Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

verlauten lassen, daß ihm diese Jnsul allein lieber
seyn solte, als manches kleines Königreich, inglei-
chen bürdeten sie ihm auf, daß er sich mit dem weni-
gen Proviant und Schieß-Pulver abspeisen lassen,
und nicht darauf gedrungen hätte, daß ihm die Fel-
senburger mehrere Kostbarkeiten an Gold, Silber,
Perlen und dergleichen zinsen müssen, indem es
schon längst durch verschiedene Spions verrathen
worden, daß sie einen sehr starcken Vorrath von
dergleichen Sachen im Vermögen hätten; doch wür-
de er vielleicht die unschätzbaren Diamanten und
andern edlen Gesteine, die sie ihm hie und da heim-
lich zugesteckt, wohl schwerlich zeigen. Jn Sum-
ma: es erhellete klärlich aus allen Umständen, daß
Don Juan aus gewissen Absichten, die ihm vor sei-
ne eigene Person selbst etwa zum besondern Vor-
theil gereichen können, die Felsenburger begnadi-
get, und der Königlichen Ordre nicht behörig nach-
gelebt hätte, wiedrigenfalls man diese Jnsul wohl
hätte erobern können, und wenn dieselbe noch 10.
mahl stärcker bevestiget und besetzt gewesen wäre.

So bald nun diese falschen Beschuldigungen
dem Don Juan zu Ohren kamen, ließ er die Com-
mandeurs
der andern beyden Kriegs-Schiffe, in-
gleichen alle übrigen vornehmen See-Officiers zu
sich auf sein, als das Haupt-Schiff beruffen, um
mit ihnen See- oder Schiffs-Rath zu halten, und
sich sonderlich wegen der ihm aufgebürdeten schwe-
ren Verbrechen zu entschuldigen.

Seine Feinde und Verfolger kamen hierü-
ber zusammen, und der hefftige Streit mit Wor-
ten währete viele Stunden, ja fast die gantze Nacht

hindurch,

verlauten laſſen, daß ihm dieſe Jnſul allein lieber
ſeyn ſolte, als manches kleines Koͤnigreich, inglei-
chen buͤrdeten ſie ihm auf, daß er ſich mit dem weni-
gen Proviant und Schieß-Pulver abſpeiſen laſſen,
und nicht darauf gedrungen haͤtte, daß ihm die Fel-
ſenburger mehrere Koſtbarkeiten an Gold, Silber,
Perlen und dergleichen zinſen muͤſſen, indem es
ſchon laͤngſt durch verſchiedene Spions verrathen
worden, daß ſie einen ſehr ſtarcken Vorrath von
dergleichen Sachen im Vermoͤgen haͤtten; doch wuͤr-
de er vielleicht die unſchaͤtzbaren Diamanten und
andern edlen Geſteine, die ſie ihm hie und da heim-
lich zugeſteckt, wohl ſchwerlich zeigen. Jn Sum-
ma: es erhellete klaͤrlich aus allen Umſtaͤnden, daß
Don Juan aus gewiſſen Abſichten, die ihm vor ſei-
ne eigene Perſon ſelbſt etwa zum beſondern Vor-
theil gereichen koͤnnen, die Felſenburger begnadi-
get, und der Koͤniglichen Ordre nicht behoͤrig nach-
gelebt haͤtte, wiedrigenfalls man dieſe Jnſul wohl
haͤtte erobern koͤnnen, und wenn dieſelbe noch 10.
mahl ſtaͤrcker beveſtiget und beſetzt geweſen waͤre.

So bald nun dieſe falſchen Beſchuldigungen
dem Don Juan zu Ohren kamen, ließ er die Com-
mandeurs
der andern beyden Kriegs-Schiffe, in-
gleichen alle uͤbrigen vornehmen See-Officiers zu
ſich auf ſein, als das Haupt-Schiff beruffen, um
mit ihnen See- oder Schiffs-Rath zu halten, und
ſich ſonderlich wegen der ihm aufgebuͤrdeten ſchwe-
ren Verbrechen zu entſchuldigen.

Seine Feinde und Verfolger kamen hieruͤ-
ber zuſammen, und der hefftige Streit mit Wor-
ten waͤhrete viele Stunden, ja faſt die gantze Nacht

