Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

der Printzeßin Meynung in allem bey; wie es
nemlich nicht nöthig wäre, daß wir uns fernerweit
um den unglückseeligen Cörper der Hadscha be-
mühen, oder uns dieserwegen solten von unsern
anderweitigen Geschäfften abhalten lassen; fragte
anbey, ob wir auch aus dieser geringen Begeben-
heit nicht erkenneten, daß er ein aufrichtiger Freund,
Beförderer und Wahrsager unsers Glücks und
Wohlergehens wäre?

Demnach wurde von der Stunde an alle
Anstalt gemacht, uns in Ordnung zu bringen, um
mit anbrechenden Tage die Rückreise nach unsern
Hütten anzutreten, welches denn auch geschahe,
nachdem sich vorhero in der Nacht weiter niemand
mehr um den Cörper der Hadscha bekümmert,
mithin kamen wir des dritten Tages, weilen wir
uns aus gewissen Ursachen im Gehen eben nicht
übereilen wolten, glücklich bey und in unsern Hüt-
ten an, da denn noch alles richtig und wohlbestellt
befunden wurde.

Mittlerweile passirte mir ein artiger Streich,
denn, da ich kaum in die allerdickste Waldung die-
ser Gegend eingetreten war; begegnete mir einer
der allergrösten Hirsche, so wie ich derselben einen
nur immer Zeit meines Lebens gesehen, ohngeach-
tet ich nun sonsten ein grosser Vertheidiger des
Wildprets, zumahlen dessen bin, was zur Zucht
dienet, so fiel mir doch dieser schöne Hirsch wegen
seiner besondern Grösse dergestalt in die Au-
gen, (weil ich wuste, daß er in den Klein-Felsen-
burgischen Waldungen noch vielmehr Brüder
seines gleichen hatte) daß ich der Mirzamanden

Hand

der Printzeßin Meynung in allem bey; wie es
nemlich nicht noͤthig waͤre, daß wir uns fernerweit
um den ungluͤckſeeligen Coͤrper der Hadſcha be-
muͤhen, oder uns dieſerwegen ſolten von unſern
anderweitigen Geſchaͤfften abhalten laſſen; fragte
anbey, ob wir auch aus dieſer geringen Begeben-
heit nicht erkenneten, daß er ein aufrichtiger Freund,
Befoͤrderer und Wahrſager unſers Gluͤcks und
Wohlergehens waͤre?

Demnach wurde von der Stunde an alle
Anſtalt gemacht, uns in Ordnung zu bringen, um
mit anbrechenden Tage die Ruͤckreiſe nach unſern
Huͤtten anzutreten, welches denn auch geſchahe,
nachdem ſich vorhero in der Nacht weiter niemand
mehr um den Coͤrper der Hadſcha bekuͤmmert,
mithin kamen wir des dritten Tages, weilen wir
uns aus gewiſſen Urſachen im Gehen eben nicht
uͤbereilen wolten, gluͤcklich bey und in unſern Huͤt-
ten an, da denn noch alles richtig und wohlbeſtellt
befunden wurde.

Mittlerweile paſſirte mir ein artiger Streich,
denn, da ich kaum in die allerdickſte Waldung die-
ſer Gegend eingetreten war; begegnete mir einer
der allergroͤſten Hirſche, ſo wie ich derſelben einen
nur immer Zeit meines Lebens geſehen, ohngeach-
tet ich nun ſonſten ein groſſer Vertheidiger des
Wildprets, zumahlen deſſen bin, was zur Zucht
dienet, ſo fiel mir doch dieſer ſchoͤne Hirſch wegen
ſeiner beſondern Groͤſſe dergeſtalt in die Au-
gen, (weil ich wuſte, daß er in den Klein-Felſen-
burgiſchen Waldungen noch vielmehr Bruͤder
ſeines gleichen hatte) daß ich der Mirzamanden

