Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

te nicht etwa mit der Zeit fatal werden, und wohl
gar der Jnsul Groß-Felsenburg einen Stoß geben
möchten etc. Hierbey wurde uns auch die Sorge vor
ihre Verpflegung und alles dessen, was sonsten da-
bey vonnöthen seyn möchte, aufgetragen, damit
man sehen könne, wie sich diese Leute (welche mei-
ne besten Freunde im Schertze nur die Eberhardi-
sche Colonie zu nennen pflegten) von Zeit zu Zeit
anliessen. Sonsten hätte ich zur Vertheidigung die-
ser sehr redlich und aufrichtig scheinenden Leute, die,
wie wir hernach erfuhren, nicht alle gebohrne Por-
tugiesen waren, noch ein vieles beybringen können,
unter welchen mir sonderlich der Sergeant sehr wohl
gefiel, als welcher sich vor einen gebohrnen Edel-
mann ausgab, und sich Don Francisco del Rio
nennete, auch nebst dem Spanischen sehr gut Latein
redete; allein, es erforderte eben die Noth noch nicht,
daß ich sie zu frühzeitig lobte, weiln ich das feste
Vertrauen zu ihnen hatte, daß sie sich durch ihre
gute Aufführung bald selbsten Lob und Ruhm erwer-
ben würden. Demnach sorgte nur davor, ihnen
mein Wort zu halten, und bestimmten Tages wie-
der bey ihnen zu seyn. Meine mitgereiseten lieben
Brüder, Vettern und Freunde nahmen in der That
grossen Theil an diesen meinen ohnbesonnenen Sor-
gen, mithin wurden in geschwinder Eile 3. Boote
ausgerüstet, und nicht allein mit Lebens-Mitteln,
sondern auch mit den allernöthigsten Stücken, wel-
che zur guten Wirthschafft gehören, beladen. Als
einige Stück Feder-Betten, etliche Matrazzen von
verschiedener Grösse, Kessel, eiserne Töpffe, Tie-
gel, Pfannen, Schüsseln, Teller, Löffel, und

anderes

te nicht etwa mit der Zeit fatal werden, und wohl
gar der Jnſul Groß-Felſenburg einen Stoß geben
moͤchten ꝛc. Hierbey wurde uns auch die Sorge vor
ihre Verpflegung und alles deſſen, was ſonſten da-
bey vonnoͤthen ſeyn moͤchte, aufgetragen, damit
man ſehen koͤnne, wie ſich dieſe Leute (welche mei-
ne beſten Freunde im Schertze nur die Eberhardi-
ſche Colonie zu nennen pflegten) von Zeit zu Zeit
anlieſſen. Sonſten haͤtte ich zur Vertheidigung die-
ſer ſehr redlich und aufrichtig ſcheinenden Leute, die,
wie wir hernach erfuhren, nicht alle gebohrne Por-
tugieſen waren, noch ein vieles beybringen koͤnnen,
unter welchen mir ſonderlich der Sergeant ſehr wohl
gefiel, als welcher ſich vor einen gebohrnen Edel-
mann ausgab, und ſich Don Francisco del Rio
nennete, auch nebſt dem Spaniſchen ſehr gut Latein
redete; allein, es erforderte eben die Noth noch nicht,
daß ich ſie zu fruͤhzeitig lobte, weiln ich das feſte
Vertrauen zu ihnen hatte, daß ſie ſich durch ihre
gute Auffuͤhrung bald ſelbſten Lob und Ruhm erwer-
ben wuͤrden. Demnach ſorgte nur davor, ihnen
mein Wort zu halten, und beſtimmten Tages wie-
der bey ihnen zu ſeyn. Meine mitgereiſeten lieben
Bruͤder, Vettern und Freunde nahmen in der That
groſſen Theil an dieſen meinen ohnbeſonnenen Sor-
gen, mithin wurden in geſchwinder Eile 3. Boote
ausgeruͤſtet, und nicht allein mit Lebens-Mitteln,
ſondern auch mit den allernoͤthigſten Stuͤcken, wel-
che zur guten Wirthſchafft gehoͤren, beladen. Als
einige Stuͤck Feder-Betten, etliche Matrazzen von
verſchiedener Groͤſſe, Keſſel, eiſerne Toͤpffe, Tie-
gel, Pfannen, Schuͤſſeln, Teller, Loͤffel, und

