Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

wie abermals binnen 3. Minuten 3. hefftige Stösse,
so daß wir befürchteten, es würden alle Gebäude
auf der gantzen Jnsul umgefallen seyn, allein
GOtt hatte dieses Unglück gnädig verhütet, wie
ich in meiner fernern Erzählung melden werde.

Jn solchem Zustande, nemlich auf der Erden
liegend, brachten wir noch eine gute Zeit zu, bin-
nen welcher Zeit sich nicht allein der Regent, son-
dern, wie ich sicher glaube, fast alle übrigen Ein-
wohner der Jnsul, vom grösten biß zum kleinesten,
bey uns, als dem grössesten Hauffen, versammle-
ten, als zu welchem sich auch die drey Herrn
Geistlichen verfügten.

Endlich wurde der Himmel nach und nach
helle und klar, und dergestallt mit himmelblauer
Farbe bemahlt, daß sich unsere erschrockenen Her-
tzen einiger Maassen zu erholen schienen; mit der
aufsteigenden Sonne aber begunte auch unsere
Großmuth nach und nach aufzusteigen, zumalen,
da wir nichts weiter von einiger Erd-Erschütte-
rung verspüreten. Die Seiger-Glocke ließ 9.
hellklingende Schläge von sich hören, worüber
wir uns ungemein erfreueten, da wir in Furchten
gestanden, es würde die Uhr gäntzlich ruinirt seyn.
Demnach stund unser Regent, Albertus II. wel-
cher in Wahrheit ein würdiger Nachfolger seines
sel. Vaters, Alberti I. ist, so wohl in dem, was die
Gottesfurcht, als auch die politische Klugheit
und andere Tugenden anbetrifft, von der Erden
auf. Es that aber derselbe an uns alle, die wir
um ihn wie die Schaafe herum lagen, extempore
folgende Rede:

Mei-

wie abermals binnen 3. Minuten 3. hefftige Stoͤſſe,
ſo daß wir befuͤrchteten, es wuͤrden alle Gebaͤude
auf der gantzen Jnſul umgefallen ſeyn, allein
GOtt hatte dieſes Ungluͤck gnaͤdig verhuͤtet, wie
ich in meiner fernern Erzaͤhlung melden werde.

Jn ſolchem Zuſtande, nemlich auf der Erden
liegend, brachten wir noch eine gute Zeit zu, bin-
nen welcher Zeit ſich nicht allein der Regent, ſon-
dern, wie ich ſicher glaube, faſt alle uͤbrigen Ein-
wohner der Jnſul, vom groͤſten biß zum kleineſten,
bey uns, als dem groͤſſeſten Hauffen, verſammle-
ten, als zu welchem ſich auch die drey Herrn
Geiſtlichen verfuͤgten.

Endlich wurde der Himmel nach und nach
helle und klar, und dergeſtallt mit himmelblauer
Farbe bemahlt, daß ſich unſere erſchrockenen Her-
tzen einiger Maaſſen zu erholen ſchienen; mit der
aufſteigenden Sonne aber begunte auch unſere
Großmuth nach und nach aufzuſteigen, zumalen,
da wir nichts weiter von einiger Erd-Erſchuͤtte-
rung verſpuͤreten. Die Seiger-Glocke ließ 9.
hellklingende Schlaͤge von ſich hoͤren, woruͤber
wir uns ungemein erfreueten, da wir in Furchten
geſtanden, es wuͤrde die Uhr gaͤntzlich ruinirt ſeyn.
Demnach ſtund unſer Regent, Albertus II. wel-
cher in Wahrheit ein wuͤrdiger Nachfolger ſeines
ſel. Vaters, Alberti I. iſt, ſo wohl in dem, was die
Gottesfurcht, als auch die politiſche Klugheit
und andere Tugenden anbetrifft, von der Erden
auf. Es that aber derſelbe an uns alle, die wir
um ihn wie die Schaafe herum lagen, extempore
folgende Rede:

