dem curieusen Feuerwercke das geringste gesehen, sondern sie hätten alle wohl und sanffte geschlaffen, biß sie von dem Erdbeben, welches sie eben so hefftig, alswir empfunden, aufgeweckt worden.
Etwa eine Stunde nach dem Knall der zwey Canonen versammleten sich nach und nach etli- che 100. Menschen beyderley Geschlechts, aus al- len Pflantz-Städten auf dem Platze bey der Kirche und am Fusse der Alberts-Burg, welche alle einstimmig aussagten: daß sie zwar das Erd- beben in eben der Gewalt verspüret hätten, als wir, allein von der Schwärtze am Himmel und dem Feuerwerck wolte niemand nichts wissen, biß endlich diejenigen abgelöseten Wächter kamen, welche in verwichener Nacht auf den höchsten Klippen in ihren Schilderhäusern bey den Ca- nonen Schildwacht gehalten. Diese wusten we- gen der Schwärtze und des Feuerwercks alles so accurat auszusagen, als wir es mit unsern Au- gen gesehen hatten.
Jndem wir nun hiervon mancherley Gesprä- che unter einander hielten, empfanden wir binnen ohngefähr 3. Minuten, 3. gewaltige Stösse vom Erdbeben und zwar dergestallt hefftig, daß sich auch die Glocken auf dem Kirch-Thurme von selbsten rühreten, und ihren Laut von sich gaben. Die allermeisten unter uns aber, sonderlich die Weiber und Kinder, waren zu Boden gefallen, und blieben also auch auf der Erden liegen. Jch selbst konte mich nicht halten, sondern muste gleich bey dem ersten Stosse zu Boden sincken.
Noch etwa eine Stunde hernach empfanden
wir
dem curieuſen Feuerwercke das geringſte geſehen, ſondern ſie haͤtten alle wohl und ſanffte geſchlaffen, biß ſie von dem Erdbeben, welches ſie eben ſo hefftig, alswir empfunden, aufgeweckt worden.
Etwa eine Stunde nach dem Knall der zwey Canonen verſammleten ſich nach und nach etli- che 100. Menſchen beyderley Geſchlechts, aus al- len Pflantz-Staͤdten auf dem Platze bey der Kirche und am Fuſſe der Alberts-Burg, welche alle einſtimmig ausſagten: daß ſie zwar das Erd- beben in eben der Gewalt verſpuͤret haͤtten, als wir, allein von der Schwaͤrtze am Himmel und dem Feuerwerck wolte niemand nichts wiſſen, biß endlich diejenigen abgeloͤſeten Waͤchter kamen, welche in verwichener Nacht auf den hoͤchſten Klippen in ihren Schilderhaͤuſern bey den Ca- nonen Schildwacht gehalten. Dieſe wuſten we- gen der Schwaͤrtze und des Feuerwercks alles ſo accurat auszuſagen, als wir es mit unſern Au- gen geſehen hatten.
Jndem wir nun hiervon mancherley Geſpraͤ- che unter einander hielten, empfanden wir binnen ohngefaͤhr 3. Minuten, 3. gewaltige Stoͤſſe vom Erdbeben und zwar dergeſtallt hefftig, daß ſich auch die Glocken auf dem Kirch-Thurme von ſelbſten ruͤhreten, und ihren Laut von ſich gaben. Die allermeiſten unter uns aber, ſonderlich die Weiber und Kinder, waren zu Boden gefallen, und blieben alſo auch auf der Erden liegen. Jch ſelbſt konte mich nicht halten, ſondern muſte gleich bey dem erſten Stoſſe zu Boden ſincken.
