Worte hören konte) so viel zu ihm: mein Herr, vergebet mir, daß ich euch den Tantz abschlage, in- dem ich euren Zustand weiß, und mich Zeit-Lebens nicht zu frieden geben könte, wenn ihr eure Wunden erhitztet, und in Gefahr lieffet. Jch werde auch mit keinen andern tantzen, sondern mich mit Kopff- Schmertzen entschuldigen. Lieber wolte ich euch noch heute Schuh und Stiefeln putzen, als mit euch tantzen, denn ich habe viel zu viel Vorsorge und Nachsinnen wegen eurer Gesundheit. Jch will mich zu eurem Herrn Bruder setzen, mit ihm ein gut Gespräche halten, und darbey dem Tantze zu- sehen, weil derselbe, wie ich mercke, auch keinen Appetit zum Tantzen hat. Also kam mein Bru- der zu uns, setzte sich neben das Fräulein, so daß wir sie recht in der Mitten hatten, und führeten ein lustiges Gespräch. Es kamen ihrer viele, die das Fräulein zum Tantze auffordern wolten, allein sie schützte Kopff-Schmertzen vor, nahm auch, da es gegen 10. Uhr kam, von uns Abschied, und begab sich zur Ruhe. Da das Schwärmen jedoch kein En- de nehmen wolte, wurden wir es auch überdrüßig, und schlichen auf unsere Zimmer, befahlen aber ei- nem Pagen, dem Herrn Gouverneur und dessen Gemahlin uns nicht ungnädig zu vermercken, daß wir stillschweigend fortgeschlichen wären, indem uns die Schmertzen unserer Wunden zum Ver- binden getrieben hätten. Der übrigen Compa- gnie aber solte er unsern gehorsamsten Respect vermelden.
Nachdem wir auf unsern Zimmern angelan- get, kam dieser Page bald hinter uns her, und
brachte
Worte hoͤren konte) ſo viel zu ihm: mein Herr, vergebet mir, daß ich euch den Tantz abſchlage, in- dem ich euren Zuſtand weiß, und mich Zeit-Lebens nicht zu frieden geben koͤnte, wenn ihr eure Wunden erhitztet, und in Gefahr lieffet. Jch werde auch mit keinen andern tantzen, ſondern mich mit Kopff- Schmertzen entſchuldigen. Lieber wolte ich euch noch heute Schuh und Stiefeln putzen, als mit euch tantzen, denn ich habe viel zu viel Vorſorge und Nachſinnen wegen eurer Geſundheit. Jch will mich zu eurem Herrn Bruder ſetzen, mit ihm ein gut Geſpraͤche halten, und darbey dem Tantze zu- ſehen, weil derſelbe, wie ich mercke, auch keinen Appetit zum Tantzen hat. Alſo kam mein Bru- der zu uns, ſetzte ſich neben das Fraͤulein, ſo daß wir ſie recht in der Mitten hatten, und fuͤhreten ein luſtiges Geſpraͤch. Es kamen ihrer viele, die das Fraͤulein zum Tantze auffordern wolten, allein ſie ſchuͤtzte Kopff-Schmertzen vor, nahm auch, da es gegen 10. Uhr kam, von uns Abſchied, und begab ſich zur Ruhe. Da das Schwaͤrmen jedoch kein En- de nehmen wolte, wurden wir es auch uͤberdruͤßig, und ſchlichen auf unſere Zimmer, befahlen aber ei- nem Pagen, dem Herrn Gouverneur und deſſen Gemahlin uns nicht ungnaͤdig zu vermercken, daß wir ſtillſchweigend fortgeſchlichen waͤren, indem uns die Schmertzen unſerer Wunden zum Ver- binden getrieben haͤtten. Der uͤbrigen Compa- gnie aber ſolte er unſern gehorſamſten Reſpect vermelden.
