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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Wie nun dieser gethane Vorschlag nicht nur
dem Regenten, sondern auch allen andern Mit-
Regenten vollkommen wohlgefiel, so wurde be-
schlossen, keine Zeit noch Stunde mehr zu verab-
säumen, sondern erstlich das Volck auf die kleine
Jnsul, und den meisten Theil der mitgebrachten
Sachen erst an den Fuß unsers Felsens zu schaf-
fen, allwo, weiln ohnedem die See um selbige Zeit
sehr weit zurück gewichen, Platz genug vor diesel-
ben vorhanden zu seyn geschätzt wurde.

Nächstfolgenden Tages, da Kirch-Tag war,
wurden im Herausgehen aus der Kirche 300.
Mann von unsern Leuten, nemlich die besten und
stärcksten Felsenburger ausgelesen, welche zu Aus-
schiffung der Sachen Hand mit anlegen solten;
hierauf setzte sich der Capitain Horn nebst mir und
vielen ansehnlichen Felsenburgern in Boote, und
fuhren hinüber zu den Schiffen, da denn Capitain
Horn seinem Bruder so gleich den Antrag thät,
daß, weilen auf der grossen Jnsul nicht so viel
Raum und Platz anzutreffen, dem Volcke gnug-
same Bequemlichkeit zur Verpflegung zu verschaf-
fen, als wolle er sich gefallen lassen, dasselbe auf
die kleinere Jnsul zu führen, fernerweit aber vor
nichts Sorge tragen, indem allhier mehr der Uber-
fluß, als Mangel regiere.

Der jüngere Capitain Horn ließ sich alles
gefallen, was ihm sein Bruder zumuthete, und
derowegen richteten beyde Schiffe ihre Seegel
nach der kleinen Jnsul, erreichten auch dieselbe
noch, ehe es Nacht wurde. Folgenden Morgens
stiegen sie also mit dem Allerfrühsten in eben dem-

jenigen

Wie nun dieſer gethane Vorſchlag nicht nur
dem Regenten, ſondern auch allen andern Mit-
Regenten vollkommen wohlgefiel, ſo wurde be-
ſchloſſen, keine Zeit noch Stunde mehr zu verab-
ſaͤumen, ſondern erſtlich das Volck auf die kleine
Jnſul, und den meiſten Theil der mitgebrachten
Sachen erſt an den Fuß unſers Felſens zu ſchaf-
fen, allwo, weiln ohnedem die See um ſelbige Zeit
ſehr weit zuruͤck gewichen, Platz genug vor dieſel-
ben vorhanden zu ſeyn geſchaͤtzt wurde.

Naͤchſtfolgenden Tages, da Kirch-Tag war,
wurden im Herausgehen aus der Kirche 300.
Mann von unſern Leuten, nemlich die beſten und
ſtaͤrckſten Felſenburger ausgeleſen, welche zu Aus-
ſchiffung der Sachen Hand mit anlegen ſolten;
hierauf ſetzte ſich der Capitain Horn nebſt mir und
vielen anſehnlichen Felſenburgern in Boote, und
fuhren hinuͤber zu den Schiffen, da denn Capitain
Horn ſeinem Bruder ſo gleich den Antrag thaͤt,
daß, weilen auf der groſſen Jnſul nicht ſo viel
Raum und Platz anzutreffen, dem Volcke gnug-
ſame Bequemlichkeit zur Verpflegung zu verſchaf-
fen, als wolle er ſich gefallen laſſen, daſſelbe auf
die kleinere Jnſul zu fuͤhren, fernerweit aber vor
nichts Sorge tragen, indem allhier mehr der Uber-
fluß, als Mangel regiere.

Der juͤngere Capitain Horn ließ ſich alles
gefallen, was ihm ſein Bruder zumuthete, und
derowegen richteten beyde Schiffe ihre Seegel
nach der kleinen Jnſul, erreichten auch dieſelbe
noch, ehe es Nacht wurde. Folgenden Morgens
ſtiegen ſie alſo mit dem Allerfruͤhſten in eben dem-

jenigen
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[198/0208] Wie nun dieſer gethane Vorſchlag nicht nur dem Regenten, ſondern auch allen andern Mit- Regenten vollkommen wohlgefiel, ſo wurde be- ſchloſſen, keine Zeit noch Stunde mehr zu verab- ſaͤumen, ſondern erſtlich das Volck auf die kleine Jnſul, und den meiſten Theil der mitgebrachten Sachen erſt an den Fuß unſers Felſens zu ſchaf- fen, allwo, weiln ohnedem die See um ſelbige Zeit ſehr weit zuruͤck gewichen, Platz genug vor dieſel- ben vorhanden zu ſeyn geſchaͤtzt wurde. Naͤchſtfolgenden Tages, da Kirch-Tag war, wurden im Herausgehen aus der Kirche 300. Mann von unſern Leuten, nemlich die beſten und ſtaͤrckſten Felſenburger ausgeleſen, welche zu Aus- ſchiffung der Sachen Hand mit anlegen ſolten; hierauf ſetzte ſich der Capitain Horn nebſt mir und vielen anſehnlichen Felſenburgern in Boote, und fuhren hinuͤber zu den Schiffen, da denn Capitain Horn ſeinem Bruder ſo gleich den Antrag thaͤt, daß, weilen auf der groſſen Jnſul nicht ſo viel Raum und Platz anzutreffen, dem Volcke gnug- ſame Bequemlichkeit zur Verpflegung zu verſchaf- fen, als wolle er ſich gefallen laſſen, daſſelbe auf die kleinere Jnſul zu fuͤhren, fernerweit aber vor nichts Sorge tragen, indem allhier mehr der Uber- fluß, als Mangel regiere. Der juͤngere Capitain Horn ließ ſich alles gefallen, was ihm ſein Bruder zumuthete, und derowegen richteten beyde Schiffe ihre Seegel nach der kleinen Jnſul, erreichten auch dieſelbe noch, ehe es Nacht wurde. Folgenden Morgens ſtiegen ſie alſo mit dem Allerfruͤhſten in eben dem- jenigen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/208>, abgerufen am 04.05.2024.