Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

über diesen Ausspruch des Regenten, nicht an-
ders, als ob bereits eine Campagne gethan, und
der Sieg darinnen erhalten wäre. Demnach
stöhrete ich meine speciellen guten Freunde an,
dem Frauenzimmer unter den Fuß zu geben, daß
sie 6. Personen aus ihrem Mittel erwählen solten,
welche einstimmig darauf dringen möchten, daß
ich, Eberhard Julius, erstlich dem honorablen
Frauenzimmer vor der Fronte eine billige Abbitte
und Ehren-Erklärung thun, an Statt höherer
Leibes- und Lebens-Straffe aber, nur bloß durch
alle 3. Bataillons 12. mahl, auch an Statt der bey
Soldaten gewöhnlichen Spitz-Ruthen, durch
ihre Strumpff-Bänder lauffen solte.

Wie es angegeben war, so lief es auch ab,
denn nachdem nicht allein 6. Deputirte von dem
Frauenzimmer, sondern auch 6. Personen von
unsern Aeltesten mein Urtheil nach des löblichen
Frauenzimmers Verlangen abgefasset, so schickte
mich in die Zeit, und bequemete mich, meine Straf-
fe zu leiden. Ein solcher poßierlicher Streich ist
wohl nie paßirt, so lange Felsenburg gestanden, es
sey denn, daß die Affen zu den Zeiten unserer Fel-
senburgischen ersten Eltern noch poßierlichere
Streiche gemacht haben mögen, welche jedoch mit
denenjenigen nicht in Vergleichung zu ziehen sind,
welche die vernünfftigen Menschen zuweilen wohl
zu spielen pflegen. Unterdessen war dieses eine
kleine Lust vor uns, worbey, meines Wissens, gantz
und gar nichts sündliches mit unterlief, es müste
denn dieses uns zur Sünde gerechnet werden, daß
wir bey dieser kleinen Comoedie gar allzuviel

lachten,

uͤber dieſen Ausſpruch des Regenten, nicht an-
ders, als ob bereits eine Campagne gethan, und
der Sieg darinnen erhalten waͤre. Demnach
ſtoͤhrete ich meine ſpeciellen guten Freunde an,
dem Frauenzimmer unter den Fuß zu geben, daß
ſie 6. Perſonen aus ihrem Mittel erwaͤhlen ſolten,
welche einſtimmig darauf dringen moͤchten, daß
ich, Eberhard Julius, erſtlich dem honorablen
Frauenzimmer vor der Fronte eine billige Abbitte
und Ehren-Erklaͤrung thun, an Statt hoͤherer
Leibes- und Lebens-Straffe aber, nur bloß durch
alle 3. Bataillons 12. mahl, auch an Statt der bey
Soldaten gewoͤhnlichen Spitz-Ruthen, durch
ihre Strumpff-Baͤnder lauffen ſolte.

Wie es angegeben war, ſo lief es auch ab,
denn nachdem nicht allein 6. Deputirte von dem
Frauenzimmer, ſondern auch 6. Perſonen von
unſern Aelteſten mein Urtheil nach des loͤblichen
Frauenzimmers Verlangen abgefaſſet, ſo ſchickte
mich in die Zeit, und bequemete mich, meine Straf-
fe zu leiden. Ein ſolcher poßierlicher Streich iſt
wohl nie paßirt, ſo lange Felſenburg geſtanden, es
ſey denn, daß die Affen zu den Zeiten unſerer Fel-
ſenburgiſchen erſten Eltern noch poßierlichere
Streiche gemacht haben moͤgen, welche jedoch mit
denenjenigen nicht in Vergleichung zu ziehen ſind,
welche die vernuͤnfftigen Menſchen zuweilen wohl
zu ſpielen pflegen. Unterdeſſen war dieſes eine
kleine Luſt vor uns, worbey, meines Wiſſens, gantz
und gar nichts ſuͤndliches mit unterlief, es muͤſte
denn dieſes uns zur Suͤnde gerechnet werden, daß
wir bey dieſer kleinen Comœdie gar allzuviel

