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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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te aber deren erstlich noch mehr verfertigen, sie so-
dann auf die Albertus-Burg liefern, damit der
Alt-Vater damit disponiren könte, wie ihme be-
liebte. Mons. Hollersdorff, der Mahler, hatte
nicht nur den Altar bereits vollkommen schön aus-
gemahlt sondern wurde auch noch vor Michaelis
mit der Cantzel fertig. Solchergestalt sahen unsere
Aeltesten mit Vergnügen, daß wir keine Schma-
rotzer und faule Tage-Diebe sondern lauter fleis-
sige Arbeiter mitgebracht hatten, inzwischen durff-
ten sich diese um keine Lebens-Mittel bekümmern,
denn es wurde ihnen alles, was sie begehrten,
reichlich zugetragen.

Mittlerweile wurde es kundig, daß Hr. Schmel-
tzer jun. mit meiner Schwester, und ich mich mit
meiner Cordula an dem künfftigen Michaelis-Feste
wolten copuliren lassen, derowegen mag der Ap-
petit zum Heyrathen nicht nur einigen Felsenbur-
gern, sondern auch etlichen von unsern neu mitge-
brachten Europäern ankommen, denn diese Letztern
hatten die Töchter des Landes schon besehen, waren
auch so wohl im Aussuchen als in der Anwerbung
mehrentheils glücklich gewesen, weiln es nicht nur
an sich selbst feine Männer waren, sondern die äl-
tern Europäer sich ihrer als Brüder angenommen,
und ihnen das Wort geredet hatten. Jnzwischen
wäre doch bald ein Streit zwischen Mons. van Blac
und dem Mahler Hollersdorff entstanden, denn es
hatten sich beyde zugleich in Herrn Kramers seiner
Frauen ihre jüngste Schwester verliebt, weßwe-
gen wir andern uns darzwischen schlugen, und auf
Vermercken, daß die Jungfrau den Mahler ge-

woge-

te aber deren erſtlich noch mehr verfertigen, ſie ſo-
dann auf die Albertus-Burg liefern, damit der
Alt-Vater damit diſponiren koͤnte, wie ihme be-
liebte. Monſ. Hollersdorff, der Mahler, hatte
nicht nur den Altar bereits vollkommen ſchoͤn aus-
gemahlt ſondern wurde auch noch vor Michaelis
mit der Cantzel fertig. Solchergeſtalt ſahen unſere
Aelteſten mit Vergnuͤgen, daß wir keine Schma-
rotzer und faule Tage-Diebe ſondern lauter fleiſ-
ſige Arbeiter mitgebracht hatten, inzwiſchen durff-
ten ſich dieſe um keine Lebens-Mittel bekuͤmmern,
denn es wurde ihnen alles, was ſie begehrten,
reichlich zugetragen.

Mittlerweile wurde es kundig, daß Hr. Schmel-
tzer jun. mit meiner Schweſter, und ich mich mit
meiner Cordula an dem kuͤnfftigen Michaelis-Feſte
wolten copuliren laſſen, derowegen mag der Ap-
petit zum Heyrathen nicht nur einigen Felſenbur-
gern, ſondern auch etlichen von unſern neu mitge-
brachten Europaͤern ankommen, denn dieſe Letztern
hatten die Toͤchter des Landes ſchon beſehen, waren
auch ſo wohl im Ausſuchen als in der Anwerbung
mehrentheils gluͤcklich geweſen, weiln es nicht nur
an ſich ſelbſt feine Maͤnner waren, ſondern die aͤl-
tern Europaͤer ſich ihrer als Bruͤder angenommen,
und ihnen das Wort geredet hatten. Jnzwiſchen
waͤre doch bald ein Streit zwiſchen Monſ. van Blac
und dem Mahler Hollersdorff entſtanden, denn es
hatten ſich beyde zugleich in Herrn Kramers ſeiner
Frauen ihre juͤngſte Schweſter verliebt, weßwe-
gen wir andern uns darzwiſchen ſchlugen, und auf
Vermercken, daß die Jungfrau den Mahler ge-

woge-
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[91/0099] te aber deren erſtlich noch mehr verfertigen, ſie ſo- dann auf die Albertus-Burg liefern, damit der Alt-Vater damit diſponiren koͤnte, wie ihme be- liebte. Monſ. Hollersdorff, der Mahler, hatte nicht nur den Altar bereits vollkommen ſchoͤn aus- gemahlt ſondern wurde auch noch vor Michaelis mit der Cantzel fertig. Solchergeſtalt ſahen unſere Aelteſten mit Vergnuͤgen, daß wir keine Schma- rotzer und faule Tage-Diebe ſondern lauter fleiſ- ſige Arbeiter mitgebracht hatten, inzwiſchen durff- ten ſich dieſe um keine Lebens-Mittel bekuͤmmern, denn es wurde ihnen alles, was ſie begehrten, reichlich zugetragen. Mittlerweile wurde es kundig, daß Hr. Schmel- tzer jun. mit meiner Schweſter, und ich mich mit meiner Cordula an dem kuͤnfftigen Michaelis-Feſte wolten copuliren laſſen, derowegen mag der Ap- petit zum Heyrathen nicht nur einigen Felſenbur- gern, ſondern auch etlichen von unſern neu mitge- brachten Europaͤern ankommen, denn dieſe Letztern hatten die Toͤchter des Landes ſchon beſehen, waren auch ſo wohl im Ausſuchen als in der Anwerbung mehrentheils gluͤcklich geweſen, weiln es nicht nur an ſich ſelbſt feine Maͤnner waren, ſondern die aͤl- tern Europaͤer ſich ihrer als Bruͤder angenommen, und ihnen das Wort geredet hatten. Jnzwiſchen waͤre doch bald ein Streit zwiſchen Monſ. van Blac und dem Mahler Hollersdorff entſtanden, denn es hatten ſich beyde zugleich in Herrn Kramers ſeiner Frauen ihre juͤngſte Schweſter verliebt, weßwe- gen wir andern uns darzwiſchen ſchlugen, und auf Vermercken, daß die Jungfrau den Mahler ge- woge-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/99>, abgerufen am 03.05.2024.