den Christen, ihrem Christenthume, und sonderlich von einem gecreutzigten Heylande vorgeschwatzt, welcher alle Sünder, wenn sie sich nur im wahren Glauben an sein Verdienst zu ihm wendeten, nicht nur zeitlich, sondern häuptsächlich ewig seelig und glücklich machen wolte und könte. Darum bitte ich gehorsamst, mir zu eröffnen, ob ich in die- sem Stücke vollkommen recht berichtet, oder nur etwa bey der Nase herum geführet bin?
Allerwertheste Printzeßin (gab ich ihr zur Antwort) Sie sind von der Frau Anna nicht im allergeringsten belogen noch betrogen worden, son- dern es hat dieselbe einen vortrefflichen guten Grund zu Dero wahren Christenthum gelegt; der gecreutzigte Heyland, als wahrhaffter GOtt und Mensch, wird, wenn Sie ihn fleißig anruffen, ver- leihen, daß Sie nicht allein hier auf dieser Welt glücklich, hauptsächlich aber nach Jhrem Tode, im Himmel ewig seelig werden. Jedoch, weil bey unsern jetzigen Umständen von dieser wichtigen Sache, zumahlen wegen Kürtze der Zeit, nicht viel Gründliches gesprochen und überlegt werden kan; so verlassen Sie sich in diesem Jhren christlichen Glauben nur auf unsere christliche Vorsorge und Beyhülffe, als womit Sie nicht betrogen, sondern durch den gecreutzigten Heyland geseegnet werden sollen.
Jch merckte, daß diese meine Worte der Mirzamanda sehr wohl gefielen, indem sie solches mit freudigen Geberden zu erkennen gab, auch mir so gar die Hand küssen wolte; allein diese Höf- lichkeit schien mir, vor eine Printzeßin etwas gar
zu
den Chriſten, ihrem Chriſtenthume, und ſonderlich von einem gecreutzigten Heylande vorgeſchwatzt, welcher alle Suͤnder, wenn ſie ſich nur im wahren Glauben an ſein Verdienſt zu ihm wendeten, nicht nur zeitlich, ſondern haͤuptſaͤchlich ewig ſeelig und gluͤcklich machen wolte und koͤnte. Darum bitte ich gehorſamſt, mir zu eroͤffnen, ob ich in die- ſem Stuͤcke vollkommen recht berichtet, oder nur etwa bey der Naſe herum gefuͤhret bin?
Allerwertheſte Printzeßin (gab ich ihr zur Antwort) Sie ſind von der Frau Anna nicht im allergeringſten belogen noch betrogen worden, ſon- dern es hat dieſelbe einen vortrefflichen guten Grund zu Dero wahren Chriſtenthum gelegt; der gecreutzigte Heyland, als wahrhaffter GOtt und Menſch, wird, wenn Sie ihn fleißig anruffen, ver- leihen, daß Sie nicht allein hier auf dieſer Welt gluͤcklich, hauptſaͤchlich aber nach Jhrem Tode, im Himmel ewig ſeelig werden. Jedoch, weil bey unſern jetzigen Umſtaͤnden von dieſer wichtigen Sache, zumahlen wegen Kuͤrtze der Zeit, nicht viel Gruͤndliches geſprochen und uͤberlegt werden kan; ſo verlaſſen Sie ſich in dieſem Jhren chriſtlichen Glauben nur auf unſere chriſtliche Vorſorge und Beyhuͤlffe, als womit Sie nicht betrogen, ſondern durch den gecreutzigten Heyland geſeegnet werden ſollen.
