Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

braviren, daß wir nicht auch Feuer gegeben, und
etwas getroffen hätten.

Mir war nur lieb, daß ich einen, oder etliche
von dieser Art Vögeln zu sehen bekam, indem
mich, wie schon gemeldet, weit mehr darnach ge-
lüstert, als einer auf schwerem Fusse gehenden
Frau; Jedoch wir, auf dem Felsen laurende,
waren dennoch auch so glücklich, in 4. Schüssen
so viele herunter zu schiessen, daß davon 6. Stück
aufgefischt, und zu uns gebracht werden konten.

Nun war mein sehnliches Verlangen zwar
in diesem Stücke gestillet, allein ich konte mich den-
noch nicht eher zufrieden geben, biß ich diese Vö-
gel, mit Beyhülffe Mons. Cramers und anderer,
erstlich von aussen sehr bedachtsam gerupfft, nach-
hero von innen recht nach der Kunst anatomiret
hatten. Da wir denn befanden, daß sie alle, einer
so wohl als der andere, (NB. Hier muß ich mel-
den, daß meine
Consorten und ich auf dem Fel-
sen so glücklich gewesen, einen so genannten

Officier oder Anführer des Heers zu treffen)
eine feuerfarbene Crone oder Feder-Busch auf
den Häuptern trugen, denn hierinnen war so wohl
bey den grossen als kleinen kein Unterscheid. Nächst
dem hatten dieselben einen aus dem Kopffe her-
aus ragenden Schnabel, so wie fast eine Gans
bey uns zu haben pflegt, nur um ein gut Theil län-
ger, in welchem Schnabel inwendig eine Art von
Zähnen befindlich, welche mit den Zähnen oder
Kienbacken der Hechte eine grosse Gleichheit haben.
Aufbeyden Seiten der Kienbacken unter den Au-
gen sahe man zwey recht zierliche und auch recht sehr

scharffe

braviren, daß wir nicht auch Feuer gegeben, und
etwas getroffen haͤtten.

Mir war nur lieb, daß ich einen, oder etliche
von dieſer Art Voͤgeln zu ſehen bekam, indem
mich, wie ſchon gemeldet, weit mehr darnach ge-
luͤſtert, als einer auf ſchwerem Fuſſe gehenden
Frau; Jedoch wir, auf dem Felſen laurende,
waren dennoch auch ſo gluͤcklich, in 4. Schuͤſſen
ſo viele herunter zu ſchieſſen, daß davon 6. Stuͤck
aufgefiſcht, und zu uns gebracht werden konten.

Nun war mein ſehnliches Verlangen zwar
in dieſem Stuͤcke geſtillet, allein ich konte mich den-
noch nicht eher zufrieden geben, biß ich dieſe Voͤ-
gel, mit Beyhuͤlffe Monſ. Cramers und anderer,
erſtlich von auſſen ſehr bedachtſam gerupfft, nach-
hero von innen recht nach der Kunſt anatomiret
hatten. Da wir denn befanden, daß ſie alle, einer
ſo wohl als der andere, (NB. Hier muß ich mel-
den, daß meine
Conſorten und ich auf dem Fel-
ſen ſo gluͤcklich geweſen, einen ſo genannten

Officier oder Anfuͤhrer des Heers zu treffen)
eine feuerfarbene Crone oder Feder-Buſch auf
den Haͤuptern trugen, denn hierinnen war ſo wohl
bey den groſſen als kleinen kein Unterſcheid. Naͤchſt
dem hatten dieſelben einen aus dem Kopffe her-
aus ragenden Schnabel, ſo wie faſt eine Gans
bey uns zu haben pflegt, nur um ein gut Theil laͤn-
ger, in welchem Schnabel inwendig eine Art von
Zaͤhnen befindlich, welche mit den Zaͤhnen oder
Kienbacken der Hechte eine groſſe Gleichheit haben.
Aufbeyden Seiten der Kienbacken unter den Au-
gen ſahe man zwey recht zierliche und auch recht ſehr

