Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Prophet David unsere Umstände und Beschaffen-
heit zu seiner Lebens-Zeit lange voraus gesehen hätte.
Nach der Predigt wurde das Te Deum laudamus
unter Paucken und Trompeten-Schall, auch ab-
wechselnden Zincken und Posaunen-Klange abge-
sungen, mithin, vor dißmahl der vormittägliche
Gottesdienst geendiget.

Durch alle diese Veranstaltungen, zumahlen,
da die Herrn Musicanten die Melodeyen dieser 3.
Lieder, als:

Wär GOtt nicht mit uns diese Zeit etc.
Ein veste Burg ist unser GOtt etc.
Es woll uns GOtt genädig seyn etc.

vom Thurme unter Läutung der Glocken abbliesen;
machten sie einen noch fernern Eindruck in die Ge-
müther, wodurch denn das sämmtliche Volck, so
wohl Männer, Weiber als Kinder, ungemein ergötzt
wurden, und sich Hauffenweise auf dem Platze
vor der Kirche und unter der Alberts-Burg ver-
sammleten und stehen blieben, da denn der Regente
alle Anwesenden vom Grösten biß zum Kleinesten
speisen und träncken ließ. Jn der Nachmittags-Pre-
digt hatte Herr Mag. Schmeltzer Jun. nur diese we-
nigen Worte zum Texte seiner Predigt erwählet:
Fürchte dich nicht, du kleine Heerde etc. und
sprach uns allen einen großmüthigen Trost zu, weß-
wegen wir alle ohne besondere Bangigkeit aus
einander giengen. Folgenden Montags früh, gleich
bey Aufgang der Sonne, ließ Don Juan aber-
mahls, nachdem es die gantze Nacht gantz stille ge-
wesen, 3. Bomben gegen unsere Jnsul zu in die See
spielen, allein wir regten und bewegten uns nicht,

biß

Prophet David unſere Umſtaͤnde und Beſchaffen-
heit zu ſeiner Lebens-Zeit lange voraus geſehen haͤtte.
Nach der Predigt wurde das Te Deum laudamus
unter Paucken und Trompeten-Schall, auch ab-
wechſelnden Zincken und Poſaunen-Klange abge-
ſungen, mithin, vor dißmahl der vormittaͤgliche
Gottesdienſt geendiget.

Durch alle dieſe Veranſtaltungen, zumahlen,
da die Herrn Muſicanten die Melodeyen dieſer 3.
Lieder, als:

Waͤr GOtt nicht mit uns dieſe Zeit ꝛc.
Ein veſte Burg iſt unſer GOtt ꝛc.
Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc.

vom Thurme unter Laͤutung der Glocken abblieſen;
machten ſie einen noch fernern Eindruck in die Ge-
muͤther, wodurch denn das ſaͤmmtliche Volck, ſo
wohl Maͤnner, Weiber als Kinder, ungemein ergoͤtzt
wurden, und ſich Hauffenweiſe auf dem Platze
vor der Kirche und unter der Alberts-Burg ver-
ſammleten und ſtehen blieben, da denn der Regente
alle Anweſenden vom Groͤſten biß zum Kleineſten
ſpeiſen und traͤncken ließ. Jn der Nachmittags-Pre-
digt hatte Herr Mag. Schmeltzer Jun. nur dieſe we-
nigen Worte zum Texte ſeiner Predigt erwaͤhlet:
Fuͤrchte dich nicht, du kleine Heerde ꝛc. und
ſprach uns allen einen großmuͤthigen Troſt zu, weß-
wegen wir alle ohne beſondere Bangigkeit aus
einander giengen. Folgenden Montags fruͤh, gleich
bey Aufgang der Sonne, ließ Don Juan aber-
mahls, nachdem es die gantze Nacht gantz ſtille ge-
weſen, 3. Bomben gegen unſere Jnſul zu in die See
ſpielen, allein wir regten und bewegten uns nicht,

