sie herbey brachten; also war eine erstaunliche Menge an Speise und allerley Geträncke vor- handen, so daß wir alle, die wir beysammen theils auf der Erde lagen, theils sassen, viele Tage da- von hätten leben können.
Die Aeltesten und Geschicktesten unter uns, machten sich ein Vergnügen daraus, die Lebens- Mittel hie und da unter das Volck auszutheilen. Nach gehaltener Mahlzeit schien die liebe Sonne dergestalt erquickend und erwärmend, daß viele Appetit bekamen, unter den schattigen Bäumen eine liebliche und angenehme Mittags-Ruhe zu halten.
Da sich aber der Tag zu neigen begunte, und die Sonne vor dißmahl sich im Meer zu ver- bergen eilete, ließ der Regent allen und jeden Familien melden; wie er gerne sähe, wenn sich ein jedes unter sein Dach verfügte, weilen doch weiter hoffentlich nichts erschreckendes zu befürch- ten wäre; Allein, es wolte keine lebendige Seele vom Platze weichen, sondern sie bathen sich fast einstimmig aus, daß ihnen noch eine Beth-Stun- de gehalten, und der Abend-Seegen von dem Prie- stern gegeben werden möchte, worauf sie vor diß- mahl ihre Nacht-Ruhe unter freyen Himmel hal- ten wolten.
Der Regent und wir alle hatten unsere Freude über diese Resolution des Volcks, der erstere aber befahl, daß etliche starcke Männer 300. Pech-und 150. Wachs-Fackeln von der Burg holen solten, welchem Befehle denn so gleich gehor- samet wurde, und die Männer kamen fast eher mit
den
ſie herbey brachten; alſo war eine erſtaunliche Menge an Speiſe und allerley Getraͤncke vor- handen, ſo daß wir alle, die wir beyſammen theils auf der Erde lagen, theils ſaſſen, viele Tage da- von haͤtten leben koͤnnen.
Die Aelteſten und Geſchickteſten unter uns, machten ſich ein Vergnuͤgen daraus, die Lebens- Mittel hie und da unter das Volck auszutheilen. Nach gehaltener Mahlzeit ſchien die liebe Sonne dergeſtalt erquickend und erwaͤrmend, daß viele Appetit bekamen, unter den ſchattigen Baͤumen eine liebliche und angenehme Mittags-Ruhe zu halten.
Da ſich aber der Tag zu neigen begunte, und die Sonne vor dißmahl ſich im Meer zu ver- bergen eilete, ließ der Regent allen und jeden Familien melden; wie er gerne ſaͤhe, wenn ſich ein jedes unter ſein Dach verfuͤgte, weilen doch weiter hoffentlich nichts erſchreckendes zu befuͤrch- ten waͤre; Allein, es wolte keine lebendige Seele vom Platze weichen, ſondern ſie bathen ſich faſt einſtimmig aus, daß ihnen noch eine Beth-Stun- de gehalten, und der Abend-Seegen von dem Prie- ſtern gegeben werden moͤchte, worauf ſie vor diß- mahl ihre Nacht-Ruhe unter freyen Himmel hal- ten wolten.
Der Regent und wir alle hatten unſere Freude uͤber dieſe Reſolution des Volcks, der erſtere aber befahl, daß etliche ſtarcke Maͤnner 300. Pech-und 150. Wachs-Fackeln von der Burg holen ſolten, welchem Befehle denn ſo gleich gehor- ſamet wurde, und die Maͤnner kamen faſt eher mit
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ſie herbey brachten; alſo war eine erſtaunliche
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handen, ſo daß wir alle, die wir beyſammen theils
auf der Erde lagen, theils ſaſſen, viele Tage da-
von haͤtten leben koͤnnen.
Die Aelteſten und Geſchickteſten unter uns,
machten ſich ein Vergnuͤgen daraus, die Lebens-
Mittel hie und da unter das Volck auszutheilen.
Nach gehaltener Mahlzeit ſchien die liebe Sonne
dergeſtalt erquickend und erwaͤrmend, daß viele
Appetit bekamen, unter den ſchattigen Baͤumen
eine liebliche und angenehme Mittags-Ruhe zu
halten.
Da ſich aber der Tag zu neigen begunte,
und die Sonne vor dißmahl ſich im Meer zu ver-
bergen eilete, ließ der Regent allen und jeden
Familien melden; wie er gerne ſaͤhe, wenn ſich
ein jedes unter ſein Dach verfuͤgte, weilen doch
weiter hoffentlich nichts erſchreckendes zu befuͤrch-
ten waͤre; Allein, es wolte keine lebendige Seele
vom Platze weichen, ſondern ſie bathen ſich faſt
einſtimmig aus, daß ihnen noch eine Beth-Stun-
de gehalten, und der Abend-Seegen von dem Prie-
ſtern gegeben werden moͤchte, worauf ſie vor diß-
mahl ihre Nacht-Ruhe unter freyen Himmel hal-
ten wolten.
Der Regent und wir alle hatten unſere
Freude uͤber dieſe Reſolution des Volcks, der
erſtere aber befahl, daß etliche ſtarcke Maͤnner
300. Pech-und 150. Wachs-Fackeln von der Burg
holen ſolten, welchem Befehle denn ſo gleich gehor-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/34>, abgerufen am 24.11.2024.
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