Mei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="13"/>
wie abermals binnen 3. Minuten 3. hefftige Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
&#x017F;o daß wir befu&#x0364;rchteten, es wu&#x0364;rden alle Geba&#x0364;ude<lb/>
auf der gantzen Jn&#x017F;ul umgefallen &#x017F;eyn, allein<lb/>
GOtt hatte die&#x017F;es Unglu&#x0364;ck gna&#x0364;dig verhu&#x0364;tet, wie<lb/>
ich in meiner fernern Erza&#x0364;hlung melden werde.</p><lb/>
        <p>Jn &#x017F;olchem Zu&#x017F;tande, nemlich auf der Erden<lb/>
liegend, brachten wir noch eine gute Zeit zu, bin-<lb/>
nen welcher Zeit &#x017F;ich nicht allein der <hi rendition="#aq">Regent,</hi> &#x017F;on-<lb/>
dern, wie ich &#x017F;icher glaube, fa&#x017F;t alle u&#x0364;brigen Ein-<lb/>
wohner der Jn&#x017F;ul, vom gro&#x0364;&#x017F;ten biß zum kleine&#x017F;ten,<lb/>
bey uns, als dem gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Hauffen, ver&#x017F;ammle-<lb/>
ten, als zu welchem &#x017F;ich auch die drey Herrn<lb/>
Gei&#x017F;tlichen verfu&#x0364;gten.</p><lb/>
        <p>Endlich wurde der Himmel nach und nach<lb/>
helle und klar, und derge&#x017F;tallt mit himmelblauer<lb/>
Farbe bemahlt, daß &#x017F;ich un&#x017F;ere er&#x017F;chrockenen Her-<lb/>
tzen einiger Maa&#x017F;&#x017F;en zu erholen &#x017F;chienen; mit der<lb/>
auf&#x017F;teigenden Sonne aber begunte auch un&#x017F;ere<lb/>
Großmuth nach und nach aufzu&#x017F;teigen, zumalen,<lb/>
da wir nichts weiter von einiger Erd-Er&#x017F;chu&#x0364;tte-<lb/>
rung ver&#x017F;pu&#x0364;reten. Die Seiger-Glocke ließ 9.<lb/>
hellklingende Schla&#x0364;ge von &#x017F;ich ho&#x0364;ren, woru&#x0364;ber<lb/>
wir uns ungemein erfreueten, da wir in Furchten<lb/>
ge&#x017F;tanden, es wu&#x0364;rde die Uhr ga&#x0364;ntzlich <hi rendition="#aq">ruinir</hi>t &#x017F;eyn.<lb/>
Demnach &#x017F;tund un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Regent, Albertus II.</hi> wel-<lb/>
cher in Wahrheit ein wu&#x0364;rdiger Nachfolger &#x017F;eines<lb/>
&#x017F;el. Vaters, <hi rendition="#aq">Alberti I.</hi> i&#x017F;t, &#x017F;o wohl in dem, was die<lb/>
Gottesfurcht, als auch die <hi rendition="#aq">politi</hi>&#x017F;che Klugheit<lb/>
und andere Tugenden anbetrifft, von der Erden<lb/>
auf. Es that aber der&#x017F;elbe an uns alle, die wir<lb/>
um ihn wie die Schaafe herum lagen, <hi rendition="#aq">extempore</hi><lb/>
folgende Rede:</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Mei-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0023] wie abermals binnen 3. Minuten 3. hefftige Stoͤſſe, ſo daß wir befuͤrchteten, es wuͤrden alle Gebaͤude auf der gantzen Jnſul umgefallen ſeyn, allein GOtt hatte dieſes Ungluͤck gnaͤdig verhuͤtet, wie ich in meiner fernern Erzaͤhlung melden werde. Jn ſolchem Zuſtande, nemlich auf der Erden liegend, brachten wir noch eine gute Zeit zu, bin- nen welcher Zeit ſich nicht allein der Regent, ſon- dern, wie ich ſicher glaube, faſt alle uͤbrigen Ein- wohner der Jnſul, vom groͤſten biß zum kleineſten, bey uns, als dem groͤſſeſten Hauffen, verſammle- ten, als zu welchem ſich auch die drey Herrn Geiſtlichen verfuͤgten. Endlich wurde der Himmel nach und nach helle und klar, und dergeſtallt mit himmelblauer Farbe bemahlt, daß ſich unſere erſchrockenen Her- tzen einiger Maaſſen zu erholen ſchienen; mit der aufſteigenden Sonne aber begunte auch unſere Großmuth nach und nach aufzuſteigen, zumalen, da wir nichts weiter von einiger Erd-Erſchuͤtte- rung verſpuͤreten. Die Seiger-Glocke ließ 9. hellklingende Schlaͤge von ſich hoͤren, woruͤber wir uns ungemein erfreueten, da wir in Furchten geſtanden, es wuͤrde die Uhr gaͤntzlich ruinirt ſeyn. Demnach ſtund unſer Regent, Albertus II. wel- cher in Wahrheit ein wuͤrdiger Nachfolger ſeines ſel. Vaters, Alberti I. iſt, ſo wohl in dem, was die Gottesfurcht, als auch die politiſche Klugheit und andere Tugenden anbetrifft, von der Erden auf. Es that aber derſelbe an uns alle, die wir um ihn wie die Schaafe herum lagen, extempore folgende Rede: Mei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/23
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/23>, abgerufen am 25.04.2024.