Jch merckte, daß dieſe meine Worte der Mirzamanda ſehr wohl gefielen, indem ſie ſolches mit freudigen Geberden zu erkennen gab, auch mir ſo gar die Hand kuͤſſen wolte; allein dieſe Hoͤf- lichkeit ſchien mir, vor eine Printzeßin etwas gar
zu
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0398"n="388"/>
den Chriſten, ihrem Chriſtenthume, und ſonderlich<lb/>
von einem gecreutzigten Heylande vorgeſchwatzt,<lb/>
welcher alle Suͤnder, wenn ſie ſich nur im wahren<lb/>
Glauben an ſein Verdienſt zu ihm wendeten,<lb/>
nicht nur zeitlich, ſondern haͤuptſaͤchlich ewig ſeelig<lb/>
und gluͤcklich machen wolte und koͤnte. Darum<lb/>
bitte ich gehorſamſt, mir zu eroͤffnen, ob ich in die-<lb/>ſem Stuͤcke vollkommen recht berichtet, oder nur<lb/>
etwa bey der Naſe herum gefuͤhret bin?</p><lb/><p>Allerwertheſte Printzeßin (gab ich ihr zur<lb/>
Antwort) Sie ſind von der Frau <hirendition="#aq">Anna</hi> nicht im<lb/>
allergeringſten belogen noch betrogen worden, ſon-<lb/>
dern es hat dieſelbe einen vortrefflichen guten<lb/>
Grund zu Dero wahren Chriſtenthum gelegt; der<lb/>
gecreutzigte Heyland, als wahrhaffter GOtt und<lb/>
Menſch, wird, wenn Sie ihn fleißig anruffen, ver-<lb/>
leihen, daß Sie nicht allein hier auf dieſer Welt<lb/>
gluͤcklich, hauptſaͤchlich aber nach Jhrem Tode,<lb/>
im Himmel ewig ſeelig werden. Jedoch, weil bey<lb/>
unſern jetzigen Umſtaͤnden von dieſer wichtigen<lb/>
Sache, zumahlen wegen Kuͤrtze der Zeit, nicht viel<lb/>
Gruͤndliches geſprochen und uͤberlegt werden kan;<lb/>ſo verlaſſen Sie ſich in dieſem Jhren chriſtlichen<lb/>
Glauben nur auf unſere chriſtliche Vorſorge und<lb/>
Beyhuͤlffe, als womit Sie nicht betrogen, ſondern<lb/>
durch den gecreutzigten Heyland geſeegnet werden<lb/>ſollen.</p><lb/><p>Jch merckte, daß dieſe meine Worte der<lb/><hirendition="#aq">Mirzamanda</hi>ſehr wohl gefielen, indem ſie ſolches<lb/>
mit freudigen Geberden zu erkennen gab, auch mir<lb/>ſo gar die Hand kuͤſſen wolte; allein dieſe Hoͤf-<lb/>
lichkeit ſchien mir, vor eine Printzeßin etwas gar<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[388/0398]
den Chriſten, ihrem Chriſtenthume, und ſonderlich
von einem gecreutzigten Heylande vorgeſchwatzt,
welcher alle Suͤnder, wenn ſie ſich nur im wahren
Glauben an ſein Verdienſt zu ihm wendeten,
nicht nur zeitlich, ſondern haͤuptſaͤchlich ewig ſeelig
und gluͤcklich machen wolte und koͤnte. Darum
bitte ich gehorſamſt, mir zu eroͤffnen, ob ich in die-
ſem Stuͤcke vollkommen recht berichtet, oder nur
etwa bey der Naſe herum gefuͤhret bin?
Allerwertheſte Printzeßin (gab ich ihr zur
Antwort) Sie ſind von der Frau Anna nicht im
allergeringſten belogen noch betrogen worden, ſon-
dern es hat dieſelbe einen vortrefflichen guten
Grund zu Dero wahren Chriſtenthum gelegt; der
gecreutzigte Heyland, als wahrhaffter GOtt und
Menſch, wird, wenn Sie ihn fleißig anruffen, ver-
leihen, daß Sie nicht allein hier auf dieſer Welt
gluͤcklich, hauptſaͤchlich aber nach Jhrem Tode,
im Himmel ewig ſeelig werden. Jedoch, weil bey
unſern jetzigen Umſtaͤnden von dieſer wichtigen
Sache, zumahlen wegen Kuͤrtze der Zeit, nicht viel
Gruͤndliches geſprochen und uͤberlegt werden kan;
ſo verlaſſen Sie ſich in dieſem Jhren chriſtlichen
Glauben nur auf unſere chriſtliche Vorſorge und
Beyhuͤlffe, als womit Sie nicht betrogen, ſondern
durch den gecreutzigten Heyland geſeegnet werden
ſollen.
Jch merckte, daß dieſe meine Worte der
Mirzamanda ſehr wohl gefielen, indem ſie ſolches
mit freudigen Geberden zu erkennen gab, auch mir
ſo gar die Hand kuͤſſen wolte; allein dieſe Hoͤf-
lichkeit ſchien mir, vor eine Printzeßin etwas gar
zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/398>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.