Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

dergestalt lachen musten, daß wir alle, so zu sagen,
die Bäuche halten musten; ja der Regente, als
ein besonders ernsthaffter Mann, hat nachhero
selbsten bekennet, daß er sich nicht zu entsinnen wis-
se, Zeit seines gantzen Lebens so viel gelacht zu ha-
ben, als über diese lustige Begebenheit. Es nahm
aber nachhero der Regente das Wort selbst auf
sich, und gab der Frau Obristin dieses zur Ant-
wort: Meine allerseits liebwerthesten Engels-
Kinder! es ist allerdings an dem, daß sich mein
Vetter, Eberhard Julius, recht sehr mit Worten
gegen euch vergangen hat, und ob er es auch gleich
so böse nicht gemeynt zu haben vorwenden möchte,
so ist es doch billig und recht, daß er dieserwegen,
dem Kriegs-Rechte gemäß, abgestrafft werden müs-
se, es sey denn, daß ihr euch dieserhalb in der Güte
mit ihm vertrüget: denn das ist keine Sache oder
Mode, daß man diejenigen, welche ihr Blut und
Leben vor das Beste des Vaterlandes aufzuopf-
fern sich ohngeruffen und gantz freywillig darstel-
len, höhnischer Weise durchziehen oder schrauben
wolte. Daß ihr, lieben Engels-Kinder! aber ge-
sonnen, alle vor einen Mann zu stehen, um euch mit
gesammter Hand Satisfaction zu verschaffen, ist
eine zweydeutige Redens-Art, und möchte viele
Weitläufftigkeiten und Verdrüßlichkeiten nach
sich ziehen; dennoch ist mein getreuer Rath dieser,
daß ihr die Sache auf den Spruch des Kriegs-
Rechts ankommen lasset, als zu welchem ihr die
Personen nach eurem eigenen Belieben erwählen
möget.

Das Frauenzimmer war ungemein erfreuet

über
(s) 3

dergeſtalt lachen muſten, daß wir alle, ſo zu ſagen,
die Baͤuche halten muſten; ja der Regente, als
ein beſonders ernſthaffter Mann, hat nachhero
ſelbſten bekennet, daß er ſich nicht zu entſinnen wiſ-
ſe, Zeit ſeines gantzen Lebens ſo viel gelacht zu ha-
ben, als uͤber dieſe luſtige Begebenheit. Es nahm
aber nachhero der Regente das Wort ſelbſt auf
ſich, und gab der Frau Obriſtin dieſes zur Ant-
wort: Meine allerſeits liebwertheſten Engels-
Kinder! es iſt allerdings an dem, daß ſich mein
Vetter, Eberhard Julius, recht ſehr mit Worten
gegen euch vergangen hat, und ob er es auch gleich
ſo boͤſe nicht gemeynt zu haben vorwenden moͤchte,
ſo iſt es doch billig und recht, daß er dieſerwegen,
dem Kriegs-Rechte gemaͤß, abgeſtrafft werden muͤſ-
ſe, es ſey denn, daß ihr euch dieſerhalb in der Guͤte
mit ihm vertruͤget: denn das iſt keine Sache oder
Mode, daß man diejenigen, welche ihr Blut und
Leben vor das Beſte des Vaterlandes aufzuopf-
fern ſich ohngeruffen und gantz freywillig darſtel-
len, hoͤhniſcher Weiſe durchziehen oder ſchrauben
wolte. Daß ihr, lieben Engels-Kinder! aber ge-
ſonnen, alle vor einen Mann zu ſtehen, um euch mit
geſammter Hand Satisfaction zu verſchaffen, iſt
eine zweydeutige Redens-Art, und moͤchte viele
Weitlaͤufftigkeiten und Verdruͤßlichkeiten nach
ſich ziehen; dennoch iſt mein getreuer Rath dieſer,
daß ihr die Sache auf den Spruch des Kriegs-
Rechts ankommen laſſet, als zu welchem ihr die
Perſonen nach eurem eigenen Belieben erwaͤhlen
moͤget.

