Meister Schubart war ein sehr geschickter Mann, gab an, wohin die Glaß-Cammer oder Magazin, der Calcinir-Ofen, der Schmeltz- oder Werck- Ofen, und dann der Kühl-Ofen gebauet, und wie eigentlich diese dreyerley Arten von Ofen gemacht werden solten, bestellete auch die dazu benöthigten Machinen und Jnstrumente, als, die Pfeiffe, Vor- schneid-Eisen, das Zwack-Eisen, Bühm-Eisen, Scheere, Auftrieb-Scheere, Rößgen, Sattel, eiserne Schöppe, Wasser-Trog, Formen, Mör- ser und dergleichen, und versprach, wenn man ihn und seinen Compagnon so fleißig fort förderte, auch gnugsame Materialien zuführen liesse, binnen wenig Wochen so viel Glaß-Tafeln zu lieffern, als wir zu unsern Kirch-Fenstern nöthig hätten. Jch sparete keine Worte, die Vorsteher der Gemein- den dahin zu bringen, daß sie sich diesen Bau recht- schaffen angelegen seyn liessen, derowegen fehlete es nicht an fleißigen Arbeitern, auch wurden die Materialien zum Glaßmachen nach und nach der- gestalt häuffig zugeführet, daß der Glaß-Meister völlig vergnügt war. Jch begab mich alle Woche zwey biß drey mahl dahin, diesen Bau zu besichti- gen, allein, ich konte wenig tüchtigen Rath darzu geben, weil ich die Sache nicht verstund, hergegen thaten Mons. Litzberg, Plager, Morgenthal und andere nebst dem Glaß-Meister Schubart das be- ste bey Anlegung dieser Sache, so, daß sie endlich noch vor Michaelis völlig zum Stande kam, und wir eine Probe von vielerley Sorten der Gläser, mit grösten Vergnügen zu sehen bekamen, auch die fleißigen Arbeiter zum öfftern besuchten, indem
sich
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Meiſter Schubart war ein ſehr geſchickter Mann, gab an, wohin die Glaß-Cammer oder Magazin, der Calcinir-Ofen, der Schmeltz- oder Werck- Ofen, und dann der Kuͤhl-Ofen gebauet, und wie eigentlich dieſe dreyerley Arten von Ofen gemacht werden ſolten, beſtellete auch die dazu benoͤthigten Machinen und Jnſtrumente, als, die Pfeiffe, Vor- ſchneid-Eiſen, das Zwack-Eiſen, Buͤhm-Eiſen, Scheere, Auftrieb-Scheere, Roͤßgen, Sattel, eiſerne Schoͤppe, Waſſer-Trog, Formen, Moͤr- ſer und dergleichen, und verſprach, wenn man ihn und ſeinen Compagnon ſo fleißig fort foͤrderte, auch gnugſame Materialien zufuͤhren lieſſe, binnen wenig Wochen ſo viel Glaß-Tafeln zu lieffern, als wir zu unſern Kirch-Fenſtern noͤthig haͤtten. Jch ſparete keine Worte, die Vorſteher der Gemein- den dahin zu bringen, daß ſie ſich dieſen Bau recht- ſchaffen angelegen ſeyn lieſſen, derowegen fehlete es nicht an fleißigen Arbeitern, auch wurden die Materialien zum Glaßmachen nach und nach der- geſtalt haͤuffig zugefuͤhret, daß der Glaß-Meiſter voͤllig vergnuͤgt war. Jch begab mich alle Woche zwey biß drey mahl dahin, dieſen Bau zu beſichti- gen, allein, ich konte wenig tuͤchtigen Rath darzu geben, weil ich die Sache nicht verſtund, hergegen thaten Monſ. Litzberg, Plager, Morgenthal und andere nebſt dem Glaß-Meiſter Schubart das be- ſte bey Anlegung dieſer Sache, ſo, daß ſie endlich noch vor Michaelis voͤllig zum Stande kam, und wir eine Probe von vielerley Sorten der Glaͤſer, mit groͤſten Vergnuͤgen zu ſehen bekamen, auch die fleißigen Arbeiter zum oͤfftern beſuchten, indem
ſich
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Meiſter Schubart war ein ſehr geſchickter Mann,
gab an, wohin die Glaß-Cammer oder Magazin,
der Calcinir-Ofen, der Schmeltz- oder Werck-
Ofen, und dann der Kuͤhl-Ofen gebauet, und wie
eigentlich dieſe dreyerley Arten von Ofen gemacht
werden ſolten, beſtellete auch die dazu benoͤthigten
Machinen und Jnſtrumente, als, die Pfeiffe, Vor-
ſchneid-Eiſen, das Zwack-Eiſen, Buͤhm-Eiſen,
Scheere, Auftrieb-Scheere, Roͤßgen, Sattel,
eiſerne Schoͤppe, Waſſer-Trog, Formen, Moͤr-
ſer und dergleichen, und verſprach, wenn man ihn
und ſeinen Compagnon ſo fleißig fort foͤrderte,
auch gnugſame Materialien zufuͤhren lieſſe, binnen
wenig Wochen ſo viel Glaß-Tafeln zu lieffern, als
wir zu unſern Kirch-Fenſtern noͤthig haͤtten. Jch
ſparete keine Worte, die Vorſteher der Gemein-
den dahin zu bringen, daß ſie ſich dieſen Bau recht-
ſchaffen angelegen ſeyn lieſſen, derowegen fehlete
es nicht an fleißigen Arbeitern, auch wurden die
Materialien zum Glaßmachen nach und nach der-
geſtalt haͤuffig zugefuͤhret, daß der Glaß-Meiſter
voͤllig vergnuͤgt war. Jch begab mich alle Woche
zwey biß drey mahl dahin, dieſen Bau zu beſichti-
gen, allein, ich konte wenig tuͤchtigen Rath darzu
geben, weil ich die Sache nicht verſtund, hergegen
thaten Monſ. Litzberg, Plager, Morgenthal und
andere nebſt dem Glaß-Meiſter Schubart das be-
ſte bey Anlegung dieſer Sache, ſo, daß ſie endlich
noch vor Michaelis voͤllig zum Stande kam, und
wir eine Probe von vielerley Sorten der Glaͤſer,
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/97>, abgerufen am 22.11.2024.
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