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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Nebel um uns herum, so, daß wir den Schein der
Fackeln von Ferne mit genauer Noth kaum erken-
nen konten, in unserm Creyse aber, worinnen wir
drey Felsenburger, als Mons. Litzberg, Cramer
und ich, nebst dem Don Rio und der Haupt-Per-
son, Don Vincentio, sassen, wurde auf einmahl
alles so helle, als wie gewöhnlicher Maassen am
lichten-hellen Tage. Jch bewunderte, daß da
meine sehr kostbare goldene Repetir-Uhr, als wel-
che ich bekannter Maassen beständig bey mir zu
führen pflegte, kaum ihre hellklingende Schläge
von sich hören lassen, sogleich ein ziemlich starcker
Würbel-Wind entstunde, welcher manchem einen
kleinen Schauer verursachte, jedoch Vincentius,
der im Centro des Circkels auf einem Klotze saß,
rief uns allen mit lauter Stimme zu: daß wir
uns an nichts kehren, sondern nur unsere Augen
nach Norden zu wenden solten. Wie wir ihm
nun in diesem Stücke folgten, so erblickten wir mit
gröster Verwunderung, theils aber auch Erschre-
cken, daß die beyden Gespenster, nemlich Don Juan
de Silves
und Lemilii, daher spaziert kamen, und
zwar mit gantz langsamen Spanischen Schritten,
nicht anders, als ob sie, wie es heut zu Tage genen-
net wird, ihre Cour etwa bey Hofe machen, und
einem grossen Potentaten aufwarten wolten; So
bald sie aber sich dem äuser sten unsers Circkels na-
heten, stund Vincentius von seinem Klotze auf,
und schlug mit seiner in der rechten Hand habenden
Zauber-Ruthe den Tact auf eine recht poßierliche
Art, dergestalt, daß sie 3. mahl um unsern Creyß
herum tantzen musten, worauf er ihnen zwar er-

laubte,

Nebel um uns herum, ſo, daß wir den Schein der
Fackeln von Ferne mit genauer Noth kaum erken-
nen konten, in unſerm Creyſe aber, worinnen wir
drey Felſenburger, als Monſ. Litzberg, Cramer
und ich, nebſt dem Don Rio und der Haupt-Per-
ſon, Don Vincentio, ſaſſen, wurde auf einmahl
alles ſo helle, als wie gewoͤhnlicher Maaſſen am
lichten-hellen Tage. Jch bewunderte, daß da
meine ſehr koſtbare goldene Repetir-Uhr, als wel-
che ich bekannter Maaſſen beſtaͤndig bey mir zu
fuͤhren pflegte, kaum ihre hellklingende Schlaͤge
von ſich hoͤren laſſen, ſogleich ein ziemlich ſtarcker
Wuͤrbel-Wind entſtunde, welcher manchem einen
kleinen Schauer verurſachte, jedoch Vincentius,
der im Centro des Circkels auf einem Klotze ſaß,
rief uns allen mit lauter Stimme zu: daß wir
uns an nichts kehren, ſondern nur unſere Augen
nach Norden zu wenden ſolten. Wie wir ihm
nun in dieſem Stuͤcke folgten, ſo erblickten wir mit
groͤſter Verwunderung, theils aber auch Erſchre-
cken, daß die beyden Geſpenſter, nemlich Don Juan
de Silves
und Lemilii, daher ſpaziert kamen, und
zwar mit gantz langſamen Spaniſchen Schritten,
nicht anders, als ob ſie, wie es heut zu Tage genen-
net wird, ihre Cour etwa bey Hofe machen, und
einem groſſen Potentaten aufwarten wolten; So
bald ſie aber ſich dem aͤuſer ſten unſers Circkels na-
heten, ſtund Vincentius von ſeinem Klotze auf,
und ſchlug mit ſeiner in der rechten Hand habenden
Zauber-Ruthe den Tact auf eine recht poßierliche
Art, dergeſtalt, daß ſie 3. mahl um unſern Creyß
herum tantzen muſten, worauf er ihnen zwar er-

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[356/0366] Nebel um uns herum, ſo, daß wir den Schein der Fackeln von Ferne mit genauer Noth kaum erken- nen konten, in unſerm Creyſe aber, worinnen wir drey Felſenburger, als Monſ. Litzberg, Cramer und ich, nebſt dem Don Rio und der Haupt-Per- ſon, Don Vincentio, ſaſſen, wurde auf einmahl alles ſo helle, als wie gewoͤhnlicher Maaſſen am lichten-hellen Tage. Jch bewunderte, daß da meine ſehr koſtbare goldene Repetir-Uhr, als wel- che ich bekannter Maaſſen beſtaͤndig bey mir zu fuͤhren pflegte, kaum ihre hellklingende Schlaͤge von ſich hoͤren laſſen, ſogleich ein ziemlich ſtarcker Wuͤrbel-Wind entſtunde, welcher manchem einen kleinen Schauer verurſachte, jedoch Vincentius, der im Centro des Circkels auf einem Klotze ſaß, rief uns allen mit lauter Stimme zu: daß wir uns an nichts kehren, ſondern nur unſere Augen nach Norden zu wenden ſolten. Wie wir ihm nun in dieſem Stuͤcke folgten, ſo erblickten wir mit groͤſter Verwunderung, theils aber auch Erſchre- cken, daß die beyden Geſpenſter, nemlich Don Juan de Silves und Lemilii, daher ſpaziert kamen, und zwar mit gantz langſamen Spaniſchen Schritten, nicht anders, als ob ſie, wie es heut zu Tage genen- net wird, ihre Cour etwa bey Hofe machen, und einem groſſen Potentaten aufwarten wolten; So bald ſie aber ſich dem aͤuſer ſten unſers Circkels na- heten, ſtund Vincentius von ſeinem Klotze auf, und ſchlug mit ſeiner in der rechten Hand habenden Zauber-Ruthe den Tact auf eine recht poßierliche Art, dergeſtalt, daß ſie 3. mahl um unſern Creyß herum tantzen muſten, worauf er ihnen zwar er- laubte,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/366>, abgerufen am 19.05.2024.