn nicht, &q;denn ich will euch gleich zeigen, daß er noch wohl ge- &q;ſund und luſtig lebt.‟
Hierauf ſtieg er hinunter in einen Keller, und brachte ein groſſes, rundes, klar und hell geſchliffe- neß-Glas herauf, welches uͤber 2. Spannen hoch, in der Mitte aber uͤber 3. Finger dicke war. Dieſes Glas ſetzte er vor Mirzamanden auf den Tiſch nieder, hieng ein weiſſes Tuch an die gegen uͤber ſte- hende Wand, ſchrieb der Printzeßin Nahmen und etliche Characters mit Kreite vor derſelben auf den Tiſch, da wir denn mit groͤſter Verwunderung ſa- hen, wie ſich auf dem weiſſen Tuche der Fuͤrſt von Candahar mit der offt genannten Fraͤulein von N. auf einem Jagd-Wagen ſitzend, dergeſtalt or- dentlich zeigten, als ob beyde mit einem Mahler- Pinſel abgeſchildert waͤren. Dergleichen Proben machte er auf Verlangen der Mirzamanda noch ei- nige, that auch weiter nichts mehr bey der gantzen Sache, als daß er dann und wann die Characters und Zeichen mit der Kreite veraͤnderte. Endlich, da wir dieſe Luſt uͤber 2. Stunden gehabt, ſprach er: &q;Nun, meine Kinder! will ich euch meinen taub und &q;ſtumm gebohrnen Aufwaͤrter vorſtellen, gebt wohl &q;Achtung darauf, ob derſelbe nicht, ehe es Morgen &q;Mittag wird, in eben der Geſtalt, als ihr ihn jetzo &q;ſehen werdet, vor euren Augen erſcheinen ſoll, denn &q;ich will noch 3. Characters mehr darzu machen, &q;damit er mir nicht uͤber die Mittags-Stunde auſſen
bleiben
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ſe zu kommen, und als wir ihm gefolgt, Mirza-
manda aber etwas bekuͤmmert und traurig ausſahe,
ſprach er zu derſelben: „Jch weiß es, Printzeßin,
&q;daß ihr vor ietzo um eures Vaters wegen bekuͤm-
&q;mert und traurig ſeyd; allein ſorget vor ihn nicht,
&q;denn ich will euch gleich zeigen, daß er noch wohl ge-
&q;ſund und luſtig lebt.‟
Hierauf ſtieg er hinunter in einen Keller, und
brachte ein groſſes, rundes, klar und hell geſchliffe-
neß-Glas herauf, welches uͤber 2. Spannen hoch,
in der Mitte aber uͤber 3. Finger dicke war. Dieſes
Glas ſetzte er vor Mirzamanden auf den Tiſch
nieder, hieng ein weiſſes Tuch an die gegen uͤber ſte-
hende Wand, ſchrieb der Printzeßin Nahmen und
etliche Characters mit Kreite vor derſelben auf den
Tiſch, da wir denn mit groͤſter Verwunderung ſa-
hen, wie ſich auf dem weiſſen Tuche der Fuͤrſt
von Candahar mit der offt genannten Fraͤulein von
N. auf einem Jagd-Wagen ſitzend, dergeſtalt or-
dentlich zeigten, als ob beyde mit einem Mahler-
Pinſel abgeſchildert waͤren. Dergleichen Proben
machte er auf Verlangen der Mirzamanda noch ei-
nige, that auch weiter nichts mehr bey der gantzen
Sache, als daß er dann und wann die Characters
und Zeichen mit der Kreite veraͤnderte. Endlich, da
wir dieſe Luſt uͤber 2. Stunden gehabt, ſprach er:
&q;Nun, meine Kinder! will ich euch meinen taub und
&q;ſtumm gebohrnen Aufwaͤrter vorſtellen, gebt wohl
&q;Achtung darauf, ob derſelbe nicht, ehe es Morgen
&q;Mittag wird, in eben der Geſtalt, als ihr ihn jetzo
&q;ſehen werdet, vor euren Augen erſcheinen ſoll, denn
&q;ich will noch 3. Characters mehr darzu machen,
&q;damit er mir nicht uͤber die Mittags-Stunde auſſen
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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