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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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oder Worte machen, glaube aber, daß es demje-
nigen, was wir bereits vor Olims-Zeiten aus eben
diesem Heyden-Tempel erworben, wenig nachge-
ben wird; ja, ich solte fast meynen, daß wir in ge-
wissen Stücken weit mehrere Kostbarkeiten und
Schätze, und zwar mit eben so grosser, ja wohl
noch weit grösserer Lebens-Gefahr erobert hätten,
als unsere Vorgänger.

Jedoch ich will alles dieses vorjetzo bey Seite
gestellet seyn lassen, und nur so viel melden, daß,
nachdem wir mit den Portugiesen, sonderlich aber
mit dem Vincentio, zur Nachts-Zeit ein gantz ge-
heimes Gespräch gehalten, Morgens frühe, mit
voller Ladung von ihnen abruderten, unter dem
Versprechen, sie alle wohl zu bedencken, und binnen
6. oder 8. Tagen unsere bey ihnen zurücklassenden
Landes-Leute, deren 20. an der Zahl waren, wie-
der abzuhohlen. Es waren diese 20. Mann, die
wir also dazumahl auf der Jnsul Klein-Felsen-
burg zurück liessen, mit wenig Worten zu sagen,
Leute von vollkommener Hertzhafftigkeit, und uns
geleitete der Himmel nebst der Persianischen Prin-
tzeßin, ihrer Frau Anna und dem Löwen, glücklich
biß auf die Jnsul Groß-Felsenburg.

Was da abermahls vor ein Aufsehen ent-
stunde, davon will gar nicht viel reden; Die mit-
gebrachten Sachen aber machten bey den Manns-
Personen noch lange nicht so viel Wunder, als bey
unserm Frauenzimmer die 2. auf eine so seltsame
Art gekleidete Weibs-Personen, der Löwe aber
brachte zu Anfangs in allen Augen so wohl Ver-
wunderung, als Schrecken zu Wege, welches letz-

tere

oder Worte machen, glaube aber, daß es demje-
nigen, was wir bereits vor Olims-Zeiten aus eben
dieſem Heyden-Tempel erworben, wenig nachge-
ben wird; ja, ich ſolte faſt meynen, daß wir in ge-
wiſſen Stuͤcken weit mehrere Koſtbarkeiten und
Schaͤtze, und zwar mit eben ſo groſſer, ja wohl
noch weit groͤſſerer Lebens-Gefahr erobert haͤtten,
als unſere Vorgaͤnger.

Jedoch ich will alles dieſes vorjetzo bey Seite
geſtellet ſeyn laſſen, und nur ſo viel melden, daß,
nachdem wir mit den Portugieſen, ſonderlich aber
mit dem Vincentio, zur Nachts-Zeit ein gantz ge-
heimes Geſpraͤch gehalten, Morgens fruͤhe, mit
voller Ladung von ihnen abruderten, unter dem
Verſprechen, ſie alle wohl zu bedencken, und binnen
6. oder 8. Tagen unſere bey ihnen zuruͤcklaſſenden
Landes-Leute, deren 20. an der Zahl waren, wie-
der abzuhohlen. Es waren dieſe 20. Mann, die
wir alſo dazumahl auf der Jnſul Klein-Felſen-
burg zuruͤck lieſſen, mit wenig Worten zu ſagen,
Leute von vollkommener Hertzhafftigkeit, und uns
geleitete der Himmel nebſt der Perſianiſchen Prin-
tzeßin, ihrer Frau Anna und dem Loͤwen, gluͤcklich
biß auf die Jnſul Groß-Felſenburg.

Was da abermahls vor ein Aufſehen ent-
ſtunde, davon will gar nicht viel reden; Die mit-
gebrachten Sachen aber machten bey den Manns-
Perſonen noch lange nicht ſo viel Wunder, als bey
unſerm Frauenzimmer die 2. auf eine ſo ſeltſame
Art gekleidete Weibs-Perſonen, der Loͤwe aber
brachte zu Anfangs in allen Augen ſo wohl Ver-
wunderung, als Schrecken zu Wege, welches letz-

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[400/0410] oder Worte machen, glaube aber, daß es demje- nigen, was wir bereits vor Olims-Zeiten aus eben dieſem Heyden-Tempel erworben, wenig nachge- ben wird; ja, ich ſolte faſt meynen, daß wir in ge- wiſſen Stuͤcken weit mehrere Koſtbarkeiten und Schaͤtze, und zwar mit eben ſo groſſer, ja wohl noch weit groͤſſerer Lebens-Gefahr erobert haͤtten, als unſere Vorgaͤnger. Jedoch ich will alles dieſes vorjetzo bey Seite geſtellet ſeyn laſſen, und nur ſo viel melden, daß, nachdem wir mit den Portugieſen, ſonderlich aber mit dem Vincentio, zur Nachts-Zeit ein gantz ge- heimes Geſpraͤch gehalten, Morgens fruͤhe, mit voller Ladung von ihnen abruderten, unter dem Verſprechen, ſie alle wohl zu bedencken, und binnen 6. oder 8. Tagen unſere bey ihnen zuruͤcklaſſenden Landes-Leute, deren 20. an der Zahl waren, wie- der abzuhohlen. Es waren dieſe 20. Mann, die wir alſo dazumahl auf der Jnſul Klein-Felſen- burg zuruͤck lieſſen, mit wenig Worten zu ſagen, Leute von vollkommener Hertzhafftigkeit, und uns geleitete der Himmel nebſt der Perſianiſchen Prin- tzeßin, ihrer Frau Anna und dem Loͤwen, gluͤcklich biß auf die Jnſul Groß-Felſenburg. Was da abermahls vor ein Aufſehen ent- ſtunde, davon will gar nicht viel reden; Die mit- gebrachten Sachen aber machten bey den Manns- Perſonen noch lange nicht ſo viel Wunder, als bey unſerm Frauenzimmer die 2. auf eine ſo ſeltſame Art gekleidete Weibs-Perſonen, der Loͤwe aber brachte zu Anfangs in allen Augen ſo wohl Ver- wunderung, als Schrecken zu Wege, welches letz- tere

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/410>, abgerufen am 22.11.2024.