ſcharffe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0256" n="246"/><hi rendition="#aq">bravi</hi>ren, daß wir nicht auch Feuer gegeben, und<lb/>
etwas getroffen ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>Mir war nur lieb, daß ich einen, oder etliche<lb/>
von die&#x017F;er Art Vo&#x0364;geln zu &#x017F;ehen bekam, indem<lb/>
mich, wie &#x017F;chon gemeldet, weit mehr darnach ge-<lb/>
lu&#x0364;&#x017F;tert, als einer auf &#x017F;chwerem Fu&#x017F;&#x017F;e gehenden<lb/>
Frau; Jedoch wir, auf dem Fel&#x017F;en laurende,<lb/>
waren dennoch auch &#x017F;o glu&#x0364;cklich, in 4. Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;o viele herunter zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, daß davon 6. Stu&#x0364;ck<lb/>
aufgefi&#x017F;cht, und zu uns gebracht werden konten.</p><lb/>
        <p>Nun war mein &#x017F;ehnliches Verlangen zwar<lb/>
in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke ge&#x017F;tillet, allein ich konte mich den-<lb/>
noch nicht eher zufrieden geben, biß ich die&#x017F;e Vo&#x0364;-<lb/>
gel, mit Beyhu&#x0364;lffe <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Cramers und anderer,<lb/>
er&#x017F;tlich von au&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr bedacht&#x017F;am gerupfft, nach-<lb/>
hero von innen recht nach der Kun&#x017F;t <hi rendition="#aq">anatomir</hi>et<lb/>
hatten. Da wir denn befanden, daß &#x017F;ie alle, einer<lb/>
&#x017F;o wohl als der andere, (<hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">Hier muß ich mel-<lb/>
den, daß meine</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Con&#x017F;ort</hi></hi><hi rendition="#fr">en und ich auf dem Fel-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;o glu&#x0364;cklich gewe&#x017F;en, einen &#x017F;o genannten</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Officier</hi></hi> <hi rendition="#fr">oder Anfu&#x0364;hrer des Heers zu treffen</hi>)<lb/>
eine feuerfarbene Crone oder Feder-Bu&#x017F;ch auf<lb/>
den Ha&#x0364;uptern trugen, denn hierinnen war &#x017F;o wohl<lb/>
bey den gro&#x017F;&#x017F;en als kleinen kein Unter&#x017F;cheid. Na&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
dem hatten die&#x017F;elben einen aus dem Kopffe her-<lb/>
aus ragenden Schnabel, &#x017F;o wie fa&#x017F;t eine Gans<lb/>
bey uns zu haben pflegt, nur um ein gut Theil la&#x0364;n-<lb/>
ger, in welchem Schnabel inwendig eine Art von<lb/>
Za&#x0364;hnen befindlich, welche mit den Za&#x0364;hnen oder<lb/>
Kienbacken der Hechte eine gro&#x017F;&#x017F;e Gleichheit haben.<lb/>
Aufbeyden Seiten der Kienbacken unter den Au-<lb/>
gen &#x017F;ahe man zwey recht zierliche und auch recht &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;charffe</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0256] braviren, daß wir nicht auch Feuer gegeben, und etwas getroffen haͤtten. Mir war nur lieb, daß ich einen, oder etliche von dieſer Art Voͤgeln zu ſehen bekam, indem mich, wie ſchon gemeldet, weit mehr darnach ge- luͤſtert, als einer auf ſchwerem Fuſſe gehenden Frau; Jedoch wir, auf dem Felſen laurende, waren dennoch auch ſo gluͤcklich, in 4. Schuͤſſen ſo viele herunter zu ſchieſſen, daß davon 6. Stuͤck aufgefiſcht, und zu uns gebracht werden konten. Nun war mein ſehnliches Verlangen zwar in dieſem Stuͤcke geſtillet, allein ich konte mich den- noch nicht eher zufrieden geben, biß ich dieſe Voͤ- gel, mit Beyhuͤlffe Monſ. Cramers und anderer, erſtlich von auſſen ſehr bedachtſam gerupfft, nach- hero von innen recht nach der Kunſt anatomiret hatten. Da wir denn befanden, daß ſie alle, einer ſo wohl als der andere, (NB. Hier muß ich mel- den, daß meine Conſorten und ich auf dem Fel- ſen ſo gluͤcklich geweſen, einen ſo genannten Officier oder Anfuͤhrer des Heers zu treffen) eine feuerfarbene Crone oder Feder-Buſch auf den Haͤuptern trugen, denn hierinnen war ſo wohl bey den groſſen als kleinen kein Unterſcheid. Naͤchſt dem hatten dieſelben einen aus dem Kopffe her- aus ragenden Schnabel, ſo wie faſt eine Gans bey uns zu haben pflegt, nur um ein gut Theil laͤn- ger, in welchem Schnabel inwendig eine Art von Zaͤhnen befindlich, welche mit den Zaͤhnen oder Kienbacken der Hechte eine groſſe Gleichheit haben. Aufbeyden Seiten der Kienbacken unter den Au- gen ſahe man zwey recht zierliche und auch recht ſehr ſcharffe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/256
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/256>, abgerufen am 22.11.2024.