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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Demnach nahmen wir auf dißmahl Abschied
von ihnen, nebst der Versicherung, daß wir als
Ubermorgen gantz gewiß wieder zu ihnen kommen
wolten, da sie uns denn in aller Frühe mit ihrem
Boote biß an den Absatz unsers Felsens entgegen
fahren könten. Und dieses war der Verlaß, wir
aber kamen noch bey guter Zeit nach Hause, so, daß
noch Zeit genug übrig war, vor Schlaffen-gehen
dem Regenten und einigen bey ihm versammleten
Mit-Regenten einen ausführlichen Rapport von
unserer Reise und vorgefallenen Verrichtungen ab-
zustatten.

Hier traf nun anfänglich wohl recht das ge-
wöhnliche Sprichwort ein: Laudatur ab his, cul-
patur ab illis;
wie nemlich eine Sache zuwei-
len von diesem gelobt, von einem andern aber
getadelt oder verachtet wird;
sonderlich muste
sich zuerst ich, der gute Eberhard Julius, ziemli-
cher Maassen durchhecheln lassen, daß er abermahls
5. neue Stipendiaten, oder wie man sie sonst anderer
Orten zu nennen pflegt, Sanct Marx-Brüder ge-
wonnen hätte. Jedoch, nachdem ich meinen Mund auch
aufgethan, und mich in dieser meiner gerechten Sache
bestmöglichst verantwortet hatte, auch meine mitge-
wesenen lieben Hn. Brüder und guten Freunde aufs
kräfftigste vor mich redeten, so wurde nach etwas ge-
nauerer Untersuchung der Sachen-Beschaffenheit
mir zuvörderst und allen andern Mitgewesenen das
Lob und der Ruhm beygelegt, daß wir unsere Dinge
unvergleichlich wohl gemacht hätten, zur Straffe a-
ber dessen, daß wir alles so wohl besorgt, solten wir
auch fernerweit darauf bedacht seyn, daß uns diese

Leute
(x) 2

Demnach nahmen wir auf dißmahl Abſchied
von ihnen, nebſt der Verſicherung, daß wir als
Ubermorgen gantz gewiß wieder zu ihnen kommen
wolten, da ſie uns denn in aller Fruͤhe mit ihrem
Boote biß an den Abſatz unſers Felſens entgegen
fahren koͤnten. Und dieſes war der Verlaß, wir
aber kamen noch bey guter Zeit nach Hauſe, ſo, daß
noch Zeit genug uͤbrig war, vor Schlaffen-gehen
dem Regenten und einigen bey ihm verſammleten
Mit-Regenten einen ausfuͤhrlichen Rapport von
unſerer Reiſe und vorgefallenen Verrichtungen ab-
zuſtatten.

Hier traf nun anfaͤnglich wohl recht das ge-
woͤhnliche Sprichwort ein: Laudatur ab his, cul-
patur ab illis;
wie nemlich eine Sache zuwei-
len von dieſem gelobt, von einem andern aber
getadelt oder verachtet wird;
ſonderlich muſte
ſich zuerſt ich, der gute Eberhard Julius, ziemli-
cher Maaſſen durchhecheln laſſen, daß er abermahls
5. neue Stipendiaten, oder wie man ſie ſonſt anderer
Orten zu nennen pflegt, Sanct Marx-Bruͤder ge-
woñen haͤtte. Jedoch, nachdem ich meinen Mund auch
aufgethan, und mich in dieſer meiner gerechten Sache
beſtmoͤglichſt verantwortet hatte, auch meine mitge-
weſenen lieben Hn. Bruͤder und guten Freunde aufs
kraͤfftigſte vor mich redeten, ſo wurde nach etwas ge-
nauerer Unterſuchung der Sachen-Beſchaffenheit
mir zuvoͤrderſt und allen andern Mitgeweſenen das
Lob und der Ruhm beygelegt, daß wir unſere Dinge
unvergleichlich wohl gemacht haͤtten, zur Straffe a-
ber deſſen, daß wir alles ſo wohl beſorgt, ſolten wir
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Leute
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[323/0333] Demnach nahmen wir auf dißmahl Abſchied von ihnen, nebſt der Verſicherung, daß wir als Ubermorgen gantz gewiß wieder zu ihnen kommen wolten, da ſie uns denn in aller Fruͤhe mit ihrem Boote biß an den Abſatz unſers Felſens entgegen fahren koͤnten. Und dieſes war der Verlaß, wir aber kamen noch bey guter Zeit nach Hauſe, ſo, daß noch Zeit genug uͤbrig war, vor Schlaffen-gehen dem Regenten und einigen bey ihm verſammleten Mit-Regenten einen ausfuͤhrlichen Rapport von unſerer Reiſe und vorgefallenen Verrichtungen ab- zuſtatten. Hier traf nun anfaͤnglich wohl recht das ge- woͤhnliche Sprichwort ein: Laudatur ab his, cul- patur ab illis; wie nemlich eine Sache zuwei- len von dieſem gelobt, von einem andern aber getadelt oder verachtet wird; ſonderlich muſte ſich zuerſt ich, der gute Eberhard Julius, ziemli- cher Maaſſen durchhecheln laſſen, daß er abermahls 5. neue Stipendiaten, oder wie man ſie ſonſt anderer Orten zu nennen pflegt, Sanct Marx-Bruͤder ge- woñen haͤtte. Jedoch, nachdem ich meinen Mund auch aufgethan, und mich in dieſer meiner gerechten Sache beſtmoͤglichſt verantwortet hatte, auch meine mitge- weſenen lieben Hn. Bruͤder und guten Freunde aufs kraͤfftigſte vor mich redeten, ſo wurde nach etwas ge- nauerer Unterſuchung der Sachen-Beſchaffenheit mir zuvoͤrderſt und allen andern Mitgeweſenen das Lob und der Ruhm beygelegt, daß wir unſere Dinge unvergleichlich wohl gemacht haͤtten, zur Straffe a- ber deſſen, daß wir alles ſo wohl beſorgt, ſolten wir auch fernerweit darauf bedacht ſeyn, daß uns dieſe Leute (x) 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/333>, abgerufen am 26.05.2024.