Frösche, Kröten und anderes Ungeziefer, von vie- lerley Arten, zum Schrecken und Züchtigung zu- schickt, wir uns ein besonderes Gewissen machen solten, eine solche Heuschrecke, Mauß, Ratte, Kröte, Schlange, oder was es sonsten vor eine Art von Plage-Geistern seyn möchte, zu ertreten, zu erspiessen, zu verbrennen, oder auf allerhand an- dere Manier um ihr uns schädlich scheinendes Le- ben zu bringen.
Jch kan nicht läugnen, daß mir die Herrn Theologi in den meisten Stücken ziemlicher Maassen überlegen waren, welches gantz und gar nicht zu verwundern ist, indem ich mich beydes vor einen schlechten Philosophum, und noch schlech- tern Physicum auszugeben die vollenkommenste Ursache habe.
Dieses aber sey vor dißmahl bey Seite gesetzt, denn ich will nichts anders reden, als die Wahrheit, wie es mir nemlich damahls nicht anders ergieng, als wie unserer Uhr-Groß-Mutter der Eva im Paradiese, welche nicht eher Friede und Ruhe zu haben vermeynete, biß sie den verbothenen Apffel im Munde, oder wohl gantz und gar im Leibe hatte; Ohngeachtet ich nun kein Frauenzimmer, sondern bekannter Maassen eine Manns-Person bin, so erstreckte sich die Lüsternheit doch dergestalt einiger Maassen über meine gesunde Vernunfft, daß ich weder Tag noch Nacht ruhen noch rasten konte, biß ich mir, meiner Einbildung nach, das eintzige Vergnügen geschafft, einen solchen Vogel in mei- nen Händen zu haben und zu rupffen. Demnach ließ ich 3. leichte Stückgen-Geschütz, die ich mit
Cartet-
Froͤſche, Kroͤten und anderes Ungeziefer, von vie- lerley Arten, zum Schrecken und Zuͤchtigung zu- ſchickt, wir uns ein beſonderes Gewiſſen machen ſolten, eine ſolche Heuſchrecke, Mauß, Ratte, Kroͤte, Schlange, oder was es ſonſten vor eine Art von Plage-Geiſtern ſeyn moͤchte, zu ertreten, zu erſpieſſen, zu verbrennen, oder auf allerhand an- dere Manier um ihr uns ſchaͤdlich ſcheinendes Le- ben zu bringen.
Jch kan nicht laͤugnen, daß mir die Herrn Theologi in den meiſten Stuͤcken ziemlicher Maaſſen uͤberlegen waren, welches gantz und gar nicht zu verwundern iſt, indem ich mich beydes vor einen ſchlechten Philoſophum, und noch ſchlech- tern Phyſicum auszugeben die vollenkommenſte Urſache habe.
Dieſes aber ſey vor dißmahl bey Seite geſetzt, deñ ich will nichts anders reden, als die Wahrheit, wie es mir nemlich damahls nicht anders ergieng, als wie unſerer Uhr-Groß-Mutter der Eva im Paradieſe, welche nicht eher Friede und Ruhe zu haben vermeynete, biß ſie den verbothenen Apffel im Munde, oder wohl gantz und gar im Leibe hatte; Ohngeachtet ich nun kein Frauenzimmer, ſondern bekannter Maaſſen eine Manns-Perſon bin, ſo erſtreckte ſich die Luͤſternheit doch dergeſtalt einiger Maaſſen uͤber meine geſunde Vernunfft, daß ich weder Tag noch Nacht ruhen noch raſten konte, biß ich mir, meiner Einbildung nach, das eintzige Vergnuͤgen geſchafft, einen ſolchen Vogel in mei- nen Haͤnden zu haben und zu rupffen. Demnach ließ ich 3. leichte Stuͤckgen-Geſchuͤtz, die ich mit
Cartet-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0254"n="244"/>
Froͤſche, Kroͤten und anderes Ungeziefer, von vie-<lb/>
lerley Arten, zum Schrecken und Zuͤchtigung zu-<lb/>ſchickt, wir uns ein beſonderes Gewiſſen machen<lb/>ſolten, eine ſolche Heuſchrecke, Mauß, Ratte,<lb/>