anderes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0334" n="324"/>
te nicht etwa mit der Zeit <hi rendition="#aq">fatal</hi> werden, und wohl<lb/>
gar der Jn&#x017F;ul Groß-Fel&#x017F;enburg einen Stoß geben<lb/>
mo&#x0364;chten &#xA75B;c. Hierbey wurde uns auch die Sorge vor<lb/>
ihre Verpflegung und alles de&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;on&#x017F;ten da-<lb/>
bey vonno&#x0364;then &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, aufgetragen, damit<lb/>
man &#x017F;ehen ko&#x0364;nne, wie &#x017F;ich die&#x017F;e Leute (welche mei-<lb/>
ne be&#x017F;ten Freunde im Schertze nur die Eberhardi-<lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#aq">Colonie</hi> zu nennen pflegten) von Zeit zu Zeit<lb/>
anlie&#x017F;&#x017F;en. Son&#x017F;ten ha&#x0364;tte ich zur Vertheidigung die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ehr redlich und aufrichtig &#x017F;cheinenden Leute, die,<lb/>
wie wir hernach erfuhren, nicht alle gebohrne Por-<lb/>
tugie&#x017F;en waren, noch ein vieles beybringen ko&#x0364;nnen,<lb/>
unter welchen mir &#x017F;onderlich der <hi rendition="#aq">Sergeant</hi> &#x017F;ehr wohl<lb/>
gefiel, als welcher &#x017F;ich vor einen gebohrnen Edel-<lb/>
mann ausgab, und &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Don Francisco del Rio</hi><lb/>
nennete, auch neb&#x017F;t dem Spani&#x017F;chen &#x017F;ehr gut Latein<lb/>
redete; allein, es erforderte eben die Noth noch nicht,<lb/>
daß ich &#x017F;ie zu fru&#x0364;hzeitig lobte, weiln ich das fe&#x017F;te<lb/>
Vertrauen zu ihnen hatte, daß &#x017F;ie &#x017F;ich durch ihre<lb/>
gute Auffu&#x0364;hrung bald &#x017F;elb&#x017F;ten Lob und Ruhm erwer-<lb/>
ben wu&#x0364;rden. Demnach &#x017F;orgte nur davor, ihnen<lb/>
mein Wort zu halten, und be&#x017F;timmten Tages wie-<lb/>
der bey ihnen zu &#x017F;eyn. Meine mitgerei&#x017F;eten lieben<lb/>
Bru&#x0364;der, Vettern und Freunde nahmen in der That<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Theil an die&#x017F;en meinen ohnbe&#x017F;onnenen Sor-<lb/>
gen, mithin wurden in ge&#x017F;chwinder Eile 3. Boote<lb/>
ausgeru&#x0364;&#x017F;tet, und nicht allein mit Lebens-Mitteln,<lb/>
&#x017F;ondern auch mit den allerno&#x0364;thig&#x017F;ten Stu&#x0364;cken, wel-<lb/>
che zur guten Wirth&#x017F;chafft geho&#x0364;ren, beladen. Als<lb/>
einige Stu&#x0364;ck Feder-Betten, etliche <hi rendition="#aq">Matrazz</hi>en von<lb/>
ver&#x017F;chiedener Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Ke&#x017F;&#x017F;el, ei&#x017F;erne To&#x0364;pffe, Tie-<lb/>
gel, Pfannen, Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln, Teller, Lo&#x0364;ffel, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">anderes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0334] te nicht etwa mit der Zeit fatal werden, und wohl gar der Jnſul Groß-Felſenburg einen Stoß geben moͤchten ꝛc. Hierbey wurde uns auch die Sorge vor ihre Verpflegung und alles deſſen, was ſonſten da- bey vonnoͤthen ſeyn moͤchte, aufgetragen, damit man ſehen koͤnne, wie ſich dieſe Leute (welche mei- ne beſten Freunde im Schertze nur die Eberhardi- ſche Colonie zu nennen pflegten) von Zeit zu Zeit anlieſſen. Sonſten haͤtte ich zur Vertheidigung die- ſer ſehr redlich und aufrichtig ſcheinenden Leute, die, wie wir hernach erfuhren, nicht alle gebohrne Por- tugieſen waren, noch ein vieles beybringen koͤnnen, unter welchen mir ſonderlich der Sergeant ſehr wohl gefiel, als welcher ſich vor einen gebohrnen Edel- mann ausgab, und ſich Don Francisco del Rio nennete, auch nebſt dem Spaniſchen ſehr gut Latein redete; allein, es erforderte eben die Noth noch nicht, daß ich ſie zu fruͤhzeitig lobte, weiln ich das feſte Vertrauen zu ihnen hatte, daß ſie ſich durch ihre gute Auffuͤhrung bald ſelbſten Lob und Ruhm erwer- ben wuͤrden. Demnach ſorgte nur davor, ihnen mein Wort zu halten, und beſtimmten Tages wie- der bey ihnen zu ſeyn. Meine mitgereiſeten lieben Bruͤder, Vettern und Freunde nahmen in der That groſſen Theil an dieſen meinen ohnbeſonnenen Sor- gen, mithin wurden in geſchwinder Eile 3. Boote ausgeruͤſtet, und nicht allein mit Lebens-Mitteln, ſondern auch mit den allernoͤthigſten Stuͤcken, wel- che zur guten Wirthſchafft gehoͤren, beladen. Als einige Stuͤck Feder-Betten, etliche Matrazzen von verſchiedener Groͤſſe, Keſſel, eiſerne Toͤpffe, Tie- gel, Pfannen, Schuͤſſeln, Teller, Loͤffel, und anderes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/334
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/334>, abgerufen am 19.05.2024.