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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Wir giengen demnach zur Taffel, die sehr
köstlich zubereitet war, da denn beym Gesundheit-
Trincken kein eintziger Canonen-Schuß gehöret
wurde, als Abends, wenn die Sonne untergieng,
da denn 3. Canonen von der Citadelle abgebrannt,
und von unsern Schiffen mit eben so vielen geant-
wortet wurde.

Biß gegen Mitternacht wurde noch mancher
schöner Pocal und Becher unter Trompeten
und Paucken-Schall, auch anderer instrumen-
tal Musique
ausgeeleret, weil der Gouverneur
und die Seinigen sich alle ungemein lustig bezeige-
ten, und auch wir unserer Seits keine Schlaf-
Mützen repraesentirten. Endlich ward Schicht
gemacht, und wir beyden Brüder bezogen wieder
unser vormahliges Zimmer.

Hernachmahls gieng alles gantz ordentlich,
jedoch mit täglicher Veränderung der Lustbarkei-
ten zu, den einen Tag giengen wir auf die Jagd,
den andern auf die Fischerey, den dritten schossen
wir einen grossen höltzernen Vogel von der auf-
gerichteten Vogel-Stange herunter, den vierd-
ten Tag schossen wir mit Büchsen, Flinten, auch
theils mit Pistolen nach den aufgesetzten Schei-
ben, den fünfften sahen wir aus den Fenstern dem
Kampff der wilden Thiere unter einander zu,
den sechsten fuhren wir Abends in den kleinen Lust-
Schiffen auf der See herum, dabey mein Bruder
doch sein Wort nicht hielte, und das Pulver spa-
rete, indem er nach einander eine ziemliche Menge
Raqueten steigen, auch eine Anzahl kleinere
Schwärmer aus den Händen werffen, oder aus

Pisto-

Wir giengen demnach zur Taffel, die ſehr
koͤſtlich zubereitet war, da denn beym Geſundheit-
Trincken kein eintziger Canonen-Schuß gehoͤret
wurde, als Abends, wenn die Sonne untergieng,
da denn 3. Canonen von der Citadelle abgebrannt,
und von unſern Schiffen mit eben ſo vielen geant-
wortet wurde.

Biß gegen Mitternacht wurde noch mancher
ſchoͤner Pocal und Becher unter Trompeten
und Paucken-Schall, auch anderer inſtrumen-
tal Muſique
ausgeeleret, weil der Gouverneur
und die Seinigen ſich alle ungemein luſtig bezeige-
ten, und auch wir unſerer Seits keine Schlaf-
Muͤtzen repræſentirten. Endlich ward Schicht
gemacht, und wir beyden Bruͤder bezogen wieder
unſer vormahliges Zimmer.

Hernachmahls gieng alles gantz ordentlich,
jedoch mit taͤglicher Veraͤnderung der Luſtbarkei-
ten zu, den einen Tag giengen wir auf die Jagd,
den andern auf die Fiſcherey, den dritten ſchoſſen
wir einen groſſen hoͤltzernen Vogel von der auf-
gerichteten Vogel-Stange herunter, den vierd-
ten Tag ſchoſſen wir mit Buͤchſen, Flinten, auch
theils mit Piſtolen nach den aufgeſetzten Schei-
ben, den fuͤnfften ſahen wir aus den Fenſtern dem
Kampff der wilden Thiere unter einander zu,
den ſechſten fuhren wir Abends in den kleinen Luſt-
Schiffen auf der See herum, dabey mein Bruder
doch ſein Wort nicht hielte, und das Pulver ſpa-
rete, indem er nach einander eine ziemliche Menge
Raqueten ſteigen, auch eine Anzahl kleinere
Schwaͤrmer aus den Haͤnden werffen, oder aus

Piſto-
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[142/0152] Wir giengen demnach zur Taffel, die ſehr koͤſtlich zubereitet war, da denn beym Geſundheit- Trincken kein eintziger Canonen-Schuß gehoͤret wurde, als Abends, wenn die Sonne untergieng, da denn 3. Canonen von der Citadelle abgebrannt, und von unſern Schiffen mit eben ſo vielen geant- wortet wurde. Biß gegen Mitternacht wurde noch mancher ſchoͤner Pocal und Becher unter Trompeten und Paucken-Schall, auch anderer inſtrumen- tal Muſique ausgeeleret, weil der Gouverneur und die Seinigen ſich alle ungemein luſtig bezeige- ten, und auch wir unſerer Seits keine Schlaf- Muͤtzen repræſentirten. Endlich ward Schicht gemacht, und wir beyden Bruͤder bezogen wieder unſer vormahliges Zimmer. Hernachmahls gieng alles gantz ordentlich, jedoch mit taͤglicher Veraͤnderung der Luſtbarkei- ten zu, den einen Tag giengen wir auf die Jagd, den andern auf die Fiſcherey, den dritten ſchoſſen wir einen groſſen hoͤltzernen Vogel von der auf- gerichteten Vogel-Stange herunter, den vierd- ten Tag ſchoſſen wir mit Buͤchſen, Flinten, auch theils mit Piſtolen nach den aufgeſetzten Schei- ben, den fuͤnfften ſahen wir aus den Fenſtern dem Kampff der wilden Thiere unter einander zu, den ſechſten fuhren wir Abends in den kleinen Luſt- Schiffen auf der See herum, dabey mein Bruder doch ſein Wort nicht hielte, und das Pulver ſpa- rete, indem er nach einander eine ziemliche Menge Raqueten ſteigen, auch eine Anzahl kleinere Schwaͤrmer aus den Haͤnden werffen, oder aus Piſto-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/152>, abgerufen am 06.05.2024.