hindurch,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0327" n="317"/>
verlauten la&#x017F;&#x017F;en, daß ihm die&#x017F;e Jn&#x017F;ul allein lieber<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;olte, als manches kleines Ko&#x0364;nigreich, inglei-<lb/>
chen bu&#x0364;rdeten &#x017F;ie ihm auf, daß er &#x017F;ich mit dem weni-<lb/>
gen Proviant und Schieß-Pulver ab&#x017F;pei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und nicht darauf gedrungen ha&#x0364;tte, daß ihm die Fel-<lb/>
&#x017F;enburger mehrere Ko&#x017F;tbarkeiten an Gold, Silber,<lb/>
Perlen und dergleichen zin&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, indem es<lb/>
&#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t durch ver&#x017F;chiedene Spions verrathen<lb/>
worden, daß &#x017F;ie einen &#x017F;ehr &#x017F;tarcken Vorrath von<lb/>
dergleichen Sachen im Vermo&#x0364;gen ha&#x0364;tten; doch wu&#x0364;r-<lb/>
de er vielleicht die un&#x017F;cha&#x0364;tzbaren Diamanten und<lb/>
andern edlen Ge&#x017F;teine, die &#x017F;ie ihm hie und da heim-<lb/>
lich zuge&#x017F;teckt, wohl &#x017F;chwerlich zeigen. Jn Sum-<lb/>
ma: es erhellete kla&#x0364;rlich aus allen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, daß<lb/><hi rendition="#aq">Don Juan</hi> aus gewi&#x017F;&#x017F;en Ab&#x017F;ichten, die ihm vor &#x017F;ei-<lb/>
ne eigene Per&#x017F;on &#x017F;elb&#x017F;t etwa zum be&#x017F;ondern Vor-<lb/>
theil gereichen ko&#x0364;nnen, die Fel&#x017F;enburger begnadi-<lb/>
get, und der Ko&#x0364;niglichen <hi rendition="#aq">Ordre</hi> nicht beho&#x0364;rig nach-<lb/>
gelebt ha&#x0364;tte, wiedrigenfalls man die&#x017F;e Jn&#x017F;ul wohl<lb/>
ha&#x0364;tte erobern ko&#x0364;nnen, und wenn die&#x017F;elbe noch 10.<lb/>
mahl &#x017F;ta&#x0364;rcker beve&#x017F;tiget und be&#x017F;etzt gewe&#x017F;en wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>So bald nun die&#x017F;e fal&#x017F;chen Be&#x017F;chuldigungen<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Don Juan</hi> zu Ohren kamen, ließ er die <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
mandeurs</hi> der andern beyden Kriegs-Schiffe, in-<lb/>
gleichen alle u&#x0364;brigen vornehmen See-<hi rendition="#aq">Officiers</hi> zu<lb/>
&#x017F;ich auf &#x017F;ein, als das Haupt-Schiff beruffen, um<lb/>
mit ihnen See- oder Schiffs-Rath zu halten, und<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;onderlich wegen der ihm aufgebu&#x0364;rdeten &#x017F;chwe-<lb/>
ren Verbrechen zu ent&#x017F;chuldigen.</p><lb/>
        <p>Seine Feinde und Verfolger kamen hieru&#x0364;-<lb/>
ber zu&#x017F;ammen, und der hefftige Streit mit Wor-<lb/>
ten wa&#x0364;hrete viele Stunden, ja fa&#x017F;t die gantze Nacht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hindurch,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0327] verlauten laſſen, daß ihm dieſe Jnſul allein lieber ſeyn ſolte, als manches kleines Koͤnigreich, inglei- chen buͤrdeten ſie ihm auf, daß er ſich mit dem weni- gen Proviant und Schieß-Pulver abſpeiſen laſſen, und nicht darauf gedrungen haͤtte, daß ihm die Fel- ſenburger mehrere Koſtbarkeiten an Gold, Silber, Perlen und dergleichen zinſen muͤſſen, indem es ſchon laͤngſt durch verſchiedene Spions verrathen worden, daß ſie einen ſehr ſtarcken Vorrath von dergleichen Sachen im Vermoͤgen haͤtten; doch wuͤr- de er vielleicht die unſchaͤtzbaren Diamanten und andern edlen Geſteine, die ſie ihm hie und da heim- lich zugeſteckt, wohl ſchwerlich zeigen. Jn Sum- ma: es erhellete klaͤrlich aus allen Umſtaͤnden, daß Don Juan aus gewiſſen Abſichten, die ihm vor ſei- ne eigene Perſon ſelbſt etwa zum beſondern Vor- theil gereichen koͤnnen, die Felſenburger begnadi- get, und der Koͤniglichen Ordre nicht behoͤrig nach- gelebt haͤtte, wiedrigenfalls man dieſe Jnſul wohl haͤtte erobern koͤnnen, und wenn dieſelbe noch 10. mahl ſtaͤrcker beveſtiget und beſetzt geweſen waͤre. So bald nun dieſe falſchen Beſchuldigungen dem Don Juan zu Ohren kamen, ließ er die Com- mandeurs der andern beyden Kriegs-Schiffe, in- gleichen alle uͤbrigen vornehmen See-Officiers zu ſich auf ſein, als das Haupt-Schiff beruffen, um mit ihnen See- oder Schiffs-Rath zu halten, und ſich ſonderlich wegen der ihm aufgebuͤrdeten ſchwe- ren Verbrechen zu entſchuldigen. Seine Feinde und Verfolger kamen hieruͤ- ber zuſammen, und der hefftige Streit mit Wor- ten waͤhrete viele Stunden, ja faſt die gantze Nacht hindurch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/327
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/327>, abgerufen am 22.11.2024.