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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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lichkeit besaß, nahm diese Sache vor bekannt an,
und, nachdem er uns gefragt: ob wir noch etwa
einen oder andern Geist von solchen Personen, die
uns angiengen, oder mit welchen wir etwas zu
schaffen gehabt, noch zum Beschlusse vor uns sehen
wolten, so wäre er noch bereit, uns zu dienen; wir
aber bathen ihn, alles dieses biß auf eine andere
Nacht zu versparen, als gab er seinen Portugiesi-
schen Cameraden ein vielleicht abgeredetes Zeichen,
worauf denn diese sogleich mit brennenden Fackeln
und Wind-Lichtern uns entgegen kamen, wir
alle aber von dem guten Vincentio biß an unsere
Schlaf-Stätte begleitet wurden.

Vor meine Person kan ich wohl sagen, daß
ich nicht leicht in meinem Leben unruhiger mein
Lager gesucht, um auf demselben einige Ruhe zu
finden, weilen mein Kopff von allem dem, was ich
gehöret und gesehen hatte, dergestalt mit Grillen,
Sorgen, und Bekümmernissen angeschwängert
war, so, daß ich nicht die geringste Ruhe finden
konte, ich mochte mich auch lincks, oder rechts auf
meinem Lager umwenden und kehren. An diese
Nacht wil ich Zeit meinesgantzen Lebens gedencken,
so lange als nur meine Augen offen stehen, ich will
aber von demjenigen, was ich in derselben eintzig
und allein gehöret und gesehen habe, vorjetzo weiter
nichts melden, jedoch ich habe aus Antrieb meines
zarten Gewissens auch alles dieses der Geistlichkeit
und dem Regenten getreulich offenbaret, ohnge-
achtet ich dieses alles nicht einmahl nöthig gehabt
hätte, weilen nun gantz und gar keinen Zweiffel
trage, daß auch dieses bona fide wird ad Acta

gebracht

lichkeit beſaß, nahm dieſe Sache vor bekannt an,
und, nachdem er uns gefragt: ob wir noch etwa
einen oder andern Geiſt von ſolchen Perſonen, die
uns angiengen, oder mit welchen wir etwas zu
ſchaffen gehabt, noch zum Beſchluſſe vor uns ſehen
wolten, ſo waͤre er noch bereit, uns zu dienen; wir
aber bathen ihn, alles dieſes biß auf eine andere
Nacht zu verſparen, als gab er ſeinen Portugieſi-
ſchen Cameraden ein vielleicht abgeredetes Zeichen,
worauf denn dieſe ſogleich mit brennenden Fackeln
und Wind-Lichtern uns entgegen kamen, wir
alle aber von dem guten Vincentio biß an unſere
Schlaf-Staͤtte begleitet wurden.

Vor meine Perſon kan ich wohl ſagen, daß
ich nicht leicht in meinem Leben unruhiger mein
Lager geſucht, um auf demſelben einige Ruhe zu
finden, weilen mein Kopff von allem dem, was ich
gehoͤret und geſehen hatte, dergeſtalt mit Grillen,
Sorgen, und Bekuͤmmerniſſen angeſchwaͤngert
war, ſo, daß ich nicht die geringſte Ruhe finden
konte, ich mochte mich auch lincks, oder rechts auf
meinem Lager umwenden und kehren. An dieſe
Nacht wil ich Zeit meinesgantzen Lebens gedencken,
ſo lange als nur meine Augen offen ſtehen, ich will
aber von demjenigen, was ich in derſelben eintzig
und allein gehoͤret und geſehen habe, vorjetzo weiter
nichts melden, jedoch ich habe aus Antrieb meines
zarten Gewiſſens auch alles dieſes der Geiſtlichkeit
und dem Regenten getreulich offenbaret, ohnge-
achtet ich dieſes alles nicht einmahl noͤthig gehabt
haͤtte, weilen nun gantz und gar keinen Zweiffel
trage, daß auch dieſes bona fide wird ad Acta

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[360/0370] lichkeit beſaß, nahm dieſe Sache vor bekannt an, und, nachdem er uns gefragt: ob wir noch etwa einen oder andern Geiſt von ſolchen Perſonen, die uns angiengen, oder mit welchen wir etwas zu ſchaffen gehabt, noch zum Beſchluſſe vor uns ſehen wolten, ſo waͤre er noch bereit, uns zu dienen; wir aber bathen ihn, alles dieſes biß auf eine andere Nacht zu verſparen, als gab er ſeinen Portugieſi- ſchen Cameraden ein vielleicht abgeredetes Zeichen, worauf denn dieſe ſogleich mit brennenden Fackeln und Wind-Lichtern uns entgegen kamen, wir alle aber von dem guten Vincentio biß an unſere Schlaf-Staͤtte begleitet wurden. Vor meine Perſon kan ich wohl ſagen, daß ich nicht leicht in meinem Leben unruhiger mein Lager geſucht, um auf demſelben einige Ruhe zu finden, weilen mein Kopff von allem dem, was ich gehoͤret und geſehen hatte, dergeſtalt mit Grillen, Sorgen, und Bekuͤmmerniſſen angeſchwaͤngert war, ſo, daß ich nicht die geringſte Ruhe finden konte, ich mochte mich auch lincks, oder rechts auf meinem Lager umwenden und kehren. An dieſe Nacht wil ich Zeit meinesgantzen Lebens gedencken, ſo lange als nur meine Augen offen ſtehen, ich will aber von demjenigen, was ich in derſelben eintzig und allein gehoͤret und geſehen habe, vorjetzo weiter nichts melden, jedoch ich habe aus Antrieb meines zarten Gewiſſens auch alles dieſes der Geiſtlichkeit und dem Regenten getreulich offenbaret, ohnge- achtet ich dieſes alles nicht einmahl noͤthig gehabt haͤtte, weilen nun gantz und gar keinen Zweiffel trage, daß auch dieſes bona fide wird ad Acta gebracht

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/370>, abgerufen am 26.05.2024.