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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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tere aber binnen wenig Tagen gäntzlich verschwun-
de, indem die Jnsulaner des Löwens gar bald ge-
wohnt wurden, als welchen die Printzeßin zuwei-
len frey herum spatzieren ließ, zu andern Zeiten
aber, auch hie oder da anbunde, da denn auch so
gar die Kinder, so kaum lauffen konten, sich um
den Löwen herum versammleten, welcher auf das
allerpoßierlichste mit ihnen spielete, und ihnen die
Gesichter, Hände und Füsse leckte.

Unser Frauenzimmer war vor allererst dahin
besorgt gewesen, die angekommenen beyden Gäste
in reinliche Kleidung und Wäsche zu werffen, hat-
ten denenselben also verschiedenes von dergleichen
Sachen vorgelegt; da aber Anna zu vernehmen
gegeben, wie sie dergleichen schöne Sachen nicht
eher anlegen würden, als biß sie sich alle beyde in
den Abend-Stunden in dem nächst vorbey fliessen-
den Flusse würden gebadet und gewaschen haben,
so machten unser Frauenzimmer gleich andere An-
stalten, indem sie eine Bad-Stube heitzen liessen,
da denn die Printzeßin nebst der Anna hinein ge-
führet wurden, um ihre Bequemlichkeit in der
Wärme mit warmen Wasser und andern Zubehör
darinnen zu finden und zu gebrauchen. Demnach
kam die Printzeßin gleich des andern Morgens
in einem Felsenburgischen Festtäglichen Frauen-
zimmer-Habite aufgezogen, und ihre darunter her-
vor leuchtende gantz besondere Schönheit wurde
von jedermänniglich bewundert, ohngeachtet sie
aber etwas hohes nicht allein in ihren Kohl-Pech-
schwartzen Augen, sondern auch in allen ihren Mi-
nen und Geberden an sich hatte, und man aus

allen
IV. Theil. (c c)

tere aber binnen wenig Tagen gaͤntzlich verſchwun-
de, indem die Jnſulaner des Loͤwens gar bald ge-
wohnt wurden, als welchen die Printzeßin zuwei-
len frey herum ſpatzieren ließ, zu andern Zeiten
aber, auch hie oder da anbunde, da denn auch ſo
gar die Kinder, ſo kaum lauffen konten, ſich um
den Loͤwen herum verſammleten, welcher auf das
allerpoßierlichſte mit ihnen ſpielete, und ihnen die
Geſichter, Haͤnde und Fuͤſſe leckte.

Unſer Frauenzimmer war vor allererſt dahin
beſorgt geweſen, die angekommenen beyden Gaͤſte
in reinliche Kleidung und Waͤſche zu werffen, hat-
ten denenſelben alſo verſchiedenes von dergleichen
Sachen vorgelegt; da aber Anna zu vernehmen
gegeben, wie ſie dergleichen ſchoͤne Sachen nicht
eher anlegen wuͤrden, als biß ſie ſich alle beyde in
den Abend-Stunden in dem naͤchſt vorbey flieſſen-
den Fluſſe wuͤrden gebadet und gewaſchen haben,
ſo machten unſer Frauenzimmer gleich andere An-
ſtalten, indem ſie eine Bad-Stube heitzen lieſſen,
da denn die Printzeßin nebſt der Anna hinein ge-
fuͤhret wurden, um ihre Bequemlichkeit in der
Waͤrme mit warmen Waſſer und andern Zubehoͤr
darinnen zu finden und zu gebrauchen. Demnach
kam die Printzeßin gleich des andern Morgens
in einem Felſenburgiſchen Feſttaͤglichen Frauen-
zimmer-Habite aufgezogen, und ihre darunter her-
vor leuchtende gantz beſondere Schoͤnheit wurde
von jedermaͤnniglich bewundert, ohngeachtet ſie
aber etwas hohes nicht allein in ihren Kohl-Pech-
ſchwartzen Augen, ſondern auch in allen ihren Mi-
nen und Geberden an ſich hatte, und man aus

allen
IV. Theil. (c c)
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[401/0411] tere aber binnen wenig Tagen gaͤntzlich verſchwun- de, indem die Jnſulaner des Loͤwens gar bald ge- wohnt wurden, als welchen die Printzeßin zuwei- len frey herum ſpatzieren ließ, zu andern Zeiten aber, auch hie oder da anbunde, da denn auch ſo gar die Kinder, ſo kaum lauffen konten, ſich um den Loͤwen herum verſammleten, welcher auf das allerpoßierlichſte mit ihnen ſpielete, und ihnen die Geſichter, Haͤnde und Fuͤſſe leckte. Unſer Frauenzimmer war vor allererſt dahin beſorgt geweſen, die angekommenen beyden Gaͤſte in reinliche Kleidung und Waͤſche zu werffen, hat- ten denenſelben alſo verſchiedenes von dergleichen Sachen vorgelegt; da aber Anna zu vernehmen gegeben, wie ſie dergleichen ſchoͤne Sachen nicht eher anlegen wuͤrden, als biß ſie ſich alle beyde in den Abend-Stunden in dem naͤchſt vorbey flieſſen- den Fluſſe wuͤrden gebadet und gewaſchen haben, ſo machten unſer Frauenzimmer gleich andere An- ſtalten, indem ſie eine Bad-Stube heitzen lieſſen, da denn die Printzeßin nebſt der Anna hinein ge- fuͤhret wurden, um ihre Bequemlichkeit in der Waͤrme mit warmen Waſſer und andern Zubehoͤr darinnen zu finden und zu gebrauchen. Demnach kam die Printzeßin gleich des andern Morgens in einem Felſenburgiſchen Feſttaͤglichen Frauen- zimmer-Habite aufgezogen, und ihre darunter her- vor leuchtende gantz beſondere Schoͤnheit wurde von jedermaͤnniglich bewundert, ohngeachtet ſie aber etwas hohes nicht allein in ihren Kohl-Pech- ſchwartzen Augen, ſondern auch in allen ihren Mi- nen und Geberden an ſich hatte, und man aus allen IV. Theil. (c c)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/411>, abgerufen am 23.05.2024.