Noch etwa eine Stunde hernach empfanden
wir
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0022"n="12"/>
dem <hirendition="#aq">curieuſ</hi>en Feuerwercke das geringſte geſehen,<lb/>ſondern ſie haͤtten alle wohl und ſanffte geſchlaffen,<lb/>
biß ſie von dem Erdbeben, welches ſie eben ſo<lb/>
hefftig, alswir empfunden, aufgeweckt worden.</p><lb/><p>Etwa eine Stunde nach dem Knall der zwey<lb/><hirendition="#aq">Canon</hi>en verſammleten ſich nach und nach etli-<lb/>
che 100. Menſchen beyderley Geſchlechts, aus al-<lb/>
len Pflantz-Staͤdten auf dem Platze bey der<lb/>
Kirche und am Fuſſe der <hirendition="#aq">Alberts-</hi>Burg, welche<lb/>
alle einſtimmig ausſagten: daß ſie zwar das Erd-<lb/>
beben in eben der Gewalt verſpuͤret haͤtten, als<lb/>
wir, allein von der Schwaͤrtze am Himmel und<lb/>
dem Feuerwerck wolte niemand nichts wiſſen,<lb/>
biß endlich diejenigen abgeloͤſeten Waͤchter kamen,<lb/>
welche in verwichener Nacht auf den hoͤchſten<lb/>
Klippen in ihren Schilderhaͤuſern bey den <hirendition="#aq">Ca-<lb/>
non</hi>en Schildwacht gehalten. Dieſe wuſten we-<lb/>
gen der Schwaͤrtze und des Feuerwercks alles ſo<lb/><hirendition="#aq">accurat</hi> auszuſagen, als wir es mit unſern Au-<lb/>
gen geſehen hatten.</p><lb/><p>Jndem wir nun hiervon mancherley Geſpraͤ-<lb/>
che unter einander hielten, empfanden wir binnen<lb/>
ohngefaͤhr 3. Minuten, 3. gewaltige Stoͤſſe vom<lb/>
Erdbeben und zwar dergeſtallt hefftig, daß ſich<lb/>
auch die Glocken auf dem Kirch-Thurme von<lb/>ſelbſten ruͤhreten, und ihren Laut von ſich gaben.<lb/>
Die allermeiſten unter uns aber, ſonderlich die<lb/>
Weiber und Kinder, waren zu Boden gefallen,<lb/>
und blieben alſo auch auf der Erden liegen. Jch<lb/>ſelbſt konte mich nicht halten, ſondern muſte gleich<lb/>
bey dem erſten Stoſſe zu Boden ſincken.</p><lb/><p>Noch etwa eine Stunde hernach empfanden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wir</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[12/0022]
dem curieuſen Feuerwercke das geringſte geſehen,
ſondern ſie haͤtten alle wohl und ſanffte geſchlaffen,
biß ſie von dem Erdbeben, welches ſie eben ſo
hefftig, alswir empfunden, aufgeweckt worden.
Etwa eine Stunde nach dem Knall der zwey
Canonen verſammleten ſich nach und nach etli-
che 100. Menſchen beyderley Geſchlechts, aus al-
len Pflantz-Staͤdten auf dem Platze bey der
Kirche und am Fuſſe der Alberts-Burg, welche
alle einſtimmig ausſagten: daß ſie zwar das Erd-
beben in eben der Gewalt verſpuͤret haͤtten, als
wir, allein von der Schwaͤrtze am Himmel und
dem Feuerwerck wolte niemand nichts wiſſen,
biß endlich diejenigen abgeloͤſeten Waͤchter kamen,
welche in verwichener Nacht auf den hoͤchſten
Klippen in ihren Schilderhaͤuſern bey den Ca-
nonen Schildwacht gehalten. Dieſe wuſten we-
gen der Schwaͤrtze und des Feuerwercks alles ſo
accurat auszuſagen, als wir es mit unſern Au-
gen geſehen hatten.
Jndem wir nun hiervon mancherley Geſpraͤ-
che unter einander hielten, empfanden wir binnen
ohngefaͤhr 3. Minuten, 3. gewaltige Stoͤſſe vom
Erdbeben und zwar dergeſtallt hefftig, daß ſich
auch die Glocken auf dem Kirch-Thurme von
ſelbſten ruͤhreten, und ihren Laut von ſich gaben.
Die allermeiſten unter uns aber, ſonderlich die
Weiber und Kinder, waren zu Boden gefallen,
und blieben alſo auch auf der Erden liegen. Jch
ſelbſt konte mich nicht halten, ſondern muſte gleich
bey dem erſten Stoſſe zu Boden ſincken.
Noch etwa eine Stunde hernach empfanden
wir
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/22>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.