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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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te nach der kleinen See zu fortgewandert, auf ein-
mahl gantz plötzlich aus meiner Hand sprung, und
auf einem kiesigen Erdreich liegen blieb. Meine Ge-
fährden und ich machten uns also an die Arbeit
(um zu erfahren, ob wir belogen oder betrogen wä-
ren) und kratzten in möglichster Geschwindigkeit,
auch so gar mit den blossen Händen, die oberste Erde,
Kieß und Steine weg, da wir denn, weiln nach
dem Untergange des Sonnen-Cörpers es noch
ziemlich helle war, so viel sehen konten, daß sich die
feineste weisse Materie erhub, welche wir dem Ge-
schmacke nach, sogleich vor das allerbeste Saltz er-
kannten, unsere 3. Säcke damit anfülleten, die Stät-
te und Gegend wohl bezeichneten, und uns hernach
wieder zu der übrigen Gesellschafft begaben. Vin-
centius
machte die erste Probe mit diesem unsern ge-
fundenen Saltze, indem er vor sich allein verschie-
dene grosse, mittelmäßige und kleine Fische gebra-
ten, und dieselben starck damit würtzete, ja fast über
die Gebühr, um uns nur den Arwohn zu benehmen,
als ob dieses Saltz etwa ein gifftiges Saltz wäre;
allein es ist es nicht, sondern wir haben nach der
Zeit befunden, daß diese und noch mehrere herum
liegende Saltz-Gruben das allerbeste und kostba-
reste Saltz in sich führen.

Nachdem wir aber damahls uns alle wohl ge-
sättiget, und um die angemachten Feuer herum ge-
lagert, der Ruhe zu erwarten, höreten wir ohnge-
sähr in der Mitternachts-Stunde eine Stimme zu
dreyen verschiedenen mahlen dergestalt starck ruffen,
als ob dieselbe durch ein Sprach-Rohr redete, und
zwar, so kam der Schall aus dem gegen uns über
liegenden hohen Berge, die Worte aber waren die-

se:

te nach der kleinen See zu fortgewandert, auf ein-
mahl gantz ploͤtzlich aus meiner Hand ſprung, und
auf einem kieſigen Erdreich liegen blieb. Meine Ge-
faͤhrden und ich machten uns alſo an die Arbeit
(um zu erfahren, ob wir belogen oder betrogen waͤ-
ren) und kratzten in moͤglichſter Geſchwindigkeit,
auch ſo gar mit den bloſſen Haͤnden, die oberſte Erde,
Kieß und Steine weg, da wir denn, weiln nach
dem Untergange des Sonnen-Coͤrpers es noch
ziemlich helle war, ſo viel ſehen konten, daß ſich die
feineſte weiſſe Materie erhub, welche wir dem Ge-
ſchmacke nach, ſogleich vor das allerbeſte Saltz er-
kannten, unſere 3. Saͤcke damit anfuͤlleten, die Staͤt-
te und Gegend wohl bezeichneten, und uns hernach
wieder zu der uͤbrigen Geſellſchafft begaben. Vin-
centius
machte die erſte Probe mit dieſem unſern ge-
fundenen Saltze, indem er vor ſich allein verſchie-
dene groſſe, mittelmaͤßige und kleine Fiſche gebra-
ten, und dieſelben ſtarck damit wuͤrtzete, ja faſt uͤber
die Gebuͤhr, um uns nur den Arwohn zu benehmen,
als ob dieſes Saltz etwa ein gifftiges Saltz waͤre;
allein es iſt es nicht, ſondern wir haben nach der
Zeit befunden, daß dieſe und noch mehrere herum
liegende Saltz-Gruben das allerbeſte und koſtba-
reſte Saltz in ſich fuͤhren.

Nachdem wir aber damahls uns alle wohl ge-
ſaͤttiget, und um die angemachten Feuer herum ge-
lagert, der Ruhe zu erwarten, hoͤreten wir ohnge-
ſaͤhr in der Mitternachts-Stunde eine Stimme zu
dreyen verſchiedenen mahlen dergeſtalt ſtarck ruffen,
als ob dieſelbe durch ein Sprach-Rohr redete, und
zwar, ſo kam der Schall aus dem gegen uns uͤber
liegenden hohen Berge, die Worte aber waren die-

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[382/0392] te nach der kleinen See zu fortgewandert, auf ein- mahl gantz ploͤtzlich aus meiner Hand ſprung, und auf einem kieſigen Erdreich liegen blieb. Meine Ge- faͤhrden und ich machten uns alſo an die Arbeit (um zu erfahren, ob wir belogen oder betrogen waͤ- ren) und kratzten in moͤglichſter Geſchwindigkeit, auch ſo gar mit den bloſſen Haͤnden, die oberſte Erde, Kieß und Steine weg, da wir denn, weiln nach dem Untergange des Sonnen-Coͤrpers es noch ziemlich helle war, ſo viel ſehen konten, daß ſich die feineſte weiſſe Materie erhub, welche wir dem Ge- ſchmacke nach, ſogleich vor das allerbeſte Saltz er- kannten, unſere 3. Saͤcke damit anfuͤlleten, die Staͤt- te und Gegend wohl bezeichneten, und uns hernach wieder zu der uͤbrigen Geſellſchafft begaben. Vin- centius machte die erſte Probe mit dieſem unſern ge- fundenen Saltze, indem er vor ſich allein verſchie- dene groſſe, mittelmaͤßige und kleine Fiſche gebra- ten, und dieſelben ſtarck damit wuͤrtzete, ja faſt uͤber die Gebuͤhr, um uns nur den Arwohn zu benehmen, als ob dieſes Saltz etwa ein gifftiges Saltz waͤre; allein es iſt es nicht, ſondern wir haben nach der Zeit befunden, daß dieſe und noch mehrere herum liegende Saltz-Gruben das allerbeſte und koſtba- reſte Saltz in ſich fuͤhren. Nachdem wir aber damahls uns alle wohl ge- ſaͤttiget, und um die angemachten Feuer herum ge- lagert, der Ruhe zu erwarten, hoͤreten wir ohnge- ſaͤhr in der Mitternachts-Stunde eine Stimme zu dreyen verſchiedenen mahlen dergeſtalt ſtarck ruffen, als ob dieſelbe durch ein Sprach-Rohr redete, und zwar, ſo kam der Schall aus dem gegen uns uͤber liegenden hohen Berge, die Worte aber waren die- ſe:

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/392>, abgerufen am 26.05.2024.