Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

tags-Evangelium bey Seite, und erwählete sich an
Statt dessen den 35. Psalm, welcher also lautete:

HErr! hadere mit meinen Haderern,
streite wider meine Bestreiter. Ergreiffe den
Schild und Waffen, und mache dich auf, mir
zu helffen. Zücke den Spieß, und schütze mich
wider meine Verfolger. Sprich zu meiner
Seelen: Jch bindeine Hülffe. Es müssen sich
schämen und gehöhnet werden, die nach
meiner Seelen stehen, es müssen zurü-
cke kehren, und zu Schanden werden, die
mir übel wollen. Sie müssen werden, wie
Spreu vor dem Winde, und der Engel des
HErrn stosse sie weg. Jhr Weg müsse finster
und schlüpfferig werden, und der Engel des
HErrn verfolge sie. Denn sie haben mir ohne
Ursach gestellet ihre Netze, zu verderben, und
haben ohne Ursach meiner Seelen Gruben zu-
gerichtet. Er müsse unversehens überfallen
werden, und sein Netze, das er gestellet hat,
müsse ihn fahen, und müsse darinnen überfal-
len werden; Aber meine Seele müsse sich freu-
en des HErrn, und frölich seyn auf seine Hülf-
fe etc.

Jch bin nicht im Stande diesen Psalm biß ans
Ende her zu recitiren, weilen mir das Gedächtniß
in dem Stücke, was ich in der Jugend gelernet,
nunmehro seine Dienste ziemlicher Maassen versa-
gen will, derowegen ist derselbe nachzuschlagen, da
sich denn finden wird, daß sich alle Zeilen, ja fast
alle Worte desselben auf unsere damahligen Um-
stände dergestalt schicken, als ob der Königliche

Prophet

tags-Evangelium bey Seite, und erwaͤhlete ſich an
Statt deſſen den 35. Pſalm, welcher alſo lautete:

HErr! hadere mit meinen Haderern,
ſtreite wider meine Beſtreiter. Ergreiffe den
Schild und Waffen, und mache dich auf, mir
zu helffen. Zuͤcke den Spieß, und ſchuͤtze mich
wider meine Verfolger. Sprich zu meiner
Seelen: Jch bindeine Huͤlffe. Es muͤſſen ſich
ſchaͤmen und gehoͤhnet werden, die nach
meiner Seelen ſtehen, es muͤſſen zuruͤ-
cke kehren, und zu Schanden werden, die
mir uͤbel wollen. Sie muͤſſen werden, wie
Spreu vor dem Winde, und der Engel des
HErrn ſtoſſe ſie weg. Jhr Weg muͤſſe finſter
und ſchluͤpfferig werden, und der Engel des
HErrn verfolge ſie. Denn ſie haben mir ohne
Urſach geſtellet ihre Netze, zu verderben, und
haben ohne Urſach meiner Seelen Gruben zu-
gerichtet. Er muͤſſe unverſehens uͤberfallen
werden, und ſein Netze, das er geſtellet hat,
muͤſſe ihn fahen, und muͤſſe darinnen uͤberfal-
len werden; Aber meine Seele muͤſſe ſich freu-
en des HErrn, und froͤlich ſeyn auf ſeine Huͤlf-
fe ꝛc.

Jch bin nicht im Stande dieſen Pſalm biß ans
Ende her zu recitiren, weilen mir das Gedaͤchtniß
in dem Stuͤcke, was ich in der Jugend gelernet,
nunmehro ſeine Dienſte ziemlicher Maaſſen verſa-
gen will, derowegen iſt derſelbe nachzuſchlagen, da
ſich denn finden wird, daß ſich alle Zeilen, ja faſt
alle Worte deſſelben auf unſere damahligen Um-
ſtaͤnde dergeſtalt ſchicken, als ob der Koͤnigliche