lachten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="278"/>
u&#x0364;ber die&#x017F;en Aus&#x017F;pruch des <hi rendition="#aq">Regent</hi>en, nicht an-<lb/>
ders, als ob bereits eine <hi rendition="#aq">Campagne</hi> gethan, und<lb/>
der Sieg darinnen erhalten wa&#x0364;re. Demnach<lb/>
&#x017F;to&#x0364;hrete ich meine <hi rendition="#aq">&#x017F;peciell</hi>en guten Freunde an,<lb/>
dem Frauenzimmer unter den Fuß zu geben, daß<lb/>
&#x017F;ie 6. Per&#x017F;onen aus ihrem Mittel erwa&#x0364;hlen &#x017F;olten,<lb/>
welche ein&#x017F;timmig darauf dringen mo&#x0364;chten, daß<lb/>
ich, Eberhard Julius, er&#x017F;tlich dem <hi rendition="#aq">honorabl</hi>en<lb/>
Frauenzimmer vor der <hi rendition="#aq">Fronte</hi> eine billige Abbitte<lb/>
und Ehren-Erkla&#x0364;rung thun, an Statt ho&#x0364;herer<lb/>
Leibes- und Lebens-Straffe aber, nur bloß durch<lb/>
alle 3. <hi rendition="#aq">Bataillons</hi> 12. mahl, auch an Statt der bey<lb/>
Soldaten gewo&#x0364;hnlichen Spitz-Ruthen, durch<lb/>
ihre Strumpff-Ba&#x0364;nder lauffen &#x017F;olte.</p><lb/>
        <p>Wie es angegeben war, &#x017F;o lief es auch ab,<lb/>
denn nachdem nicht allein 6. <hi rendition="#aq">Deputir</hi>te von dem<lb/>
Frauenzimmer, &#x017F;ondern auch 6. Per&#x017F;onen von<lb/>
un&#x017F;ern Aelte&#x017F;ten mein Urtheil nach des lo&#x0364;blichen<lb/>
Frauenzimmers Verlangen abgefa&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o &#x017F;chickte<lb/>
mich in die Zeit, und bequemete mich, meine Straf-<lb/>
fe zu leiden. Ein &#x017F;olcher poßierlicher Streich i&#x017F;t<lb/>
wohl nie paßirt, &#x017F;o lange Fel&#x017F;enburg ge&#x017F;tanden, es<lb/>
&#x017F;ey denn, daß die Affen zu den Zeiten un&#x017F;erer Fel-<lb/>
&#x017F;enburgi&#x017F;chen er&#x017F;ten Eltern noch poßierlichere<lb/>
Streiche gemacht haben mo&#x0364;gen, welche jedoch mit<lb/>
denenjenigen nicht in Vergleichung zu ziehen &#x017F;ind,<lb/>
welche die vernu&#x0364;nfftigen Men&#x017F;chen zuweilen wohl<lb/>
zu &#x017F;pielen pflegen. Unterde&#x017F;&#x017F;en war die&#x017F;es eine<lb/>
kleine Lu&#x017F;t vor uns, worbey, meines Wi&#x017F;&#x017F;ens, gantz<lb/>
und gar nichts &#x017F;u&#x0364;ndliches mit unterlief, es mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
denn die&#x017F;es uns zur Su&#x0364;nde gerechnet werden, daß<lb/>
wir bey die&#x017F;er kleinen <hi rendition="#aq">Com&#x0153;die</hi> gar allzuviel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lachten,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0288] uͤber dieſen Ausſpruch des Regenten, nicht an- ders, als ob bereits eine Campagne gethan, und der Sieg darinnen erhalten waͤre. Demnach ſtoͤhrete ich meine ſpeciellen guten Freunde an, dem Frauenzimmer unter den Fuß zu geben, daß ſie 6. Perſonen aus ihrem Mittel erwaͤhlen ſolten, welche einſtimmig darauf dringen moͤchten, daß ich, Eberhard Julius, erſtlich dem honorablen Frauenzimmer vor der Fronte eine billige Abbitte und Ehren-Erklaͤrung thun, an Statt hoͤherer Leibes- und Lebens-Straffe aber, nur bloß durch alle 3. Bataillons 12. mahl, auch an Statt der bey Soldaten gewoͤhnlichen Spitz-Ruthen, durch ihre Strumpff-Baͤnder lauffen ſolte. Wie es angegeben war, ſo lief es auch ab, denn nachdem nicht allein 6. Deputirte von dem Frauenzimmer, ſondern auch 6. Perſonen von unſern Aelteſten mein Urtheil nach des loͤblichen Frauenzimmers Verlangen abgefaſſet, ſo ſchickte mich in die Zeit, und bequemete mich, meine Straf- fe zu leiden. Ein ſolcher poßierlicher Streich iſt wohl nie paßirt, ſo lange Felſenburg geſtanden, es ſey denn, daß die Affen zu den Zeiten unſerer Fel- ſenburgiſchen erſten Eltern noch poßierlichere Streiche gemacht haben moͤgen, welche jedoch mit denenjenigen nicht in Vergleichung zu ziehen ſind, welche die vernuͤnfftigen Menſchen zuweilen wohl zu ſpielen pflegen. Unterdeſſen war dieſes eine kleine Luſt vor uns, worbey, meines Wiſſens, gantz und gar nichts ſuͤndliches mit unterlief, es muͤſte denn dieſes uns zur Suͤnde gerechnet werden, daß wir bey dieſer kleinen Comœdie gar allzuviel lachten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/288
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/288>, abgerufen am 22.11.2024.