Hand
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0407" n="397"/>
der Printzeßin Meynung in allem bey; wie es<lb/>
nemlich nicht no&#x0364;thig wa&#x0364;re, daß wir uns fernerweit<lb/>
um den unglu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Co&#x0364;rper der <hi rendition="#aq">Had&#x017F;cha</hi> be-<lb/>
mu&#x0364;hen, oder uns die&#x017F;erwegen &#x017F;olten von un&#x017F;ern<lb/>
anderweitigen Ge&#x017F;cha&#x0364;fften abhalten la&#x017F;&#x017F;en; fragte<lb/>
anbey, ob wir auch aus die&#x017F;er geringen Begeben-<lb/>
heit nicht erkenneten, daß er ein aufrichtiger Freund,<lb/>
Befo&#x0364;rderer und Wahr&#x017F;ager un&#x017F;ers Glu&#x0364;cks und<lb/>
Wohlergehens wa&#x0364;re?</p><lb/>
        <p>Demnach wurde von der Stunde an alle<lb/>
An&#x017F;talt gemacht, uns in Ordnung zu bringen, um<lb/>
mit anbrechenden Tage die Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e nach un&#x017F;ern<lb/>
Hu&#x0364;tten anzutreten, welches denn auch ge&#x017F;chahe,<lb/>
nachdem &#x017F;ich vorhero in der Nacht weiter niemand<lb/>
mehr um den Co&#x0364;rper der <hi rendition="#aq">Had&#x017F;cha</hi> beku&#x0364;mmert,<lb/>
mithin kamen wir des dritten Tages, weilen wir<lb/>
uns aus gewi&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;achen im Gehen eben nicht<lb/>
u&#x0364;bereilen wolten, glu&#x0364;cklich bey und in un&#x017F;ern Hu&#x0364;t-<lb/>
ten an, da denn noch alles richtig und wohlbe&#x017F;tellt<lb/>
befunden wurde.</p><lb/>
        <p>Mittlerweile <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>te mir ein artiger Streich,<lb/>
denn, da ich kaum in die allerdick&#x017F;te Waldung die-<lb/>
&#x017F;er Gegend eingetreten war; begegnete mir einer<lb/>
der allergro&#x0364;&#x017F;ten Hir&#x017F;che, &#x017F;o wie ich der&#x017F;elben einen<lb/>
nur immer Zeit meines Lebens ge&#x017F;ehen, ohngeach-<lb/>
tet ich nun &#x017F;on&#x017F;ten ein gro&#x017F;&#x017F;er Vertheidiger des<lb/>
Wildprets, zumahlen de&#x017F;&#x017F;en bin, was zur Zucht<lb/>
dienet, &#x017F;o fiel mir doch die&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;ne Hir&#x017F;ch wegen<lb/>
&#x017F;einer be&#x017F;ondern Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e derge&#x017F;talt in die Au-<lb/>
gen, (weil ich wu&#x017F;te, daß er in den Klein-Fel&#x017F;en-<lb/>
burgi&#x017F;chen Waldungen noch vielmehr Bru&#x0364;der<lb/>
&#x017F;eines gleichen hatte) daß ich der <hi rendition="#aq">Mirzaman</hi>den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hand</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0407] der Printzeßin Meynung in allem bey; wie es nemlich nicht noͤthig waͤre, daß wir uns fernerweit um den ungluͤckſeeligen Coͤrper der Hadſcha be- muͤhen, oder uns dieſerwegen ſolten von unſern anderweitigen Geſchaͤfften abhalten laſſen; fragte anbey, ob wir auch aus dieſer geringen Begeben- heit nicht erkenneten, daß er ein aufrichtiger Freund, Befoͤrderer und Wahrſager unſers Gluͤcks und Wohlergehens waͤre? Demnach wurde von der Stunde an alle Anſtalt gemacht, uns in Ordnung zu bringen, um mit anbrechenden Tage die Ruͤckreiſe nach unſern Huͤtten anzutreten, welches denn auch geſchahe, nachdem ſich vorhero in der Nacht weiter niemand mehr um den Coͤrper der Hadſcha bekuͤmmert, mithin kamen wir des dritten Tages, weilen wir uns aus gewiſſen Urſachen im Gehen eben nicht uͤbereilen wolten, gluͤcklich bey und in unſern Huͤt- ten an, da denn noch alles richtig und wohlbeſtellt befunden wurde. Mittlerweile paſſirte mir ein artiger Streich, denn, da ich kaum in die allerdickſte Waldung die- ſer Gegend eingetreten war; begegnete mir einer der allergroͤſten Hirſche, ſo wie ich derſelben einen nur immer Zeit meines Lebens geſehen, ohngeach- tet ich nun ſonſten ein groſſer Vertheidiger des Wildprets, zumahlen deſſen bin, was zur Zucht dienet, ſo fiel mir doch dieſer ſchoͤne Hirſch wegen ſeiner beſondern Groͤſſe dergeſtalt in die Au- gen, (weil ich wuſte, daß er in den Klein-Felſen- burgiſchen Waldungen noch vielmehr Bruͤder ſeines gleichen hatte) daß ich der Mirzamanden Hand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/407
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/407>, abgerufen am 22.11.2024.