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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Pistolen parat zu halten, weilen man bereits das
Blut unter dem Bette hervor lauffen sahe. Mein
Herr wolte zwar der Wirthin mit 6. Guinees ein
Stillschweigen auferlegen, allein diese wolte sich
nicht weiter treuhertzig machen lassen, sondern
durchaus nach der Wache schicken. Demnach be-
gaben wir uns erstlich an die Fenster, um frische
Lufft zu schöpffen, wurden aber gewahr, daß sich ei-
ne gewaltige Menge vom Pöbel in selbiger Gegend
versammlete, fragten demnach die Wirthin, was der
Lerm auf der Strasse zu bedeuten hätte? worauf sie
zur Antwort gab? Meine Herrn! dieser Lerm gehet
nicht uns, sondern die Zoll-Bedienten an, welches
nichts ungewöhnliches ist, wird sich aber mit An-
bruch des Tages wohl legen. Jndem wir nun die
Frau Wirthin in allen Stücken gantz höflich und
freundlich sahen, begaben wir uns wieder hinunter
in das Hauß, und forderten 3. Bouteillen Wein,
nebst etwas Zubehör, welches alles die immer lieb-
reicher scheinende Frau Wirthin sogleich brachte,
und sich mit unsern so genannten Herrn in ein ver-
trauliches Gespräch einließ, welches wir beyden
Diener nicht verstehen konten.

Jch will euch, fiel hier meine Mutter dem La-
quay in die Rede, dasselbe allerseits dergestalt noch
vorsagen, als es gehalten worden: denn erstlich
fragte die Wirthin, wie es möglich gewesen, daß
ich ein so wunderschönes Frauenzimmer hätte in ih-
rer besten Ruh entleiben können? worauf ich dersel-
ben zur Antwort gab: Madame! es laufft allerdings
wider mein Naturell, einen guten Hund, geschwei-
ge denn ein Frauenzimmer zu tödten, weilen ich, wie

sie

Piſtolen parat zu halten, weilen man bereits das
Blut unter dem Bette hervor lauffen ſahe. Mein
Herr wolte zwar der Wirthin mit 6. Guinees ein
Stillſchweigen auferlegen, allein dieſe wolte ſich
nicht weiter treuhertzig machen laſſen, ſondern
durchaus nach der Wache ſchicken. Demnach be-
gaben wir uns erſtlich an die Fenſter, um friſche
Lufft zu ſchoͤpffen, wurden aber gewahr, daß ſich ei-
ne gewaltige Menge vom Poͤbel in ſelbiger Gegend
verſammlete, fragten demnach die Wirthin, was der
Lerm auf der Straſſe zu bedeuten haͤtte? worauf ſie
zur Antwort gab? Meine Herrn! dieſer Lerm gehet
nicht uns, ſondern die Zoll-Bedienten an, welches
nichts ungewoͤhnliches iſt, wird ſich aber mit An-
bruch des Tages wohl legen. Jndem wir nun die
Frau Wirthin in allen Stuͤcken gantz hoͤflich und
freundlich ſahen, begaben wir uns wieder hinunter
in das Hauß, und forderten 3. Bouteillen Wein,
nebſt etwas Zubehoͤr, welches alles die immer lieb-
reicher ſcheinende Frau Wirthin ſogleich brachte,
und ſich mit unſern ſo genannten Herrn in ein ver-
trauliches Geſpraͤch einließ, welches wir beyden
Diener nicht verſtehen konten.

Jch will euch, fiel hier meine Mutter dem La-
quay in die Rede, daſſelbe allerſeits dergeſtalt noch
vorſagen, als es gehalten worden: denn erſtlich
fragte die Wirthin, wie es moͤglich geweſen, daß
ich ein ſo wunderſchoͤnes Frauenzimmer haͤtte in ih-
rer beſten Ruh entleiben koͤnnen? worauf ich derſel-
ben zur Antwort gab: Madame! es laufft allerdings
wider mein Naturell, einen guten Hund, geſchwei-
ge denn ein Frauenzimmer zu toͤdten, weilen ich, wie

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[220/0230] Piſtolen parat zu halten, weilen man bereits das Blut unter dem Bette hervor lauffen ſahe. Mein Herr wolte zwar der Wirthin mit 6. Guinees ein Stillſchweigen auferlegen, allein dieſe wolte ſich nicht weiter treuhertzig machen laſſen, ſondern durchaus nach der Wache ſchicken. Demnach be- gaben wir uns erſtlich an die Fenſter, um friſche Lufft zu ſchoͤpffen, wurden aber gewahr, daß ſich ei- ne gewaltige Menge vom Poͤbel in ſelbiger Gegend verſammlete, fragten demnach die Wirthin, was der Lerm auf der Straſſe zu bedeuten haͤtte? worauf ſie zur Antwort gab? Meine Herrn! dieſer Lerm gehet nicht uns, ſondern die Zoll-Bedienten an, welches nichts ungewoͤhnliches iſt, wird ſich aber mit An- bruch des Tages wohl legen. Jndem wir nun die Frau Wirthin in allen Stuͤcken gantz hoͤflich und freundlich ſahen, begaben wir uns wieder hinunter in das Hauß, und forderten 3. Bouteillen Wein, nebſt etwas Zubehoͤr, welches alles die immer lieb- reicher ſcheinende Frau Wirthin ſogleich brachte, und ſich mit unſern ſo genannten Herrn in ein ver- trauliches Geſpraͤch einließ, welches wir beyden Diener nicht verſtehen konten. Jch will euch, fiel hier meine Mutter dem La- quay in die Rede, daſſelbe allerſeits dergeſtalt noch vorſagen, als es gehalten worden: denn erſtlich fragte die Wirthin, wie es moͤglich geweſen, daß ich ein ſo wunderſchoͤnes Frauenzimmer haͤtte in ih- rer beſten Ruh entleiben koͤnnen? worauf ich derſel- ben zur Antwort gab: Madame! es laufft allerdings wider mein Naturell, einen guten Hund, geſchwei- ge denn ein Frauenzimmer zu toͤdten, weilen ich, wie ſie

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/230>, abgerufen am 25.11.2024.