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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Wunden gestorben sind, als kan ich sie weiter nicht
dieserhalb zur Rede setzen.

Hierwider haben wir (war meine Gegen-
Rede) gantz und gar nichts einzuwenden, allein,
was solte denn aber das darauf erfolgende hefftige
Bombardiren und Canoniren wohl etwa zu bedeu-
ten haben? vielleicht uns Felsenburgern etwa ein
besonderes Schrecken einzujagen, oder uns sonsten
in Verzweiffelung zu bringen? wenn dieses ihre
Gedancken gewesen sind, so haben sie sich gantz ent-
setzlich geirret, denn wir sind biß auf diese Stunde
noch nicht anders gesinnet, als eine gewisse Art
einer noch jetzo florirenden Nation, welche sich
vor nichts hefftiger, als vor dem Einfall des Him-
mels zu fürchten pflegt, auser dem aber die übrigen
Feinde und Verfolger, so zu sagen, en bagatell tra-
ctir
et. Uns dauret nichts, meine Herrn! (so re-
dete ich weiter) als die hefftige Mühe und Arbeit,
die sie angewendet haben, uns zu bombardiren
und zu canoniren, ausgenommen noch das viele
Pulver, welches sie vergeblicher Weise verschossen
und verplatzt haben. Wir haben zwar auch gegen
sie viel Pulver verschossen und verplatzt, sonder-
lich bey den Feuerwerckergen, die unsere lustigen
Knaben und Junggesellen zuweilen gespielet, al-
lein, dieses ist unser allergeringster Schade, da
wir des Schieß-Pulvers fast so viel haben, als des
Sandes am Meere, und je mehrern Abgang, um
so viel desto grössern Zuwachs desselben verspüren.

Don Juan nebst den Seinigen horchte hoch
auf, da sie mich also reden höreten, unterdessen
aber, da wir mit einander auf der Sand-Banck

herum-

Wunden geſtorben ſind, als kan ich ſie weiter nicht
dieſerhalb zur Rede ſetzen.

Hierwider haben wir (war meine Gegen-
Rede) gantz und gar nichts einzuwenden, allein,
was ſolte denn aber das darauf erfolgende hefftige
Bombardiren und Canoniren wohl etwa zu bedeu-
ten haben? vielleicht uns Felſenburgern etwa ein
beſonderes Schrecken einzujagen, oder uns ſonſten
in Verzweiffelung zu bringen? wenn dieſes ihre
Gedancken geweſen ſind, ſo haben ſie ſich gantz ent-
ſetzlich geirret, denn wir ſind biß auf dieſe Stunde
noch nicht anders geſinnet, als eine gewiſſe Art
einer noch jetzo florirenden Nation, welche ſich
vor nichts hefftiger, als vor dem Einfall des Him-
mels zu fuͤrchten pflegt, auſer dem aber die uͤbrigen
Feinde und Verfolger, ſo zu ſagen, en bagatell tra-
ctir
et. Uns dauret nichts, meine Herrn! (ſo re-
dete ich weiter) als die hefftige Muͤhe und Arbeit,
die ſie angewendet haben, uns zu bombardiren
und zu canoniren, ausgenommen noch das viele
Pulver, welches ſie vergeblicher Weiſe verſchoſſen
und verplatzt haben. Wir haben zwar auch gegen
ſie viel Pulver verſchoſſen und verplatzt, ſonder-
lich bey den Feuerwerckergen, die unſere luſtigen
Knaben und Junggeſellen zuweilen geſpielet, al-
lein, dieſes iſt unſer allergeringſter Schade, da
wir des Schieß-Pulvers faſt ſo viel haben, als des
Sandes am Meere, und je mehrern Abgang, um
ſo viel deſto groͤſſern Zuwachs deſſelben verſpuͤren.

Don Juan nebſt den Seinigen horchte hoch
auf, da ſie mich alſo reden hoͤreten, unterdeſſen
aber, da wir mit einander auf der Sand-Banck

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[301/0311] Wunden geſtorben ſind, als kan ich ſie weiter nicht dieſerhalb zur Rede ſetzen. Hierwider haben wir (war meine Gegen- Rede) gantz und gar nichts einzuwenden, allein, was ſolte denn aber das darauf erfolgende hefftige Bombardiren und Canoniren wohl etwa zu bedeu- ten haben? vielleicht uns Felſenburgern etwa ein beſonderes Schrecken einzujagen, oder uns ſonſten in Verzweiffelung zu bringen? wenn dieſes ihre Gedancken geweſen ſind, ſo haben ſie ſich gantz ent- ſetzlich geirret, denn wir ſind biß auf dieſe Stunde noch nicht anders geſinnet, als eine gewiſſe Art einer noch jetzo florirenden Nation, welche ſich vor nichts hefftiger, als vor dem Einfall des Him- mels zu fuͤrchten pflegt, auſer dem aber die uͤbrigen Feinde und Verfolger, ſo zu ſagen, en bagatell tra- ctiret. Uns dauret nichts, meine Herrn! (ſo re- dete ich weiter) als die hefftige Muͤhe und Arbeit, die ſie angewendet haben, uns zu bombardiren und zu canoniren, ausgenommen noch das viele Pulver, welches ſie vergeblicher Weiſe verſchoſſen und verplatzt haben. Wir haben zwar auch gegen ſie viel Pulver verſchoſſen und verplatzt, ſonder- lich bey den Feuerwerckergen, die unſere luſtigen Knaben und Junggeſellen zuweilen geſpielet, al- lein, dieſes iſt unſer allergeringſter Schade, da wir des Schieß-Pulvers faſt ſo viel haben, als des Sandes am Meere, und je mehrern Abgang, um ſo viel deſto groͤſſern Zuwachs deſſelben verſpuͤren. Don Juan nebſt den Seinigen horchte hoch auf, da ſie mich alſo reden hoͤreten, unterdeſſen aber, da wir mit einander auf der Sand-Banck herum-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/311>, abgerufen am 26.05.2024.