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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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nug zu thun fanden, das Felsenburgische wallende
Geblüthe zu besänfftigen, indem so wohl Männer,
Weiber, als Kinder dem Himmel angelobten, lieber
sich todt schlagen zu lassen, und in ihrem eignen Blu-
the zu ersticken, als sich den Portugiesen zu unter-
werffen, hergegen wolten sie sich alle wehren biß
auf den letzten Bluts-Tropffen, und ihren Feind be-
schädigen, so lange sie nur noch die geringsten Kräff-
te hätten, und ein warmer Athem in ihrer Brust sich
spüren liesse. Hierbey muß ich bekennen, daß sich
unser Frauenzimmer weit desperater aufführete, als
die Männer selbst; ja, die kleinesten Kinder, wenn
sie nur den Nahmen Portugiese nennen höreten,
spyen gegen die Erde, als welches, meines Wissens,
ihnen niemand weiß- oder, zu sagen, vorgemacht hat-
te, sondern es schiene, als ob dieser Wiederwillen ih-
nen schon im Geblüthe und in der Natur stäcke.

Da nun aber, wie ich bereits gemeldet, vor dieses-
mahl der Rath und die Verordnung unserer Aeltesten
nicht allein verworffen wurde, sondern sich auch ein-
jeder, er mochte ein Einheimischer, oder Einkömmling
seyn, aufs hefftigste und äuserste entschuldigte und
wehrete, noch einmahl die Ambassade zu dem Don
Juan
anzutreten, als muste solcher Gestalt der Streit
von selbsten aufhören; Derowegen beschlossen wir,
uns stille und ruhig zu halten, den Klein-Felsenbur-
gern aber nicht das geringste mehr von Lebens-Mit-
teln zu schicken, weiln wir so wohl sie, als alle an-
dere Portugiesen von nun an vor unsere offenbaren
und abgesagten Feinde zu erkennen die gröste Ursa-
che hätten, zumahlen, da wir nachrechnen könten,
daß sie wenigstens noch so viel Vorrath von den Vi-

ctualien
(s) 5

nug zu thun fanden, das Felſenburgiſche wallende
Gebluͤthe zu beſaͤnfftigen, indem ſo wohl Maͤnner,
Weiber, als Kinder dem Himmel angelobten, lieber
ſich todt ſchlagen zu laſſen, und in ihrem eignen Blu-
the zu erſticken, als ſich den Portugieſen zu unter-
werffen, hergegen wolten ſie ſich alle wehren biß
auf den letzten Bluts-Tropffen, und ihren Feind be-
ſchaͤdigen, ſo lange ſie nur noch die geringſten Kraͤff-
te haͤtten, und ein warmer Athem in ihrer Bruſt ſich
ſpuͤren lieſſe. Hierbey muß ich bekennen, daß ſich
unſer Frauenzim̃er weit deſperater auffuͤhrete, als
die Maͤnner ſelbſt; ja, die kleineſten Kinder, wenn
ſie nur den Nahmen Portugieſe nennen hoͤreten,
ſpyen gegen die Erde, als welches, meines Wiſſens,
ihnen niemand weiß- oder, zu ſagen, vorgemacht hat-
te, ſondern es ſchiene, als ob dieſer Wiederwillen ih-
nen ſchon im Gebluͤthe und in der Natur ſtaͤcke.

Da nun aber, wie ich bereits gemeldet, vor dieſes-
mahl der Rath und die Verordnung unſerer Aelteſten
nicht allein verworffen wurde, ſondern ſich auch ein-
jeder, er mochte ein Einheimiſcher, oder Einkoͤmmling
ſeyn, aufs hefftigſte und aͤuſerſte entſchuldigte und
wehrete, noch einmahl die Ambaſſade zu dem Don
Juan
anzutreten, als muſte ſolcher Geſtalt der Streit
von ſelbſten aufhoͤren; Derowegen beſchloſſen wir,
uns ſtille und ruhig zu halten, den Klein-Felſenbur-
gern aber nicht das geringſte mehr von Lebens-Mit-
teln zu ſchicken, weiln wir ſo wohl ſie, als alle an-
dere Portugieſen von nun an vor unſere offenbaren
und abgeſagten Feinde zu erkennen die groͤſte Urſa-
che haͤtten, zumahlen, da wir nachrechnen koͤnten,
daß ſie wenigſtens noch ſo viel Vorrath von den Vi-

ctualien
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[281/0291] nug zu thun fanden, das Felſenburgiſche wallende Gebluͤthe zu beſaͤnfftigen, indem ſo wohl Maͤnner, Weiber, als Kinder dem Himmel angelobten, lieber ſich todt ſchlagen zu laſſen, und in ihrem eignen Blu- the zu erſticken, als ſich den Portugieſen zu unter- werffen, hergegen wolten ſie ſich alle wehren biß auf den letzten Bluts-Tropffen, und ihren Feind be- ſchaͤdigen, ſo lange ſie nur noch die geringſten Kraͤff- te haͤtten, und ein warmer Athem in ihrer Bruſt ſich ſpuͤren lieſſe. Hierbey muß ich bekennen, daß ſich unſer Frauenzim̃er weit deſperater auffuͤhrete, als die Maͤnner ſelbſt; ja, die kleineſten Kinder, wenn ſie nur den Nahmen Portugieſe nennen hoͤreten, ſpyen gegen die Erde, als welches, meines Wiſſens, ihnen niemand weiß- oder, zu ſagen, vorgemacht hat- te, ſondern es ſchiene, als ob dieſer Wiederwillen ih- nen ſchon im Gebluͤthe und in der Natur ſtaͤcke. Da nun aber, wie ich bereits gemeldet, vor dieſes- mahl der Rath und die Verordnung unſerer Aelteſten nicht allein verworffen wurde, ſondern ſich auch ein- jeder, er mochte ein Einheimiſcher, oder Einkoͤmmling ſeyn, aufs hefftigſte und aͤuſerſte entſchuldigte und wehrete, noch einmahl die Ambaſſade zu dem Don Juan anzutreten, als muſte ſolcher Geſtalt der Streit von ſelbſten aufhoͤren; Derowegen beſchloſſen wir, uns ſtille und ruhig zu halten, den Klein-Felſenbur- gern aber nicht das geringſte mehr von Lebens-Mit- teln zu ſchicken, weiln wir ſo wohl ſie, als alle an- dere Portugieſen von nun an vor unſere offenbaren und abgeſagten Feinde zu erkennen die groͤſte Urſa- che haͤtten, zumahlen, da wir nachrechnen koͤnten, daß ſie wenigſtens noch ſo viel Vorrath von den Vi- ctualien (s) 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/291>, abgerufen am 19.05.2024.