Nachdem wir auf unſern Zimmern angelan- get, kam dieſer Page bald hinter uns her, und
brachte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0104"n="94"/>
Worte hoͤren konte) ſo viel zu ihm: mein Herr,<lb/>
vergebet mir, daß ich euch den Tantz abſchlage, in-<lb/>
dem ich euren Zuſtand weiß, und mich Zeit-Lebens<lb/>
nicht zu frieden geben koͤnte, wenn ihr eure Wunden<lb/>
erhitztet, und in Gefahr lieffet. Jch werde auch mit<lb/>
keinen andern tantzen, ſondern mich mit Kopff-<lb/>
Schmertzen entſchuldigen. Lieber wolte ich euch<lb/>
noch heute Schuh und Stiefeln putzen, als mit euch<lb/>
tantzen, denn ich habe viel zu viel Vorſorge und<lb/>
Nachſinnen wegen eurer Geſundheit. Jch will<lb/>
mich zu eurem Herrn Bruder ſetzen, mit ihm ein<lb/>
gut Geſpraͤche halten, und darbey dem Tantze zu-<lb/>ſehen, weil derſelbe, wie ich mercke, auch keinen<lb/><hirendition="#aq">Appetit</hi> zum Tantzen hat. Alſo kam mein Bru-<lb/>
der zu uns, ſetzte ſich neben das Fraͤulein, ſo daß<lb/>
wir ſie recht in der Mitten hatten, und fuͤhreten ein<lb/>
luſtiges Geſpraͤch. Es kamen ihrer viele, die das<lb/>
Fraͤulein zum Tantze auffordern wolten, allein ſie<lb/>ſchuͤtzte Kopff-Schmertzen vor, nahm auch, da es<lb/>
gegen 10. Uhr kam, von uns Abſchied, und begab<lb/>ſich zur Ruhe. Da das Schwaͤrmen jedoch kein En-<lb/>
de nehmen wolte, wurden wir es auch uͤberdruͤßig,<lb/>
und ſchlichen auf unſere Zimmer, befahlen aber ei-<lb/>
nem <hirendition="#aq">Pag</hi>en, dem Herrn <hirendition="#aq">Gouverneur</hi> und deſſen<lb/>
Gemahlin uns nicht ungnaͤdig zu vermercken, daß<lb/>
wir ſtillſchweigend fortgeſchlichen waͤren, indem<lb/>
uns die Schmertzen unſerer Wunden zum Ver-<lb/>
binden getrieben haͤtten. Der uͤbrigen <hirendition="#aq">Compa-<lb/>
gnie</hi> aber ſolte er unſern gehorſamſten <hirendition="#aq">Reſpect</hi><lb/>
vermelden.</p><lb/><p>Nachdem wir auf unſern Zimmern angelan-<lb/>
get, kam dieſer <hirendition="#aq">Page</hi> bald hinter uns her, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">brachte</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[94/0104]
Worte hoͤren konte) ſo viel zu ihm: mein Herr,
vergebet mir, daß ich euch den Tantz abſchlage, in-
dem ich euren Zuſtand weiß, und mich Zeit-Lebens
nicht zu frieden geben koͤnte, wenn ihr eure Wunden
erhitztet, und in Gefahr lieffet. Jch werde auch mit
keinen andern tantzen, ſondern mich mit Kopff-
Schmertzen entſchuldigen. Lieber wolte ich euch
noch heute Schuh und Stiefeln putzen, als mit euch
tantzen, denn ich habe viel zu viel Vorſorge und
Nachſinnen wegen eurer Geſundheit. Jch will
mich zu eurem Herrn Bruder ſetzen, mit ihm ein
gut Geſpraͤche halten, und darbey dem Tantze zu-
ſehen, weil derſelbe, wie ich mercke, auch keinen
Appetit zum Tantzen hat. Alſo kam mein Bru-
der zu uns, ſetzte ſich neben das Fraͤulein, ſo daß
wir ſie recht in der Mitten hatten, und fuͤhreten ein
luſtiges Geſpraͤch. Es kamen ihrer viele, die das
Fraͤulein zum Tantze auffordern wolten, allein ſie
ſchuͤtzte Kopff-Schmertzen vor, nahm auch, da es
gegen 10. Uhr kam, von uns Abſchied, und begab
ſich zur Ruhe. Da das Schwaͤrmen jedoch kein En-
de nehmen wolte, wurden wir es auch uͤberdruͤßig,
und ſchlichen auf unſere Zimmer, befahlen aber ei-
nem Pagen, dem Herrn Gouverneur und deſſen
Gemahlin uns nicht ungnaͤdig zu vermercken, daß
wir ſtillſchweigend fortgeſchlichen waͤren, indem
uns die Schmertzen unſerer Wunden zum Ver-
binden getrieben haͤtten. Der uͤbrigen Compa-
gnie aber ſolte er unſern gehorſamſten Reſpect
vermelden.
Nachdem wir auf unſern Zimmern angelan-
get, kam dieſer Page bald hinter uns her, und
brachte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/104>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.