Kroͤte, Schlange, oder was es ſonſten vor eine Art<lb/>
von Plage-Geiſtern ſeyn moͤchte, zu ertreten, zu<lb/>
erſpieſſen, zu verbrennen, oder auf allerhand an-<lb/>
dere Manier um ihr uns ſchaͤdlich ſcheinendes Le-<lb/>
ben zu bringen.</p><lb/><p>Jch kan nicht laͤugnen, daß mir die Herrn<lb/><hirendition="#aq">Theologi</hi> in den meiſten Stuͤcken ziemlicher<lb/>
Maaſſen uͤberlegen waren, welches gantz und gar<lb/>
nicht zu verwundern iſt, indem ich mich beydes vor<lb/>
einen ſchlechten <hirendition="#aq">Philoſophum,</hi> und noch ſchlech-<lb/>
tern <hirendition="#aq">Phyſicum</hi> auszugeben die vollenkommenſte<lb/>
Urſache habe.</p><lb/><p>Dieſes aber ſey vor dißmahl bey Seite geſetzt,<lb/>
deñ ich will nichts anders reden, als die Wahrheit,<lb/>
wie es mir nemlich damahls nicht anders ergieng,<lb/>
als wie unſerer Uhr-Groß-Mutter der Eva im<lb/>
Paradieſe, welche nicht eher Friede und Ruhe zu<lb/>
haben vermeynete, biß ſie den verbothenen Apffel<lb/>
im Munde, oder wohl gantz und gar im Leibe hatte;<lb/>
Ohngeachtet ich nun kein Frauenzimmer, ſondern<lb/>
bekannter Maaſſen eine Manns-Perſon bin, ſo<lb/>
erſtreckte ſich die Luͤſternheit doch dergeſtalt einiger<lb/>
Maaſſen uͤber meine geſunde Vernunfft, daß ich<lb/>
weder Tag noch Nacht ruhen noch raſten konte,<lb/>
biß ich mir, meiner Einbildung nach, das eintzige<lb/>
Vergnuͤgen geſchafft, einen ſolchen Vogel in mei-<lb/>
nen Haͤnden zu haben und zu rupffen. Demnach<lb/>
ließ ich 3. leichte Stuͤckgen-Geſchuͤtz, die ich mit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Cartet-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[244/0254]
Froͤſche, Kroͤten und anderes Ungeziefer, von vie-
lerley Arten, zum Schrecken und Zuͤchtigung zu-
ſchickt, wir uns ein beſonderes Gewiſſen machen
ſolten, eine ſolche Heuſchrecke, Mauß, Ratte,
Kroͤte, Schlange, oder was es ſonſten vor eine Art
von Plage-Geiſtern ſeyn moͤchte, zu ertreten, zu
erſpieſſen, zu verbrennen, oder auf allerhand an-
dere Manier um ihr uns ſchaͤdlich ſcheinendes Le-
ben zu bringen.
Jch kan nicht laͤugnen, daß mir die Herrn
Theologi in den meiſten Stuͤcken ziemlicher
Maaſſen uͤberlegen waren, welches gantz und gar
nicht zu verwundern iſt, indem ich mich beydes vor
einen ſchlechten Philoſophum, und noch ſchlech-
tern Phyſicum auszugeben die vollenkommenſte
Urſache habe.
Dieſes aber ſey vor dißmahl bey Seite geſetzt,
deñ ich will nichts anders reden, als die Wahrheit,
wie es mir nemlich damahls nicht anders ergieng,
als wie unſerer Uhr-Groß-Mutter der Eva im
Paradieſe, welche nicht eher Friede und Ruhe zu
haben vermeynete, biß ſie den verbothenen Apffel
im Munde, oder wohl gantz und gar im Leibe hatte;
Ohngeachtet ich nun kein Frauenzimmer, ſondern
bekannter Maaſſen eine Manns-Perſon bin, ſo
erſtreckte ſich die Luͤſternheit doch dergeſtalt einiger
Maaſſen uͤber meine geſunde Vernunfft, daß ich
weder Tag noch Nacht ruhen noch raſten konte,
biß ich mir, meiner Einbildung nach, das eintzige
Vergnuͤgen geſchafft, einen ſolchen Vogel in mei-
nen Haͤnden zu haben und zu rupffen. Demnach
ließ ich 3. leichte Stuͤckgen-Geſchuͤtz, die ich mit
Cartet-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/254>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.