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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Also blieben wir alle drey nebst dem Don Rio
im Circkel sitzen, truncken ein Glas Wein, und
speiseten etwas von kalten Gebratens, wie auch
Confect, welches alles uns der gute Vincentius
procuri
rt hatte, erwarteten aber zum Theil mit
unruhigen Hertzen die Mitternachts-Stunde.

So bald dieselbe heranzunahen begunte,
legte sich auch eine solche Finsterniß und Dunckel-
heit auf den Erdboden nieder, die ich mit gröstem
Rechte fast grösser, als die ehemahlige Egyptische
Finsterniß gewesen, nennen möchte, indem wir
weder Himmel, Mond, noch Sterne über uns
sahen, vor uns aber nicht im Stande waren, un-
sere 5. Finger an den Händen zu zehlen; Jedoch
es währete nur eine kurtze Zeit, und nicht länger,
als etwa 1. Viertels-Stunde, worauf, da wir uns
umsahen, in der gantzen Gegend alles helle war:
Denn Vincentius hatte durch seine Cameraden
hie und dar, und zwar auf mehr als 100. Schritt
von uns, um uns herum viele Fackeln und Wind-
Lichter setzen lassen, und zwar, wie wir nachhero
gewahr wurden, auch in einem Circkel-runden
Creyse, anbey hatte er gemeldete seine Camera-
d
en dahin beredet, daß sie uns allen zu Gefallen
einmahl hie und da Schildwacht halten, auch alle
vorbeygehende mit gröster Freundlich- und Höf-
lichkeit dahin bereden möchten, vor dieses mahl ei-
nen andern Weg zu nehmen, und uns nicht zu
stöhren, weilen gantz auserordentlich geheime Sa-
chen unter uns tractiret würden.

Bald hernach sahe man zwar keine dicke Fin-
sterniß mehr, jedennoch aber einen ziemlich dicken

Nebel
(z) 2

Alſo blieben wir alle drey nebſt dem Don Rio
im Circkel ſitzen, truncken ein Glas Wein, und
ſpeiſeten etwas von kalten Gebratens, wie auch
Confect, welches alles uns der gute Vincentius
procuri
rt hatte, erwarteten aber zum Theil mit
unruhigen Hertzen die Mitternachts-Stunde.

So bald dieſelbe heranzunahen begunte,
legte ſich auch eine ſolche Finſterniß und Dunckel-
heit auf den Erdboden nieder, die ich mit groͤſtem
Rechte faſt groͤſſer, als die ehemahlige Egyptiſche
Finſterniß geweſen, nennen moͤchte, indem wir
weder Himmel, Mond, noch Sterne uͤber uns
ſahen, vor uns aber nicht im Stande waren, un-
ſere 5. Finger an den Haͤnden zu zehlen; Jedoch
es waͤhrete nur eine kurtze Zeit, und nicht laͤnger,
als etwa 1. Viertels-Stunde, worauf, da wir uns
umſahen, in der gantzen Gegend alles helle war:
Denn Vincentius hatte durch ſeine Cameraden
hie und dar, und zwar auf mehr als 100. Schritt
von uns, um uns herum viele Fackeln und Wind-
Lichter ſetzen laſſen, und zwar, wie wir nachhero
gewahr wurden, auch in einem Circkel-runden
Creyſe, anbey hatte er gemeldete ſeine Camera-
d
en dahin beredet, daß ſie uns allen zu Gefallen
einmahl hie und da Schildwacht halten, auch alle
vorbeygehende mit groͤſter Freundlich- und Hoͤf-
lichkeit dahin bereden moͤchten, vor dieſes mahl ei-
nen andern Weg zu nehmen, und uns nicht zu
ſtoͤhren, weilen gantz auſerordentlich geheime Sa-
chen unter uns tractiret wuͤrden.

Bald hernach ſahe man zwar keine dicke Fin-
ſterniß mehr, jedennoch aber einen ziemlich dicken

Nebel
(z) 2
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[355/0365] Alſo blieben wir alle drey nebſt dem Don Rio im Circkel ſitzen, truncken ein Glas Wein, und ſpeiſeten etwas von kalten Gebratens, wie auch Confect, welches alles uns der gute Vincentius procurirt hatte, erwarteten aber zum Theil mit unruhigen Hertzen die Mitternachts-Stunde. So bald dieſelbe heranzunahen begunte, legte ſich auch eine ſolche Finſterniß und Dunckel- heit auf den Erdboden nieder, die ich mit groͤſtem Rechte faſt groͤſſer, als die ehemahlige Egyptiſche Finſterniß geweſen, nennen moͤchte, indem wir weder Himmel, Mond, noch Sterne uͤber uns ſahen, vor uns aber nicht im Stande waren, un- ſere 5. Finger an den Haͤnden zu zehlen; Jedoch es waͤhrete nur eine kurtze Zeit, und nicht laͤnger, als etwa 1. Viertels-Stunde, worauf, da wir uns umſahen, in der gantzen Gegend alles helle war: Denn Vincentius hatte durch ſeine Cameraden hie und dar, und zwar auf mehr als 100. Schritt von uns, um uns herum viele Fackeln und Wind- Lichter ſetzen laſſen, und zwar, wie wir nachhero gewahr wurden, auch in einem Circkel-runden Creyſe, anbey hatte er gemeldete ſeine Camera- den dahin beredet, daß ſie uns allen zu Gefallen einmahl hie und da Schildwacht halten, auch alle vorbeygehende mit groͤſter Freundlich- und Hoͤf- lichkeit dahin bereden moͤchten, vor dieſes mahl ei- nen andern Weg zu nehmen, und uns nicht zu ſtoͤhren, weilen gantz auſerordentlich geheime Sa- chen unter uns tractiret wuͤrden. Bald hernach ſahe man zwar keine dicke Fin- ſterniß mehr, jedennoch aber einen ziemlich dicken Nebel (z) 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/365>, abgerufen am 26.05.2024.