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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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finden, weilen er gesonnen wäre, auch noch ein
kleines Valet-Schmäußgen zu geben.

Es wolten zwar die Portugiesen hierein erstlich
gantz und gar nicht willigen, sondern sperreten sich
hefftig dargegen, allein da der Gouverneur sagte,
wie er sie Zeit seines Lebens nicht vor rechtschaffe-
ne brave Leute erkennete, daferne sie ihm diese letz-
ten Bitte nicht gewähreten, indem es ja nicht nur
vom Ceremoniel erfordert würde, erstlich noch-
mahls auf seiner Burg einzusprechen, und Abschied
zu nehmen, nachhero aber auf ihren Schiffen den
Valet-Becher zu trincken, denn er versicherte ih-
nen hoch und theuer, daß er, weilen sie doch so
gar allzusehr eileten, nicht länger, als den morgen-
den Tag aufhalten, des folgenden Tages aber ih-
rer Abfahrt mit betrübten Augen nachsehen wolte,
so lange biß sie ihm aus den Augen verschwänden.
Uber alles dieses hätte er noch vieles in Geheim mit
ihnen zu reden, welches der Portugiesischen Na-
tio
n und auch dem Gouverneur selbst zu gantz
besonderm Nutzen und Vortheil gereichen könte.
Wie nun die Portugiesen dieses vernahmen, ver-
sprachen sie ihm auf redliche Parole, daß sie folgen-
den Morgens mit den aller frühsten auf der Burg
sich einfinden wolten. Demnach reisete der Gou-
verneur
nebst allen den Seinigen nach seiner Burg
zu, und wir beyden Brüder wurden von dem Gou-
verneur
und den Seinigen fast forcirt, auch mit
dahin zu gehen.

Es war also schon um die Zeit des Aufgangs
der Sonnen, als wir die Burg erreichten, immit-
telst wurde von beyden Seiten noch immer bestän-

dig

finden, weilen er geſonnen waͤre, auch noch ein
kleines Valet-Schmaͤußgen zu geben.

Es wolten zwar die Portugieſen hierein erſtlich
gantz und gar nicht willigen, ſondern ſperreten ſich
hefftig dargegen, allein da der Gouverneur ſagte,
wie er ſie Zeit ſeines Lebens nicht vor rechtſchaffe-
ne brave Leute erkennete, daferne ſie ihm dieſe letz-
ten Bitte nicht gewaͤhreten, indem es ja nicht nur
vom Ceremoniel erfordert wuͤrde, erſtlich noch-
mahls auf ſeiner Burg einzuſprechen, und Abſchied
zu nehmen, nachhero aber auf ihren Schiffen den
Valet-Becher zu trincken, denn er verſicherte ih-
nen hoch und theuer, daß er, weilen ſie doch ſo
gar allzuſehr eileten, nicht laͤnger, als den morgen-
den Tag aufhalten, des folgenden Tages aber ih-
rer Abfahrt mit betruͤbten Augen nachſehen wolte,
ſo lange biß ſie ihm aus den Augen verſchwaͤnden.
Uber alles dieſes haͤtte er noch vieles in Geheim mit
ihnen zu reden, welches der Portugieſiſchen Na-
tio
n und auch dem Gouverneur ſelbſt zu gantz
beſonderm Nutzen und Vortheil gereichen koͤnte.
Wie nun die Portugieſen dieſes vernahmen, ver-
ſprachen ſie ihm auf redliche Parole, daß ſie folgen-
den Morgens mit den aller fruͤhſten auf der Burg
ſich einfinden wolten. Demnach reiſete der Gou-
verneur
nebſt allen den Seinigen nach ſeiner Burg
zu, und wir beyden Bruͤder wurden von dem Gou-
verneur
und den Seinigen faſt forcirt, auch mit
dahin zu gehen.

Es war alſo ſchon um die Zeit des Aufgangs
der Sonnen, als wir die Burg erreichten, immit-
telſt wurde von beyden Seiten noch immer beſtaͤn-

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[150/0160] finden, weilen er geſonnen waͤre, auch noch ein kleines Valet-Schmaͤußgen zu geben. Es wolten zwar die Portugieſen hierein erſtlich gantz und gar nicht willigen, ſondern ſperreten ſich hefftig dargegen, allein da der Gouverneur ſagte, wie er ſie Zeit ſeines Lebens nicht vor rechtſchaffe- ne brave Leute erkennete, daferne ſie ihm dieſe letz- ten Bitte nicht gewaͤhreten, indem es ja nicht nur vom Ceremoniel erfordert wuͤrde, erſtlich noch- mahls auf ſeiner Burg einzuſprechen, und Abſchied zu nehmen, nachhero aber auf ihren Schiffen den Valet-Becher zu trincken, denn er verſicherte ih- nen hoch und theuer, daß er, weilen ſie doch ſo gar allzuſehr eileten, nicht laͤnger, als den morgen- den Tag aufhalten, des folgenden Tages aber ih- rer Abfahrt mit betruͤbten Augen nachſehen wolte, ſo lange biß ſie ihm aus den Augen verſchwaͤnden. Uber alles dieſes haͤtte er noch vieles in Geheim mit ihnen zu reden, welches der Portugieſiſchen Na- tion und auch dem Gouverneur ſelbſt zu gantz beſonderm Nutzen und Vortheil gereichen koͤnte. Wie nun die Portugieſen dieſes vernahmen, ver- ſprachen ſie ihm auf redliche Parole, daß ſie folgen- den Morgens mit den aller fruͤhſten auf der Burg ſich einfinden wolten. Demnach reiſete der Gou- verneur nebſt allen den Seinigen nach ſeiner Burg zu, und wir beyden Bruͤder wurden von dem Gou- verneur und den Seinigen faſt forcirt, auch mit dahin zu gehen. Es war alſo ſchon um die Zeit des Aufgangs der Sonnen, als wir die Burg erreichten, immit- telſt wurde von beyden Seiten noch immer beſtaͤn- dig

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/160>, abgerufen am 24.11.2024.