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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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vorietzo aber nur so viel sagen, daß wir wenig Ta-
ge hernach dieses Gespräch, wie man zu sagen
pflegt, bald wieder verschwatzten, und fast gar nicht
weiter daran gedachten, sondern unser Gebet und
Arbeit, wie sonst gewöhnlich, verrichteten, im übri-
gen den lieben GOtt walten liessen.

Nachdem aber das bißherige grausame
Sturm-Wetter sich gäntzlich gelegt, und wir eine
gantz stille Lufft, zwischen Westen und Norden da-
her streichend, empfanden, so besänfftigten sich auch
unsere Gemüther wieder, zumahlen, da wir uns
nach so entsetzlichen Stürmen eines angenehmen
Frühlings und darauf folgenden ebenmäßig lieb-
lichen Sommers getrösteten. Wir hatten diese
Hoffnung gantz und gar nicht umsonst, indem es
die alles erquickende Sonne, dem gemeinen
Sprichworte nach, dergestalt gut mit uns meyne-
te, daß wir dem Allerhöchsten, vor dieses grosse
Wunder-Geschöpffe, auch dessen Krafft und Wür-
ckung zu loben und zu preisen, in unsern Seelen er-
muntert wurden, und recht darnach lieffen, sonder-
lich die Kinder, welche sich eine besondere Freude
daraus machten, wenn sie die Sonne konten auf-
und niedergehen sehen. Bey solcher Gelegenheit
bemerckten wir nach etlichen Tagen, daß allezeit
früh, wenn sich die Sonne aus dem Ost-Meer er-
hub, um uns mit ihren holden Strahlen zu ergö-
tzen, ein gewaltiger Schwarm grosser Vögel, die
noch etwas, ja ein sehr vieles grösser, als die wilden
Endten waren, von der Gegend zwischen West-
Nord daher gezogen kamen, und ihren Flug nach
dem Süd-Pol über unsere Jnsul hinnahmen.

An-
IV. Theil. (q)

vorietzo aber nur ſo viel ſagen, daß wir wenig Ta-
ge hernach dieſes Geſpraͤch, wie man zu ſagen
pflegt, bald wieder verſchwatzten, und faſt gar nicht
weiter daran gedachten, ſondern unſer Gebet und
Arbeit, wie ſonſt gewoͤhnlich, verrichteten, im uͤbri-
gen den lieben GOtt walten lieſſen.

Nachdem aber das bißherige grauſame
Sturm-Wetter ſich gaͤntzlich gelegt, und wir eine
gantz ſtille Lufft, zwiſchen Weſten und Norden da-
her ſtreichend, empfanden, ſo beſaͤnfftigten ſich auch
unſere Gemuͤther wieder, zumahlen, da wir uns
nach ſo entſetzlichen Stuͤrmen eines angenehmen
Fruͤhlings und darauf folgenden ebenmaͤßig lieb-
lichen Sommers getroͤſteten. Wir hatten dieſe
Hoffnung gantz und gar nicht umſonſt, indem es
die alles erquickende Sonne, dem gemeinen
Sprichworte nach, dergeſtalt gut mit uns meyne-
te, daß wir dem Allerhoͤchſten, vor dieſes groſſe
Wunder-Geſchoͤpffe, auch deſſen Krafft und Wuͤr-
ckung zu loben und zu preiſen, in unſern Seelen er-
muntert wurden, und recht darnach lieffen, ſonder-
lich die Kinder, welche ſich eine beſondere Freude
daraus machten, wenn ſie die Sonne konten auf-
und niedergehen ſehen. Bey ſolcher Gelegenheit
bemerckten wir nach etlichen Tagen, daß allezeit
fruͤh, wenn ſich die Sonne aus dem Oſt-Meer er-
hub, um uns mit ihren holden Strahlen zu ergoͤ-
tzen, ein gewaltiger Schwarm groſſer Voͤgel, die
noch etwas, ja ein ſehr vieles groͤſſer, als die wilden
Endten waren, von der Gegend zwiſchen Weſt-
Nord daher gezogen kamen, und ihren Flug nach
dem Suͤd-Pol uͤber unſere Jnſul hinnahmen.

An-
IV. Theil. (q)
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[241/0251] vorietzo aber nur ſo viel ſagen, daß wir wenig Ta- ge hernach dieſes Geſpraͤch, wie man zu ſagen pflegt, bald wieder verſchwatzten, und faſt gar nicht weiter daran gedachten, ſondern unſer Gebet und Arbeit, wie ſonſt gewoͤhnlich, verrichteten, im uͤbri- gen den lieben GOtt walten lieſſen. Nachdem aber das bißherige grauſame Sturm-Wetter ſich gaͤntzlich gelegt, und wir eine gantz ſtille Lufft, zwiſchen Weſten und Norden da- her ſtreichend, empfanden, ſo beſaͤnfftigten ſich auch unſere Gemuͤther wieder, zumahlen, da wir uns nach ſo entſetzlichen Stuͤrmen eines angenehmen Fruͤhlings und darauf folgenden ebenmaͤßig lieb- lichen Sommers getroͤſteten. Wir hatten dieſe Hoffnung gantz und gar nicht umſonſt, indem es die alles erquickende Sonne, dem gemeinen Sprichworte nach, dergeſtalt gut mit uns meyne- te, daß wir dem Allerhoͤchſten, vor dieſes groſſe Wunder-Geſchoͤpffe, auch deſſen Krafft und Wuͤr- ckung zu loben und zu preiſen, in unſern Seelen er- muntert wurden, und recht darnach lieffen, ſonder- lich die Kinder, welche ſich eine beſondere Freude daraus machten, wenn ſie die Sonne konten auf- und niedergehen ſehen. Bey ſolcher Gelegenheit bemerckten wir nach etlichen Tagen, daß allezeit fruͤh, wenn ſich die Sonne aus dem Oſt-Meer er- hub, um uns mit ihren holden Strahlen zu ergoͤ- tzen, ein gewaltiger Schwarm groſſer Voͤgel, die noch etwas, ja ein ſehr vieles groͤſſer, als die wilden Endten waren, von der Gegend zwiſchen Weſt- Nord daher gezogen kamen, und ihren Flug nach dem Suͤd-Pol uͤber unſere Jnſul hinnahmen. An- IV. Theil. (q)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/251>, abgerufen am 18.05.2024.