Das Frauenzimmer war ungemein erfreuet

uͤber
(s) 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0287" n="277"/>
derge&#x017F;talt lachen mu&#x017F;ten, daß wir alle, &#x017F;o zu &#x017F;agen,<lb/>
die Ba&#x0364;uche halten mu&#x017F;ten; ja der <hi rendition="#aq">Regent</hi>e, als<lb/>
ein be&#x017F;onders ern&#x017F;thaffter Mann, hat nachhero<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten bekennet, daß er &#x017F;ich nicht zu ent&#x017F;innen wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, Zeit &#x017F;eines gantzen Lebens &#x017F;o viel gelacht zu ha-<lb/>
ben, als u&#x0364;ber die&#x017F;e lu&#x017F;tige Begebenheit. Es nahm<lb/>
aber nachhero der <hi rendition="#aq">Regent</hi>e das Wort &#x017F;elb&#x017F;t auf<lb/>
&#x017F;ich, und gab der Frau Obri&#x017F;tin die&#x017F;es zur Ant-<lb/>
wort: Meine aller&#x017F;eits liebwerthe&#x017F;ten Engels-<lb/>
Kinder! es i&#x017F;t allerdings an dem, daß &#x017F;ich mein<lb/>
Vetter, Eberhard Julius, recht &#x017F;ehr mit Worten<lb/>
gegen euch vergangen hat, und ob er es auch gleich<lb/>
&#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;e nicht gemeynt zu haben vorwenden mo&#x0364;chte,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es doch billig und recht, daß er die&#x017F;erwegen,<lb/>
dem Kriegs-Rechte gema&#x0364;ß, abge&#x017F;trafft werden mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, es &#x017F;ey denn, daß ihr euch die&#x017F;erhalb in der Gu&#x0364;te<lb/>
mit ihm vertru&#x0364;get: denn das i&#x017F;t keine Sache oder<lb/>
Mode, daß man diejenigen, welche ihr Blut und<lb/>
Leben vor das Be&#x017F;te des Vaterlandes aufzuopf-<lb/>
fern &#x017F;ich ohngeruffen und gantz freywillig dar&#x017F;tel-<lb/>
len, ho&#x0364;hni&#x017F;cher Wei&#x017F;e durchziehen oder &#x017F;chrauben<lb/>
wolte. Daß ihr, lieben Engels-Kinder! aber ge-<lb/>
&#x017F;onnen, alle vor einen Mann zu &#x017F;tehen, um euch mit<lb/>
ge&#x017F;ammter Hand <hi rendition="#aq">Satisfacti</hi>on zu ver&#x017F;chaffen, i&#x017F;t<lb/>
eine zweydeutige Redens-Art, und mo&#x0364;chte viele<lb/>
Weitla&#x0364;ufftigkeiten und Verdru&#x0364;ßlichkeiten nach<lb/>
&#x017F;ich ziehen; dennoch i&#x017F;t mein getreuer Rath die&#x017F;er,<lb/>
daß ihr die Sache auf den Spruch des Kriegs-<lb/>
Rechts ankommen la&#x017F;&#x017F;et, als zu welchem ihr die<lb/>
Per&#x017F;onen nach eurem eigenen Belieben erwa&#x0364;hlen<lb/>
mo&#x0364;get.</p><lb/>
        <p>Das Frauenzimmer war ungemein erfreuet<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(s) 3</fw><fw place="bottom" type="catch">u&#x0364;ber</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0287] dergeſtalt lachen muſten, daß wir alle, ſo zu ſagen, die Baͤuche halten muſten; ja der Regente, als ein beſonders ernſthaffter Mann, hat nachhero ſelbſten bekennet, daß er ſich nicht zu entſinnen wiſ- ſe, Zeit ſeines gantzen Lebens ſo viel gelacht zu ha- ben, als uͤber dieſe luſtige Begebenheit. Es nahm aber nachhero der Regente das Wort ſelbſt auf ſich, und gab der Frau Obriſtin dieſes zur Ant- wort: Meine allerſeits liebwertheſten Engels- Kinder! es iſt allerdings an dem, daß ſich mein Vetter, Eberhard Julius, recht ſehr mit Worten gegen euch vergangen hat, und ob er es auch gleich ſo boͤſe nicht gemeynt zu haben vorwenden moͤchte, ſo iſt es doch billig und recht, daß er dieſerwegen, dem Kriegs-Rechte gemaͤß, abgeſtrafft werden muͤſ- ſe, es ſey denn, daß ihr euch dieſerhalb in der Guͤte mit ihm vertruͤget: denn das iſt keine Sache oder Mode, daß man diejenigen, welche ihr Blut und Leben vor das Beſte des Vaterlandes aufzuopf- fern ſich ohngeruffen und gantz freywillig darſtel- len, hoͤhniſcher Weiſe durchziehen oder ſchrauben wolte. Daß ihr, lieben Engels-Kinder! aber ge- ſonnen, alle vor einen Mann zu ſtehen, um euch mit geſammter Hand Satisfaction zu verſchaffen, iſt eine zweydeutige Redens-Art, und moͤchte viele Weitlaͤufftigkeiten und Verdruͤßlichkeiten nach ſich ziehen; dennoch iſt mein getreuer Rath dieſer, daß ihr die Sache auf den Spruch des Kriegs- Rechts ankommen laſſet, als zu welchem ihr die Perſonen nach eurem eigenen Belieben erwaͤhlen moͤget. Das Frauenzimmer war ungemein erfreuet uͤber (s) 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/287
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/287>, abgerufen am 18.05.2024.