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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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sitee protestirte darwider, indem ich gern wei-
ter und besser untersuchen wolte, was etwa hie und
da, so wohl | in dem Sarge, als in den Urnen ver-
steckt seyn möchte, denn ob mir zwar an Golde, Sil-
ber, Diamanten, Perlen und andern Edelgesteinen
so wenig, als an meinem Huthe gelegen, den ich noch
jetzo auf dem Kopffe trage; so reitzeten mich doch eine
und andere erblickten Müntz-Sorten an, meiner
Neigung vor dißmahl Folge zu leisten, und das aber-
gläubige Sprichwort: Man solle die Todten
nicht berauben etc.
gewisser Maassen hinten an zu
setzen.

So bald ich demnach meine Gedancken den mir
allervertrautesten Freunden, die ich eben jetzo mit Na-
men zu nennen Bedencken trage, eröffnet, fanden sich
ihrer 6. die nicht allein mit mir einerley Meinung heg-
ten, sondern sich auch, nachdem das gemauerte Ge-
wölbe fertig, und der Sarg so wohl als die Urnen in
bester Forme hinein gebracht waren, wenig Tage
hernach, und zwar nicht etwa um die Mitternachts-
Stunden-Zeit, sondern gantz früh Morgens mit
aufgehender Sonne, zugleich mit mir in das Ge-
wölbe begaben, da wir gewiß, bey noch darzu an-
gezündeten Wachs-Kertzen, unserer Neugierigkeit
ein sehr starckes Vergnügen leisteten, denn wir fan-
den unter den gold- und silbernen grossen Medaillen
einige Stück, deren Zeichnungen diese waren: wie
der Welt-Heyland Christus am Creutze hieng; wie-
der andere, da die Mutter GOttes Maria das Christ-
Kind auf dem Arme trug; anderer so genannter
Schaustücke oder Medaillen, auf welchen die Bild-
nisse der heiligen Aposteln und Evangelisten mit le-

serlichen

ſitee proteſtirte darwider, indem ich gern wei-
ter und beſſer unterſuchen wolte, was etwa hie und
da, ſo wohl | in dem Sarge, als in den Urnen ver-
ſteckt ſeyn moͤchte, denn ob mir zwar an Golde, Sil-
ber, Diamanten, Perlen und andern Edelgeſteinen
ſo wenig, als an meinem Huthe gelegen, den ich noch
jetzo auf dem Kopffe trage; ſo reitzeten mich doch eine
und andere erblickten Muͤntz-Sorten an, meiner
Neigung vor dißmahl Folge zu leiſten, und das aber-
glaͤubige Sprichwort: Man ſolle die Todten
nicht berauben ꝛc.
gewiſſer Maaſſen hinten an zu
ſetzen.

So bald ich demnach meine Gedancken den mir
allervertrauteſten Freunden, die ich eben jetzo mit Na-
men zu nennen Bedencken trage, eroͤffnet, fanden ſich
ihrer 6. die nicht allein mit mir einerley Meinung heg-
ten, ſondern ſich auch, nachdem das gemauerte Ge-
woͤlbe fertig, und der Sarg ſo wohl als die Urnen in
beſter Forme hinein gebracht waren, wenig Tage
hernach, und zwar nicht etwa um die Mitternachts-
Stunden-Zeit, ſondern gantz fruͤh Morgens mit
aufgehender Sonne, zugleich mit mir in das Ge-
woͤlbe begaben, da wir gewiß, bey noch darzu an-
gezuͤndeten Wachs-Kertzen, unſerer Neugierigkeit
ein ſehr ſtarckes Vergnuͤgen leiſteten, denn wir fan-
den unter den gold- und ſilbernen groſſen Medaillen
einige Stuͤck, deren Zeichnungen dieſe waren: wie
der Welt-Heyland Chriſtus am Creutze hieng; wie-
der andere, da die Mutter GOttes Maria das Chriſt-
Kind auf dem Arme trug; anderer ſo genannter
Schauſtuͤcke oder Medaillen, auf welchen die Bild-
niſſe der heiligen Apoſteln und Evangeliſten mit le-

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[376/0386] ſitee proteſtirte darwider, indem ich gern wei- ter und beſſer unterſuchen wolte, was etwa hie und da, ſo wohl | in dem Sarge, als in den Urnen ver- ſteckt ſeyn moͤchte, denn ob mir zwar an Golde, Sil- ber, Diamanten, Perlen und andern Edelgeſteinen ſo wenig, als an meinem Huthe gelegen, den ich noch jetzo auf dem Kopffe trage; ſo reitzeten mich doch eine und andere erblickten Muͤntz-Sorten an, meiner Neigung vor dißmahl Folge zu leiſten, und das aber- glaͤubige Sprichwort: Man ſolle die Todten nicht berauben ꝛc. gewiſſer Maaſſen hinten an zu ſetzen. So bald ich demnach meine Gedancken den mir allervertrauteſten Freunden, die ich eben jetzo mit Na- men zu nennen Bedencken trage, eroͤffnet, fanden ſich ihrer 6. die nicht allein mit mir einerley Meinung heg- ten, ſondern ſich auch, nachdem das gemauerte Ge- woͤlbe fertig, und der Sarg ſo wohl als die Urnen in beſter Forme hinein gebracht waren, wenig Tage hernach, und zwar nicht etwa um die Mitternachts- Stunden-Zeit, ſondern gantz fruͤh Morgens mit aufgehender Sonne, zugleich mit mir in das Ge- woͤlbe begaben, da wir gewiß, bey noch darzu an- gezuͤndeten Wachs-Kertzen, unſerer Neugierigkeit ein ſehr ſtarckes Vergnuͤgen leiſteten, denn wir fan- den unter den gold- und ſilbernen groſſen Medaillen einige Stuͤck, deren Zeichnungen dieſe waren: wie der Welt-Heyland Chriſtus am Creutze hieng; wie- der andere, da die Mutter GOttes Maria das Chriſt- Kind auf dem Arme trug; anderer ſo genannter Schauſtuͤcke oder Medaillen, auf welchen die Bild- niſſe der heiligen Apoſteln und Evangeliſten mit le- ſerlichen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/386>, abgerufen am 19.05.2024.