Prophet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0294" n="284"/>
tags-Evangelium bey Seite, und erwa&#x0364;hlete &#x017F;ich an<lb/>
Statt de&#x017F;&#x017F;en den 35. P&#x017F;alm, welcher al&#x017F;o lautete:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">HErr! hadere mit meinen Haderern,<lb/>
&#x017F;treite wider meine Be&#x017F;treiter. Ergreiffe den<lb/>
Schild und Waffen, und mache dich auf, mir<lb/>
zu helffen. Zu&#x0364;cke den Spieß, und &#x017F;chu&#x0364;tze mich<lb/>
wider meine Verfolger. Sprich zu meiner<lb/>
Seelen: Jch bindeine Hu&#x0364;lffe. Es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;men und geho&#x0364;hnet werden, die nach<lb/>
meiner Seelen &#x017F;tehen, es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zuru&#x0364;-<lb/>
cke kehren, und zu Schanden werden, die<lb/>
mir u&#x0364;bel wollen. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en werden, wie<lb/>
Spreu vor dem Winde, und der Engel des<lb/>
HErrn &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie weg. Jhr Weg mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e fin&#x017F;ter<lb/>
und &#x017F;chlu&#x0364;pfferig werden, und der Engel des<lb/>
HErrn verfolge &#x017F;ie. Denn &#x017F;ie haben mir ohne<lb/>
Ur&#x017F;ach ge&#x017F;tellet ihre Netze, zu verderben, und<lb/>
haben ohne Ur&#x017F;ach meiner Seelen Gruben zu-<lb/>
gerichtet. Er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e unver&#x017F;ehens u&#x0364;berfallen<lb/>
werden, und &#x017F;ein Netze, das er ge&#x017F;tellet hat,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihn fahen, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e darinnen u&#x0364;berfal-<lb/>
len werden; Aber meine Seele mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich freu-<lb/>
en des HErrn, und fro&#x0364;lich &#x017F;eyn auf &#x017F;eine Hu&#x0364;lf-<lb/>
fe &#xA75B;c.</hi> </p><lb/>
        <p>Jch bin nicht im Stande die&#x017F;en P&#x017F;alm biß ans<lb/>
Ende her zu <hi rendition="#aq">recitir</hi>en, weilen mir das Geda&#x0364;chtniß<lb/>
in dem Stu&#x0364;cke, was ich in der Jugend gelernet,<lb/>
nunmehro &#x017F;eine Dien&#x017F;te ziemlicher Maa&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;a-<lb/>
gen will, derowegen i&#x017F;t der&#x017F;elbe nachzu&#x017F;chlagen, da<lb/>
&#x017F;ich denn finden wird, daß &#x017F;ich alle Zeilen, ja fa&#x017F;t<lb/>
alle Worte de&#x017F;&#x017F;elben auf un&#x017F;ere damahligen Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde derge&#x017F;talt &#x017F;chicken, als ob der Ko&#x0364;nigliche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Prophet</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0294] tags-Evangelium bey Seite, und erwaͤhlete ſich an Statt deſſen den 35. Pſalm, welcher alſo lautete: HErr! hadere mit meinen Haderern, ſtreite wider meine Beſtreiter. Ergreiffe den Schild und Waffen, und mache dich auf, mir zu helffen. Zuͤcke den Spieß, und ſchuͤtze mich wider meine Verfolger. Sprich zu meiner Seelen: Jch bindeine Huͤlffe. Es muͤſſen ſich ſchaͤmen und gehoͤhnet werden, die nach meiner Seelen ſtehen, es muͤſſen zuruͤ- cke kehren, und zu Schanden werden, die mir uͤbel wollen. Sie muͤſſen werden, wie Spreu vor dem Winde, und der Engel des HErrn ſtoſſe ſie weg. Jhr Weg muͤſſe finſter und ſchluͤpfferig werden, und der Engel des HErrn verfolge ſie. Denn ſie haben mir ohne Urſach geſtellet ihre Netze, zu verderben, und haben ohne Urſach meiner Seelen Gruben zu- gerichtet. Er muͤſſe unverſehens uͤberfallen werden, und ſein Netze, das er geſtellet hat, muͤſſe ihn fahen, und muͤſſe darinnen uͤberfal- len werden; Aber meine Seele muͤſſe ſich freu- en des HErrn, und froͤlich ſeyn auf ſeine Huͤlf- fe ꝛc. Jch bin nicht im Stande dieſen Pſalm biß ans Ende her zu recitiren, weilen mir das Gedaͤchtniß in dem Stuͤcke, was ich in der Jugend gelernet, nunmehro ſeine Dienſte ziemlicher Maaſſen verſa- gen will, derowegen iſt derſelbe nachzuſchlagen, da ſich denn finden wird, daß ſich alle Zeilen, ja faſt alle Worte deſſelben auf unſere damahligen Um- ſtaͤnde dergeſtalt ſchicken, als ob der Koͤnigliche Prophet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/294
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/294>, abgerufen am 19.05.2024.