biß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0295" n="285"/>
Prophet David un&#x017F;ere Um&#x017F;ta&#x0364;nde und Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit zu &#x017F;einer Lebens-Zeit lange voraus ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tte.<lb/>
Nach der Predigt wurde das <hi rendition="#aq">Te Deum laudamus</hi><lb/>
unter Paucken und Trompeten-Schall, auch ab-<lb/>
wech&#x017F;elnden Zincken und Po&#x017F;aunen-Klange abge-<lb/>
&#x017F;ungen, mithin, vor dißmahl der vormitta&#x0364;gliche<lb/>
Gottesdien&#x017F;t geendiget.</p><lb/>
        <p>Durch alle die&#x017F;e Veran&#x017F;taltungen, zumahlen,<lb/>
da die Herrn <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;icant</hi>en die Melodeyen die&#x017F;er 3.<lb/>
Lieder, als:</p><lb/>
        <list>
          <item> <hi rendition="#fr">Wa&#x0364;r GOtt nicht mit uns die&#x017F;e Zeit &#xA75B;c.</hi> </item><lb/>
          <item> <hi rendition="#fr">Ein ve&#x017F;te Burg i&#x017F;t un&#x017F;er GOtt &#xA75B;c.</hi> </item><lb/>
          <item> <hi rendition="#fr">Es woll uns GOtt gena&#x0364;dig &#x017F;eyn &#xA75B;c.</hi> </item>
        </list><lb/>
        <p>vom Thurme unter La&#x0364;utung der Glocken abblie&#x017F;en;<lb/>
machten &#x017F;ie einen noch fernern Eindruck in die Ge-<lb/>
mu&#x0364;ther, wodurch denn das &#x017F;a&#x0364;mmtliche Volck, &#x017F;o<lb/>
wohl Ma&#x0364;nner, Weiber als Kinder, ungemein ergo&#x0364;tzt<lb/>
wurden, und &#x017F;ich Hauffenwei&#x017F;e auf dem Platze<lb/>
vor der Kirche und unter der Alberts-Burg ver-<lb/>
&#x017F;ammleten und &#x017F;tehen blieben, da denn der <hi rendition="#aq">Regent</hi>e<lb/>
alle Anwe&#x017F;enden vom Gro&#x0364;&#x017F;ten biß zum Kleine&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;en und tra&#x0364;ncken ließ. Jn der Nachmittags-Pre-<lb/>
digt hatte Herr <hi rendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzer <hi rendition="#aq">Jun.</hi> nur die&#x017F;e we-<lb/>
nigen Worte zum Texte &#x017F;einer Predigt erwa&#x0364;hlet:<lb/><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rchte dich nicht, du kleine Heerde &#xA75B;c.</hi> und<lb/>
&#x017F;prach uns allen einen großmu&#x0364;thigen Tro&#x017F;t zu, weß-<lb/>
wegen wir alle ohne be&#x017F;ondere Bangigkeit aus<lb/>
einander giengen. Folgenden Montags fru&#x0364;h, gleich<lb/>
bey Aufgang der Sonne, ließ <hi rendition="#aq">Don Juan</hi> aber-<lb/>
mahls, nachdem es die gantze Nacht gantz &#x017F;tille ge-<lb/>
we&#x017F;en, 3. <hi rendition="#aq">Bomb</hi>en gegen un&#x017F;ere Jn&#x017F;ul zu in die See<lb/>
&#x017F;pielen, allein wir regten und bewegten uns nicht,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">biß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0295] Prophet David unſere Umſtaͤnde und Beſchaffen- heit zu ſeiner Lebens-Zeit lange voraus geſehen haͤtte. Nach der Predigt wurde das Te Deum laudamus unter Paucken und Trompeten-Schall, auch ab- wechſelnden Zincken und Poſaunen-Klange abge- ſungen, mithin, vor dißmahl der vormittaͤgliche Gottesdienſt geendiget. Durch alle dieſe Veranſtaltungen, zumahlen, da die Herrn Muſicanten die Melodeyen dieſer 3. Lieder, als: Waͤr GOtt nicht mit uns dieſe Zeit ꝛc. Ein veſte Burg iſt unſer GOtt ꝛc. Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc. vom Thurme unter Laͤutung der Glocken abblieſen; machten ſie einen noch fernern Eindruck in die Ge- muͤther, wodurch denn das ſaͤmmtliche Volck, ſo wohl Maͤnner, Weiber als Kinder, ungemein ergoͤtzt wurden, und ſich Hauffenweiſe auf dem Platze vor der Kirche und unter der Alberts-Burg ver- ſammleten und ſtehen blieben, da denn der Regente alle Anweſenden vom Groͤſten biß zum Kleineſten ſpeiſen und traͤncken ließ. Jn der Nachmittags-Pre- digt hatte Herr Mag. Schmeltzer Jun. nur dieſe we- nigen Worte zum Texte ſeiner Predigt erwaͤhlet: Fuͤrchte dich nicht, du kleine Heerde ꝛc. und ſprach uns allen einen großmuͤthigen Troſt zu, weß- wegen wir alle ohne beſondere Bangigkeit aus einander giengen. Folgenden Montags fruͤh, gleich bey Aufgang der Sonne, ließ Don Juan aber- mahls, nachdem es die gantze Nacht gantz ſtille ge- weſen, 3. Bomben gegen unſere Jnſul zu in die See ſpielen, allein wir regten und bewegten uns nicht, biß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/295
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/295>, abgerufen am 19.05.2024.